Cocoloco, der Papagei, hatte es sich in seinem Baumhaus gemütlich gemacht und schaukelte auf seinem Lieblingsast hin und her. „Poch Poch“…es klopfte an der Tür. Cocoloco zuckte zusammen. War das vielleicht schon der Nikolaus? Aber er hatte ja noch gar kein Gedicht auswendig gelernt! Er konnte sich die Verse und Reime einfach nicht merken. Cocoloco war ratlos und flatterte aufgeregt von einem Ast zum anderen. Was nun? Was sollte er dem Nikolaus sagen? Da klopfte es wieder an der Baumtür. Schließlich nahm Cocoloco all seinen Mut zusammen und krähte zaghaft: „Ja bitte, herein“.
Es war die kleine Blaumeise. „Ach, du bist es nur!“, sagte Cocoloco und strahlte dabei übers ganze Gesicht. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. “Warum nur ich?“, fragte die kleine Blaumeise, trat herein und legte ihre blaue Pudelmütze ab. „Wen hast du denn erwartet?“ Doch bevor der Papagei antworten konnte, klopfte es schon wieder an der Tür. „Psst“, flüsterte Cocoloco, „sei still. Das ist bestimmt der Nikolaus.“ „Aber nein“, zwitscherte die kleine Blaumeise belustigt. “Schau mal hier“ und zeigte auf einen bunten Kalender, der in den Zweigen hing. „Du hast erst fünf Türchen in deinem Adventskalender geöffnet. Morgen kommt der Nikolaus. Morgen ist der 6. Dezember.“ Es stimmte. Die kleine Blaumeise hatte Recht. Cocoloco war erleichtert: „Wie gut, dann habe ich ja noch einen ganzen Tag Zeit zum Üben“
In dem Augenblick klopfte jemand noch einmal ungeduldig und energisch an der Baumtür. Die kluge Eule lugte durchs Geäst. Sie kam herein, legte ihre rote Pudelmütze ab und fragte mit einem zwinkernden Auge: „Na, Cocoloco, hast du schon ein Gedicht für den Nikolaus gelernt? Du weißt doch, nur die artigen Papageien, die ein Gedicht aufsagen, bekommen vom Nikolaus ein Geschenk.“ „Oder die kleinen Blaumeisen, die ein Liedchen trällern können“, rief die kleine Blaumeise vorwitzig dazwischen und schon begann sie mit ihrem glockenhellen Stimmchen ein Lied zu singen.
„Jaja, ich weiß“, sagte Cocoloco kleinlaut. „Aber mir fällt einfach nichts ein und immer, wenn der Nikolaus mich fragt, ob ich schön brav gewesen sei und ob ich ein Gedicht aufsagen könne, möchte ich mich am liebsten in ein Mauseloch verkriechen“, gestand der Papagei, er war zerknirscht und ließ mutlos seine Flügel sinken. Die Eule hatte es gut. Sie konnte Klavier spielen und würde wieder wie alle Jahre wieder dem Nikolaus das gleiche Weihnachtslied vorspielen. „Man müsste Klavier spielen können“, dachte Cocoloco und seufzte.
Aber die kluge Eule konnte Gedanken lesen. „Nein, nein, ich spiele dieses Mal etwas anders“ und schon nahm sie ihr kleines Eulenklavier hervor und klimperte auf den Tasten vergnügt „Jingle bells, jingle bells, jingle all the way…“ Die kleine Blaumeise sang mit Glöckchen heller Stimme sofort mit und auch Cocoloco konnte nicht mehr stillsitzen. Er schnippte und wippte im Takt, er wieherte und galoppierte wie ein Pferdchen, schlug Purzelbäume, machte Kopfstand und warf die Pudelmützen in hohem Bogen durch die Luft. Die kleine Blaumeise und die kluge Eule verschlug es den Atem. Cocoloco machte ein Kunststückchen nach dem anderen. Sie klatschten und riefen „bravo, bravissimo!“. Cocoloco verbeugte und verneigte sich vor seinem Publikum und war überglücklich. „Jingle bells, jingle bells... ja, das wird eine tolle Schlittenfahrt. So etwas hat der Nikolaus bestimmt noch nicht gesehen. Jetzt, ja jetzt konnte der Nikolaus kommen!
Bettina Forst
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.11.2021.
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Marion Batouche, geb. 1962 in Waren an der Müritz; lebt zur Zeit mit ihrem Mann und ihren beiden erwachsenen Kindern in Lilienthal bei Bremen. Sie arbeitet seit dreizehn Jahren als Sachbearbeiterin in einer Bremer Im- und Exportfirma und füllt ihre Freizeit damit aus, Gedichte zu schreiben.
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