Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die einzige bin, die heute an dich denkt. Wer denkt schon an jemanden, der seit über 60 Jahren tot ist? Dessen Zeitspanne so kurz war, dass nichts mehr an ihn erinnert, außer einem vergilbten Eintrag im Stammbuch der Familie.Es existiert kein Photo, weil du zu einer Zeit geboren wurdest, in der Photographieren ein Luxus war.
Ich kannte dich nicht einmal. Immerhin sind unsere Leben miteinander verknüpft, denn ich glaube, ich wäre nicht da, wenn du nicht gegangen wärst. Du kamst an einem Montag zur Welt: 11. Oktober 1948. Unsere Mutter erzählte mir manchmal von dir und jedes Mal hatte sie Tränen in den Augen, auch 50 Jahre später noch. 4 Monate blieben dir Zeit, dann brach eine Grippeepidemie aus, der du zum Opfer fielst. Später besuchte ich mit unserem Vater oft dein Grab, anfangs ohne zu wissen, dass du dort liegst. Er erzählte mir von dir, als ich 6 Jahre alt war. Ich war traurig und weinte, aber er meinte, ich müsse nicht traurig sein, ich bekäme bald einen anderen Bruder. Den bekam ich auch, aber dein Bild bekam ich nie aus dem Kopf: Der kleine Junge im weißen Sarg, der mir großer Bruder gewesen wäre.
11.10.16 gewidmet meinem kleinen großen Bruder Wolfgang
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Janna Ney).
Der Beitrag wurde von Janna Ney auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.10.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Janna Ney als Lieblingsautorin markieren
Leben & Poesie
von Alexander Pernsteiner
Gedichte vom Zauber der Liebe und den Träumereien des des Lebens.
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: