Felix Herrmann

Urras dialogisierte Mission

Der Mond stand hoch oben am Nachthimmel und erfüllte diesen mit seinem weißen Glanz. In der Ferne waren zirpende Grillen zu hören. Der salzige Meeresduft wehte in Einigkeit mit dem Wind durch Urras Haar, während sie sich von Baum zu Baum schwang. Die Bäume in Küstennähe waren sehr viel größer als die, an die sie gewöhnt war. Ihre Rinde war schwarz wie die Nacht und ihre Äste dick wie Elefantenbeine. Allerdings standen sie nicht so dicht gedrängt wie in den Heimatswäldern. Zum Glück für Urra konnte sie auch größere Entfernungen durch ihre Sprungkraft überwinden. So glitt sie mit hoher Geschwindigkeit von Baum zu Baum.
Das Gemurmel der Menschen war nun schon zu hören. Sie musste sich beeilen, wenn sie das Boot noch erreichen wollte.
Ihre Arme ergriffen den nächsten Ast und sowie sie sich an ihm hochzog, sah sie den Steg. Er entsprang einer kleinen Höhle, die wohl schon vor einigen Jahrzehnten an der Küste erschaffen wurde.
Urra betrachtete die vielen Personen, die über den Steg liefen und die Yacht betraten, die an diesem angelegt war. Die Yacht stand weiter von der Küste entfernt als erwartet. Urra fragte sich, ob sie so weit überhaupt springen könne. Aber andere Wege um unentdeckt an Bord zu kommen gab es wohl kaum.
Also tat sie einige Schritte nach hinten, atmete tief durch und sprang dann mit aller Kraft ab. Nun sauste sie auf die Yacht zu. Unter ihr die schlagenden Wellen, die gegen den Küstenstein peitschten. Immer näher kam Urra ihrem Ziel, doch schon jetzt fing sie an schneller nach unten zu fallen als geplant. Noch einige Meter von der Yacht weg durchschlug sie die Wasseroberfläche. Kaltes Salzwasser durchströmte ihr Fell. Ein Schauer durchzuckte ihren Körper.
Die Menschen auf dem Steg schauten kurz in Richtung des großen Platschers, den sie soeben gehört hatten, doch so wichtig erschien ihnen das Ganze nicht. Also betraten sie einfach die Yacht und legten endlich ab.
Urra schwamm währenddessen schnell wieder an die Oberfläche und fing an sich an der Seite des Schiffs hochzuziehen.
Madrenius, ein hochgeschätzter Koch, stand gerade in der Küche und war so gestresst wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er musste ganz alleine für die dreißig Personen kochen, die auf dieser Yacht zu Besuch waren. Er hatte sich schon mehrmals bei dem Veranstalter dieser Reise beschwert, doch dieser hatte ihm keine Unterstützung geben wollen. Normalerweise hätte er nicht einen so überfordernden Job angenommen, doch momentan brauchte er wirklich ein paar Moneten.
Nun bereute er die Entscheidung schon. Er hatte ja gar nicht gewusst, dass alle eingeladenen Gäste noch ihre Kinder mitbringen durften. Er seufzte und setzte sich seine klassische Kochmütze auf. Zeit schonmal alles vorzubereiten. Er packte seine Utensilien aus und machte sich an die Arbeit. Da sah er auf einmal etwas aus dem Augenwinkel. Irgendetwas hatte sich durchs Fenster in die Küche gehangelt.
Madrenius drehte sich blitzartig um und zog seinen Steakhammer raus. Vor ihm stand ein kleiner Weißhandgibbon, allerdings ein sehr merkwürdiger. Madrenius hatte schon einige Affen im Zoo gesehen und er hatte sogar mal ein Buch über Gorillas gelesen, dass seine Nichte ihm am Geburtstag geschenkt hatte, doch er wusste gar nicht, dass es auch Affen gab, die Kleidung trugen. Der Gibbon vor ihm hatte eine stählerne Rüstung und einen hölzernen Helm auf dem Kopf. Außerdem hatte er ein Samuraischwert auf seinem Rücken festgebunden.
Der Koch holte mit seinem Steakhammer aus und schlug nach dem Affen, doch dieser sprang zur Seite und hielt sich an der Deckenlampe fest. Er trat Madrenius gegen den Kopf, sodass dieser nach vorne stolperte und aus dem Fenster stürzte.
Urra ließ sich auf den Boden fallen und musste kurz lachen, da es wirklich etwas zu einfach gewesen war diesen Typen zu besiegen. Aber naja. Jetzt war sie endlich an Bord. Langsam schlich sie aus der Küche heraus und sah eine riesige Halle. Die Wände, der Boden und die Decke waren mit pinken Teppichen bedeckt, ansonsten glänzte alles golden.
Urra schlich hinter eine der Statuen, die im Raum standen und versteckte sich vorerst dort. Gerade da liefen zwei Personen die Treppe herunter und kamen in die Halle hinein. Sie blieben in der Mitte des Raumes stehen und betrachteten die Statue hinter der Urra gerade hockte. Folgender Dialog folgte:

Person 1: Hey Brody, wie findest du eigentlich so die Deko-Artikel, die dieser reiche Typ hier in seinem Haus hat?

Brody: Ja ich weiß ja nicht. Irgendwie hatte der letzte Typ, bei dem wir eingeladen wurden, geilere Sachen. Also diese Statue hier ist ja ganz okay, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum man sich sowas kaufen sollte. Immerhin hat der Kerl doch extrem viel Geld. Dann kann der sich doch mal ein paar coolere Sachen zulegen. Findest du nicht?

Person 1: Nein das finde ich nicht. Ich bin nämlich der reiche Typ, der dich hierher eingeladen hat. Ich hatte nur gefragt, wie du meine Deko findest, um zu sehen, ob du ein guter Mensch bist oder nicht.

Brody: Oh krass. Und zu welchem Schluss bist du gekommen?

Reicher Typ: Zum Reißverschluss. Und damit meine ich, dass ich dein Grab mit Reis verschließen werde, nachdem ich dir jetzt dein Leben nehme.

Brody: Das werde ich nicht zulassen. Deshalb nehme ich soeben meinen Degen heraus und werde dich nun im Duell besiegen.

Reicher Typ: Ich halte auch schon mein Schwert in der Hand. Also komm her, wenn du ein schnelles Ende finden willst.

Brody: Wir kämpfen gerade.

Reicher Typ: So ist es. Oh! Ich bin getroffen.

Brody: Mal wieder habe ich einen gezielten Treffer gelan- Oh nein! Auch ich bin getroffen.

Reicher Typ: Was? Warum sagst du das einfach? Ich kann dich doch von hier unten gar nicht treffen. Immerhin liege ich gerade auf dem Boden und verblute.

Brody: Ach schade, ich wollte dich reinlegen. Immerhin scheint es ja fast so als könnten wir nur die Dinge wahrnehmen, die uns gerade gesagt werden.

Reicher Typ: Wo wir gerade von reinlegen reden: ich werde dich gleich in deinen Sarg reinlegen und diesen in eine Grube werfen, in die dann mehrere Tonnen Reis gefüllt werden. Ich verblute nämlich gar nicht in echt. Ich hatte nur eine Ketchupflasche in meiner Bauchtasche.

Brody: Ich dachte, ich hätte dich an der Stirn getroffen. Aber egal. Ich nehme jetzt einfach meine Pistole und schieße dich ab.

Reicher Typ: Oh nein ich renne schnell weg.

Reicher Typ: Ja renn doch.

Reicher Typ: Oh wupps ich hab gerade aus Versehen mit mir selbst geredet.

Brody: Warum ist der Trigger hier so weit vorne? Und warum muss man den falschrum drücken?
peng!

Reicher Typ: Oh er scheint sich aus Versehen selbst erschossen zu haben. Hatte nicht geguckt, wie rum er die Knarre hält.  Ziemlich lustiger Moment. Aber warum rennt ein Weißhand-Gibbon mit einem Samuraischwert von hinter dieser Statue auf mich zu und sticht mir in die Brust?

Urra zog ihr Schwert wieder raus. Ihre Mission war erfüllt. Der reiche Mann, dessen Firma für die Rodung des Heimatwaldes verantwortlich war, sollte nun bald in Frieden ruhen.

Reicher Typ: Woah ich sterbe ja gerade. Schnell. Was sollten meine letzten Worte sein? Wie wärs mit du wrist mich nicht besiegen? Oh mist jetzt hab ich mich bei meinen letzten Worten versprochen. Affe bitte- *Sterbgeräusche*

Urra klaute einer der Frauen auf dem Boot ihre Zigarre, dann schwang sie sich aus dem Fenster und schwamm zurück zur Küste.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Felix Herrmann).
Der Beitrag wurde von Felix Herrmann auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Felix Herrmann als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Zwei himmlische Gefährten von Marion Metz



Lilly Nett ist ein überaus durchschnittlicher Mensch und Lichtjahre davon entfernt, sich selbst bedingungslos zu lieben. Sie fühlt sich zu dick, ihr Mann ist nur die zweite Wahl und grundsätzlich entpuppt sich ihre Supermarktschlange als die längste. Ihr Alltag gleicht der Hölle auf Erden. Lillys Seele schickt ihr beständig Zeichen, doch ihr Ego verhindert vehement, dass Lilly Kontakt zu ihrem inneren Licht findet. Bis ein einschneidendes Erlebnis den Wandel herbeiführt und sie wie Phoenix aus der Asche neu aufersteht: Geliebt, gesehen, vom Leben umarmt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Skurriles" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Felix Herrmann

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Friedrich Wünscheltang von Felix Herrmann (Skurriles)
Der Erste Kuß von Rita Bremm-Heffels (Skurriles)
Pilgertour IV. von Rüdiger Nazar (Abenteuer)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen