Istvan Hidy

„Gratissprechstunde“ für unheilbare Gesunde

Gott sei Dank, heutzutage gibt es genügend Ärzte in einer Großstadt. Dahinter steckt von ärztlicher Seite, wie es sich hier aus Weiteren ergibt, erstrangig Geldgier. Doch noch gebe ich zu, stecken auch Patienten dahinter, die nicht glauben wollen, dass das eigene unvergleichliche Leiden bereits vom ersten dahergelaufenen Arzt entdeckt worden sei soll, die zu einem erhöhten Ärzteaufkommen beitragen. Böse Zungen im deutschsprachigen Raum behaupten sogar, dass überweisungsunabhängige Patienten sogar gerne zum Drittgutachter tendieren. Vor Risiken und Nebenwirkungen warnt Niemand, weil die Gesundheit immerhin noch unser höchstes Gut ist.

Gesundheit und Verstand sind auch meine Lebensgüter, darum geht man normalerweise, wenn man gesund ist, nicht zum Arzt. Dass ich dies tat, hat einen besonderen Anlass, die 2G-Regelung der Corona Maßnahmen. Trotz, dass ich mich als 74 Jähriger, wohl und gesund fühlte, brach ich von meinem gemütlichen Rentneralltag auf, um meinen Hausarzt zu besuchen. Ich gehöre nämlich nicht zu dieser „Eingebildeten Patientengruppe“ die ihren natürlichen Tod nicht vertrauen und erwarten wollen und schon selbst Hand anlegen, ständig die Ärzte besuchen um ihre bitteren Pillen zu bekommen. Natürlich steht Ihnen die heutige ärztliche Wissenschaft eher voll, als verlässlich im vollem Umfang zur Verfügung.

Meine verärgerte Logik daraus – früher verboten Ärzte Kranke bestimmte Dinge zu tun, um ihnen zu helfen, - heutzutage helfen sie, dass ich als Gesunder nicht frei am öffentlichen Leben teilnehmen kann.

Also entschied ich mich meinen Hausarzt zu besuchen, um mich aus meiner scheinbar nicht ganz ernstgenommenen Situation der aussichtslosen Gesundheitslage zu befreien, nach dem Motto: „Die Krankheit bewähret den Gesunden!“

- Was kann ich für Sie tun ? fragte mein Arzt, als Scheindienstleister, mich höflich.

-Herr Doktor, weil ich gesund bin, bin ich zum Nichtstun verdammt. Derzeit ist Gesundheit eine hässliche Krankheit geworden, behaupten angeblich die Viren und Virologen. Können Sie mich irgendwie so „Gesundschreiben“, dass ich am deutschen Alltag teilnehmen kann ?

-Nein! Ich kann Sie nur „Krankschreiben“ oder, bei einer Krankheit, Ihnen bei der Heilung behilflich sein.

-Was können wir machen, fragte ich als nutzloser Gesunder entmutigt.

-Nichts! Seien Sie froh, dass Sie Gesund sind.

-Ja, gut ich bin froh, aber ich darf im Leben als Gesunder nicht mehr teilnehmen ich bin schließlich von Ärzten beschlossenen Maßnahmen betroffen. Ich brauche ein Attest, eine Gesundheitsbescheinigung.

-Leider steht es mir nicht zu eine Gesundheitsbescheinigung auszustellen und für die Teilnahme am Leben bin ich auch nicht verantwortlich.

(Das glaubte ich ihm nicht mehr, wollte aber keinen sinnlosen theoretischen Streit, darum wagte es nicht zu sagen.)

Schließlich sagte ich.

-Ich befürchte ich werde durch die Aussperrung vom Leben krank werden.

Die Antwort kam prompt.

-Dann kommen Sie wieder!

-Auf Wiedersehen.

-Auf Wiedersehen!

Auf den Nachhauseweg nörgelte ich mit mir unendlich über meine hoffnungslose Lage. Ist es nicht Schade, das ich höchstwahrscheinlich vom Nichtstun veranlasst, gesund von der Untätigkeit sterben muss und tatsächlich nichts dagegen unternehmen kann?

Es macht mich bedenklich, dass eine Erhaltung der Gesundheit nicht gewollt wird, von einem System, das auf „Krankheitsprofit“ ausgerichtet ist, weil es für sie doch abnehmendes Wachstum oder gar eine Schrumpfung des so überaus erfolgreichen Sektors bedeuten würde.

Trotzdem habe ich mich schließlich dazu entschlossen Gesund bleiben zu wollen. Mindestens erschien mir die beim Arzt verbrachte kurze „Gratissprechstunde“ als beruhigend,- dachte ich mir.

Aber kaum war ich zu Hause angekommen, flatterte schon bald darauf eine beträchtliche Beratungs-Honorarrechnung, in diesen für mich unbegreiflichen Zeiten und Verhältnisse ins Haus.

Schließlich wegen Nichtstun und aus Langeweile habe ich mein Testament verfasst, davon gebe ich ein hierzu passendes Detail jetzt schon bekannt.

Auf meinem Grabstein sollte folgender Text stehen: „Hier ruhet in Frieden der Istvàn, er hat in der Corona Zeit auch nichts anderes getan!“

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