Rolf Hippler

Zwischen Wachen und Träumen

Die Sonne ist fast hinter dem Rand der Welt untergetaucht. Ihr vergehendes Licht färbt den Himmel mit warmen Rot- und Gelbtönen. Die Blumen bereiten sich auf die Nacht vor und schließen langsam ihre Kelche. Bienen und Hummeln sammeln die letzten Reste von Nektar, ehe auch sie sich auf den Heimweg machen. Selbst der Wind fühlt sich ein wenig träge an, streichelt mehr als dass er die Blätter der Bäume bewegt. Auch die Luft fühlt sich müde und irgendwie gesättigt an.

Zeit zur Besinnung. Vogelstimmen singen ein Abendlied und auch die Grillen fallen mit ein in diese Melodie. Leises Rascheln im Gebüsch, die Äste der Bäume werden von ihren Mietern in Beschlag genommen. Alles wirkt friedlich.

Dies ist auch mein Augenblick. Innehalten, zurück lehnen und die Seele ein wenig baumeln lassen.

Sich besinnen, den Tag Revue passieren lassen. Was war gut, was hat nicht so gepasst, wo lag ich total daneben.

Das Haus ist still ohne dich. Winzige Staubflocken tanzen im letzten Licht zwischen Dämmerung und Dunkelheit. Kein leises Lachen durchbricht die Stille, keine Schritte, die näher kommen. Kein Körper, der sich neben mich setzt, dessen Wärme ich spüren kann. Keine Hand, die sich langsam in die meine schmiegt, einen Strom glücklicher Energie entstehen lässt. Kein Kopf, der an meiner Schulter ruht und dessen Haare meine Nase kitzeln. Kein vertrautes Atmen an meinem Ohr und keine Berührungen.

Es war erst gestern, dass du gegangen bist, aber es kommt mir schon wie eine Ewigkeit vor. Das Fehlen schmerzt und ein Gefühl von Einsamkeit beschleicht mich. Das Wissen, dass dieses Fehlen nur von kurzer Dauer ist macht es auch nicht erträglicher. Es ist, als sei auch ein Teil von mir weg...fehlt.

Inzwischen ist auch das letzte Sonnenlicht hinter dem Horizont verschwunden und die Dämmerung nimmt Besitz von der Umgebung. Wie eine Decke breitet sie sich aus und hüllt den Tag in Dunkelheit.

Ich stehe auf und gehe nach drinnen. Auch das Haus ruht nun geschäftig. Zumindest Spuren deines Duftes meine ich noch erahnen zu können. In unser Laken gehüllt liege ich auf dem Bett. Ich vermisse dich.

In diesem Moment, zwischen Wachen und Träumen, bist du mir unendlich nahe.


© Rolf Hippler

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.10.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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