Julia Knirsch

Der geheimnisvolle Junge aus Afrika -Teil I

Ein kühler, verregneter Novembermorgen. Der regen prasselte an Nadines Fenster und ließ sie unruhig von ihrem Comicheft aufsehen. Gerade hatten die Ferien begonnen, mit wunderschönem Wetter, doch kaum war der erste Tag vergangen schüttete es wie aus Kübeln. Nadine blickte aus ihrem Fenster. Unter ihr war eine große Straße. Es liefen Menschen mit eingezogenen Köpfen und Regenschirmen herum. Gegenüber ihrer Wohnung war ein riesiges Lebensmittelgeschäft, auf dem in großen Leuchtbuchstaben Fischer's prangte. Gerade als Nadine sich wieder auf ihr Sofa niederlassen wollte, um ihren Comic weiter zu lesen, klingelte es unten an der großen Eingangstür. Nadine rannte hinunter und öffnete. Vor ihr stand ein gleichaltriger Junge, der vom Regen durchnässt war. "Darf ich reinkommen?", fragte er mit englischem Akzent. Nadine antwortete verwirrt: "Natürlich!" Der Junge trat ein. "Ich heiße Robbie", stellte er sich vor. Ohne ihm auch ihren Namen zu nennen, fragte Nadine: "Wo kommst du denn her?" "Nicht jetzt!", flüsterte Robbie. "Lässt du mich zu dir ins Haus?" Verunsichert sah Nadine Robbie an. Er trug ein große Regenjacke, von der, der Regen in Strömen hinunterlief. Außerdem hatte er eine Umhängetasche. Er sah aber in keinster Weise gefährlich aus. Also nickte Nadine: "Komm mit!"

In Nadines Wohnung angekommen, zog Robbie seine Jacke aus und stellte seine Tasche ab. Zum Glück waren Nadines Eltern gerade nicht daheim, sonst wäre das mit Robbie schwierig geworden. "Nun?", fragte Nadine. Sie wartete eindeutig auf eine Erklärung. Robbie sah zu Boden. "Ich komme aus Afrika! Ich habe keine Eltern mehr, sie sind gestorben. Darum habe ich mich auf einem Schiff versteckt und bin so nach Deutschland gekommen." Nadine war geschockt. Sie versteckte hier einen Flüchtling. Sie fragte: "Und wieso kannst du deutsch?" Robbie grinste: "Mein Vater war Deutscher. Er hat es mir beigebracht!" "Und was hast du vor zu tun?", wollte Nadine wissen. "Ich suche Jemanden, der mich aufnimmt oder versteckt!", meinte er. Nadine war daran, ihn hochkant wieder hinauszuschmeißen, doch er sah sie mit einem flehenden Blick an. Nadine meinte mit versucht gleichgültigem Ton: "Du kannst hier nicht bleiben! Meine Eltern sind bestimmt nicht begeistert, wenn sie dich hier finden!" Robbie sah sie traurig an. "Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihn zu verstecken!", dachte Nadine. Auf einmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Der Dachboden! Eigentlich kam niemand dort hin, das wäre das perfekte Versteck für Robbie. Aufgeregt teilte sie es Robbie mit. Er nickte und nahm seine Tasche.

Als sie beim Dachboden angekommen waren, machte es Robbie sich gemütlich. Er fand eine alte Wolldecke und eine Matratze. Die Tasche nahm er als Kopfkissen. Eine Weile unterhielten er und Nadine sich noch, dann musste Nadine aber gehen. Robbie nahm ihre Hand und küsste sie. Nadine drehte sich hektisch um und sah ihn fragend an. "Das machen wir in Afrika so, als Zeichen der Annerkennung!" Nadine lächelte, doch dann ging sie.

Es kribbelte furchtbar in Nadines Bauch. Sie konnte sich dieses Gefühl nicht genau erklären. Immer wieder kam ihr Robbie in den Sinn. Dann wusste sie es. Sie hatte sich hals über Kopf in Robbie verliebt.

Fortsetzung folgt.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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