Katja Baumgärtner

Werktags Sterne vom Himmel holen

Werktags Sterne vom Himmel holen

 

Der kleine Edi schaute sich gerade eine Kinderzeitschrift an. Da sah er die Überschrift Werktags Sterne vom Himmel holen. Er war sehr aufgeregt und wollte wissen, um was es in diesem Artikel ging und er las folgendes darüber: Berichte uns wie du die Sterne werktags vom Himmel holst.

Wir erfüllen dir dann einen Traum, den du am Sonntag erfüllen kannst.

Edi fragte sich, was das bedeutet. Er nahm es Wort wörtlich und wollte sich heute noch auf dem Weg machen, an einem Werktag wie es heute war, Sterne vom Himmel zu holen.

Er packte seinen Rucksack mit Essen, Trinken, seinem Taschengeld und einer Landkarte und schrieb seiner Mutter einen Brief, dass er für eine Nacht fort war, um nach den Sternen zu greifen. Er machte sich auf dem Weg und lief die Straße hinunter zur Bushaltestelle. Er wollte zu einem Ort, den er und seine Eltern immer Sonntags besuchten, wo es eine große Wiese gab, und sie immer gemeinsam picknicken, wenn das Wetter schön war. Es war heute wieder schönes Wetter und er ging in kurzer Hose und einem T-Shirt. Eine Wolljacke hatte er auch dabei, wenn es in der Nacht kalt werden sollte. Die hatte er noch in seinem Rucksack, dass er sie nicht verliert.

Im Bus schaute ihn Fred an, ein Nachbarjunge. Er war interessiert, was Edi so las. Edi las nicht, er tat nur so und Fred setzte sich zu ihm und lächelte ihn an. „Was liest du da?“ und er schaute auf die Zeitschrift und las laut: „Werktags nach den Sternen greifen“
„Was bedeutet das? fragte er Edi, der ihn nicht leiden konnte. „Das geht dich nichts an! Weg da!“ , sagte er in einem groben Ton.

„Bitte“, sagte Fred kleinlaut. „Ich möchte bei dir sitzen bleiben!“ und Edi war ruhig.

Dann fasste er sich ein Wort und sagte: „Einverstanden!“ und beide schauten sich an und lächelten sich an.

„Was bedeutet das?“ hackte Fred nach.

„Ich weiß auch noch nicht! Ich möchte heute Nacht nach den Sternen greifen! Kommst du mit?“
„Natürlich!“, antwortete Fred. „Vielleicht werden wir auf der kleinen Reise Freunde!“

„Ja, vielleicht!“ freute sich Edi und wiederum lächelten sich beide an.

„Was hast du vor und wo willst du hin?“ und Edi erklärte ihm alles.

Sie stiegen dann nachdem sie aus der Stadt draußen waren, aus. Im Bus unterhielten sie sich prächtig und lachten hin und wieder.

„Komm, hier sind wir richtig! Aber wie weiter?“ Edi stutzte.
„Nein!“ antwortete Fred und dann fingen beide, laut gleichzeitig zu lachen und schauten sich dabei an.

„Und was machen wir jetzt, du Schlaumeier! Wie kommen wir jetzt weiter!“, meinte Fred frech.
„Weiß noch nicht! Aber ich habe eine Karte! Kannst du Karten lesen?“
„Irgendwie nicht! Aber wir sind doch zu zweit! Gemeinsam kommen wir zur Wiese!
Wir sind doch Freunde jetzt!“
„Ja, wir sind jetzt Freunde und werden immer bessere, wenn wir das gemeinsam durchgestanden haben!“, erwiderte Edi und Fred freute sich sehr, was eben Edi sagte. Edi war über Freds´ Freude zufrieden und nun versuchten die beiden, die Karte zu lesen und gingen weiter in ein Dorf hinein.

Sie wussten nicht mal wie sie die Karte halten sollten. Edi drehte sie mal so und Fred mal so rum wie sie es eben dachten.

Dann kam Fred auf die Idee, wenn sie das nächste Mal jemanden sehen, einfach zu fragen.

Gesagt, getan und Edi fragte einen alten buckligen Bauer, weil er am besten erklären konnte, wo sie hinwollten.

Der Bauer war sehr freundlich, aber sie verstanden ihn nicht, weil er in einem Dialekt sprach, den die beiden nicht kannten. Sie schauten sich an, bedankten sich und gingen die Hoffnung aufgebend, weiter.

Sie lasen wiederum ab und zu die Karte und gingen weiter und weiter. Sie wussten wiederum nicht, ob es richtig war, wo sie lang gingen. Sie gingen einfach wie sie es einfach für richtig hielten wie die ganze Zeit. Sie sahen immer noch Häuser und es gab weit und breit keine Wiese.

Beide Jungs wunderten sich wie groß so ein Dorf sein konnte. Sie wurden hungrig und die Kerle hatten so großen Hunger, dass sie alle belegten Brötchen aßen. Es gab Fanta dazu, an dem sie jedoch sparen mussten. Es war nämlich Sommer und da kann man nie wissen. Es kamen ihnen so vor als wären sie in der Wüste, in der sie jederzeit verdursten konnten, wenn sie jetzt alles austrinken würden. Da kam ihnen ein Mädchen entgegen und Edi konnte sich irgendwie leicht an sie erinnern, was er die ganzen Zeit nicht behaupten konnte. Er sprach sie an: „Kennst du mich noch?“
„Natürlich!“ sprach das Mädchen und lächelte dabei und Edi lächelte zurück. Fred stand wortlos daneben. „Kennst du hier eine Wiese, auf der man picknicken kann!“
„Natürlich!“, wiederholte das Mädchen erneut. „Von da her kennen wir uns doch!“, lächelte das Mädchen wieder.
„So!“, freute sich Edi besonders und Fred ebenfalls.

„Die Wiese ist nicht weit von hier entfernt. Ich habe gerade Zeit und bringe euch vor Abendanbruch dort hin.“ Der Tag war fortgeschritten, ohne dass es die Kinder bemerkt hatten.

Die Augen der beiden Kinder leuchteten vor Freude. Anni, das Mädchen, wusste über alles Bescheid und gönnte den beiden bei Nacht auf der Wiese, nach den Sternen zu greifen.

Sie brachte die beiden so schnell wie möglich an ihren Wunschort und wollte heim huschen, als Edi ihr nach rief: „Sehen wir uns wieder?“
„Natürlich! Hier auf der Wiese! Nimm Fred bitte mit! Dann können wir gemeinsam das nächste Mal miteinander spielen!“ und Edi freute sich. Fred war also auch willkommen. Besser konnte es nicht laufen, dachte er.

Die beiden waren müde und ruhten sich auf der Wiese aus. Es wurde Nacht und die Sterne funkelten in dieser Nacht besonders leuchtend.

Edi teilte mit Fred seine Wolljacke, die er über sich und ihn legte. Die Nacht war irgendwie kalt und irgendwie doch nicht. Sie fragten sich, wie sie nun die Sterne vom Himmel holten sollten und überlegten und überlegten und schliefen dabei ein und träumten von den Sternen, von ihrer Freundschaft und bei Edi kam Anni hinzu, von der er zusätzlich träumte.

Am nächsten Morgen bemerkten die beiden, dass sie die Nacht verschlafen hatten, um nach den Sternen zu greifen und sie waren enttäuscht, es versäumt zu haben. Sie traten dennoch die Reise nach Hause an. Auf dem Weg ins Dorf, kam ihnen Edis´ Mutter entgegen, die wütend und dennoch erleichtert war, die beiden heil anzutreffen. Sie umarmte beide und erklärte, dass Freds´ Mutter ebenfalls zu Hause wartet. Sie rief sie an, dass die beiden wohlauf waren. „Jetzt erklärt mir mal, was das war! Ihr könnt doch nicht einfach alleine nachts auf einer Wiese übernachten und beide erzählten, warum sie das machten und wie sie Freunde wurden – auch die Begegnung mit Anni wurde nicht vergessen.

„Wir haben nicht werktags die Sterne vom Himmel holen können, Mama!“ beendete

Edi ihre Geschichte.

„Und ob!“sagte die Mutter freudestrahlend. „Ihr seid darüber hinaus gegangen. Ihr seid nämlich die besten Freunde jetzt. Ihr seid den Weg zur Wiese gemeinsam gegangen und ward füreinander da. Eine Freundschaft zwischen Menschen ist etwas ganz besonders. Ihr müsst sie nur jetzt pflegen. Ihr habt vielleicht nicht nur die Sterne werktags vom Himmel geholt sondern ganz und gar sonntags. Die Mutter strahlte weiterhin: „Schreibe mit Fred gemeinsam auf, was ihr erlebt habt und du wirst sicherlich gewinnen. Der Gewinn ist gegen deine neu geschlossene Freundschaft gar nichts. Wenn du nicht gewinnen solltest, denke dir du bist der Sieger.“

Jetzt verstanden beide, was mit dem Satz gemeint war. Hätte Edi gleich gefragt, was dieser Satz bedeutete, hätten die beiden sich nicht kennengelernt und so waren sie zufrieden, egal ob nach dieser Nacht die Glieder wehgetan haben wie noch nie zuvor. Edi wurde zwar nicht erster bei der Ausschreibung, aber er hörte auf die Worte seiner Mutter, etwas erfahren zu haben, was etwas ganz besonders sein kann, wenn es ehrlich gemeint sei. Er schrieb sein Erlebnis ohne Mamas Hilfe auf, es sollte nämlich eine ganz besondere Geschichte werden, was sie auch war. Das merkte die Jury jedoch nicht, die wollten das nicht merken. Es gewann ein Texte, der von einem Erwachsenen aufgesetzt wurde und im Gegensatz zu Edis` Erlebnis nichts besonderes war.

 

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