Francois Loeb

PULSAR

Die Wochengeschichten jeden Freitag per Mail kostenlos und werbefrei erhalten:

https://www.francois-loeb.com/kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten

Heute jedoch die pulsierende Wochengeschichte aus meiner Feder!

Pulsar
Ich traf ihn erstmals im Wald beim Suchen nach Steinpilzen. Meiner Leidenschaft. Ich kenne geheime Orte, an denen diese sich versteckt vor Menschenaugen verbreiten. Nicht dass jetzt Hoffnung aufkeimt, dass ich diese verrate. Nicht einmal auf meinem Totenbett. Es sei denn meiner ältesten Tochter, der ich dann dasselbe Versprechen abringen werde. Denn Steinpilze sind mir heilig. Beinahe wie anderen Lebewesen Quellwasser, Kleeblätter, Reliquien, Mandelsüss oder Eisenkraut. In den meinen finde ich die Kraft des Steins und die Form des Pilzes, wie auch immer diese zu deuten sind. Jedenfalls traf ich ihn erstmals an dieser meiner heiligen Stätte. Im Frühjahr. Indem noch kein Steinpilz das Licht der Sonne erblicken mag. Er lugte hinter einem Busch hervor. Einem Haselbusch, wenn ich mich richtig erinnere. Doch Erinnerungen sind oft ungenau und von der eigenen Fantasie mit Flügeln ausgestattet. Ich grüsste höflich. Voller Angst, mein Geheimnis sei nun entheimlicht worden, die Zukunft meiner Steinpilzstätte aufgeflogen, auf immer entflogen. Sein Gesicht beeindruckte mich. Liess Angst in mir aufkommen. Ein wallender weisser Bart umrankte sein mageres Gesicht. Er trug auf dem Kopf eine Art römischen Siegeskranz aus grünen Blättern. Am Körper rankte wilder Wein. Selbst blaue Trauben konnte ich erkennen. Absonderlich im Frühjahr. Doch der Anblick war ohne Grussantwort nach Sekunden entschwunden, sodass ich diesen meiner blühenden Fantasie zu schrieb. Die Erscheinung tief im Gedankenabfallkorb meines Hauptes verstaute. Nicht mehr daran erinnert werden wollte. Denn um meinen Geisteszustand zu bangen, nein, danach gierte ich keineswegs.
Jetzt am 23. Oktober, die Blätter färben sich bereits rot leuchtend als ob sie Feuer gefangen hätten. Ich bin mit meinem Pilzkorb und dem scharfen Messer unterwegs, halte Steinpilzernte. Vor wenigen Augenblicken, ich erschrak so heftig, dass mein Herz nur noch jeden dritten Schlag hämmerte und dabei tief in meine Pluderhosen fiel, stand die Erscheinung urplötzlich in voller Höhe neben mir. Viel grösser als ich sah er auf mich herab, ich kam mir wie ein Zwerg vor. Er schlug mir seine Pranke auf die Schulter, fragte mich mit krächzender Stimme, als sei er ein Baumschrat, weshalb ich ihn an diesem nebligen Vormittag nicht grüsse, jedoch mit einem Messer in seiner Heimat unterwegs sei. Vor Schrecken versagten meine Stimmbänder, die Worte formten sich zwar in meinem Hirn, blieben mir jedoch im Hals stecken, drohten in Einzelbuchstaben sich auflösend, mich zu ersticken. Mich der Käferfinten erinnernd stelle ich mich leblos, hoffend, dass der Schrat dann von mir ablassen werde. Mit Zehntelsaugenblicken werfe ich nach aussen nicht sichtbar, so hoffe ich jedenfalls um mich, beobachte den Riesen in seinem Tun. Er hat einen Kescher in der rechten Hand, oder ist es ein Schmetterlingsfangnetz, ich kann es nicht genau bestimmen. Hebt dieses gegen Himmel. Dessen Stiel wächst über die Baumwipfel hinaus höher dem Firmament zu. Kann das Netz nicht mehr erkennen, höre ein Sausen und Brausen, eine unendliche Helligkeit erfüllt die Netzhaut meiner beiden Augen. Dann lautes Zischen und der Schrat greift ins Fangnetz, zieht einen glühend roten Gegenstand aus ihm, der eine Hitze verbreitet, wie ich solche noch nie wahrgenommen habe. Brummt vor sich hin: „Hey ein Pulsar! Und da denken wir das Einzige, was in den unendlichen Universen pulsiert, sei unser Puls!“ Da fühle ich wie meiner am Erlöschen ist.
Was ist nur mit mir los? Erinnere mich an das kleine Pilzstückchen das ich kurz zuvor mit Genuss roh genoss.
Halluzinogen? Mein erster Gedanke als ich inmitten meiner Steinpilzstätte, flach am Boden liegend, erwache. War doch erst früher Morgen und jetzt prangt ein herbstlich strahlender Nachtsternenhimmel erfüllt mit pulsierenden Pulsaren über mir ...


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

S T E R N E N M E E R

Die Unendlichkeit des Sternenmeers
Die unvergänglichen Weiten des Universums
Der unendlich zahllosen Universen.

Die beweisen die eigene Endlichkeit
In aller Eindringlichkeit.

Doch ich lebe
Bin ein endliches Geschöpf
Wie auch die Unendlichkeit
Sich ausdehnt, zusammenzieht
Atmet
Wie ich in meiner unendlichen Endlichkeit.


Herzlichst
François Loeb

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Francois Loeb).
Der Beitrag wurde von Francois Loeb auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.10.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Francois Loeb als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Oma Millifee und ihre Enkel von Ingrid Hanßen



Oma Millifee ist eine betagte alte Mäusedame, welche so manches Abenteuer mit Ihren Enkeln erlebt. So erfährt ihr Enkel Sebastian zum Beispiel, wie giftig so ein Knollenblätterpilz ist und welch schlimme Bauchschmerzen er verursacht.

„Oma Millifee und ihre Enkel“ ist ein Lesebuch mit 4 kleineren Kurzgeschichten, das mit seinen vielen Bildern und Rätseln große und kleine Kinder zum Mitmachen einlädt, aber auch zum Nachdenken anregt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Skurriles" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Francois Loeb

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

DIE ZWEIPUNKT KATASTROPHE von Francois Loeb (Fragen)
Bayr. Konjunktiv & Grammatik von Paul Rudolf Uhl (Skurriles)
Pilgertour IV. von Rüdiger Nazar (Abenteuer)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen