Der Mond stand hoch oben am Nachthimmel und erfüllte diesen mit seinem
weißen Glanz. In der Ferne waren zirpende Grillen zu hören. Der
salzige Meeresduft wehte in Einigkeit mit dem Wind durch Urras Haar,
während sie sich von Baum zu Baum schwang. Die Bäume in
Küstennähe waren sehr viel größer als die, an die sie
gewöhnt war. Ihre Rinde war schwarz wie die Nacht und ihre Äste dick
wie Elefantenbeine. Allerdings standen sie nicht so dicht gedrängt wie in
den Heimatswäldern. Zum Glück für Urra konnte sie auch
größere Entfernungen durch ihre Sprungkraft überwinden. So glitt
sie mit hoher Geschwindigkeit von Baum zu Baum.
Das Gemurmel der Menschen
war nun schon zu hören. Sie musste sich beeilen, wenn sie das Boot noch
erreichen wollte.
Ihre Arme ergriffen den nächsten Ast und sowie sie
sich an ihm hochzog, sah sie den Steg. Er entsprang einer kleinen Höhle,
die wohl schon vor einigen Jahrzehnten an der Küste erschaffen wurde.
Urra betrachtete die vielen Personen, die über den Steg liefen und die
Yacht betraten, die an diesem angelegt war. Die Yacht stand weiter von der
Küste entfernt als erwartet. Urra fragte sich, ob sie so weit
überhaupt springen könne. Aber andere Wege um unentdeckt an Bord zu
kommen gab es wohl kaum.
Also tat sie einige Schritte nach hinten, atmete
tief durch und sprang dann mit aller Kraft ab. Nun sauste sie auf die Yacht zu.
Unter ihr die schlagenden Wellen, die gegen den Küstenstein peitschten.
Immer näher kam Urra ihrem Ziel, doch schon jetzt fing sie an schneller
nach unten zu fallen als geplant. Noch einige Meter von der Yacht weg
durchschlug sie die Wasseroberfläche. Kaltes Salzwasser durchströmte
ihr Fell. Ein Schauer durchzuckte ihren Körper.
Die Menschen auf dem
Steg schauten kurz in Richtung des großen Platschers, den sie soeben
gehört hatten, doch so wichtig erschien ihnen das Ganze nicht. Also
betraten sie einfach die Yacht und legten endlich ab.
Urra schwamm
währenddessen schnell wieder an die Oberfläche und fing an sich an der
Seite des Schiffs hochzuziehen.
Madrenius, ein hochgeschätzter Koch,
stand gerade in der Küche und war so gestresst wie noch nie zuvor in seinem
Leben. Er musste ganz alleine für die dreißig Personen kochen, die
auf dieser Yacht zu Besuch waren. Er hatte sich schon mehrmals bei dem
Veranstalter dieser Reise beschwert, doch dieser hatte ihm keine
Unterstützung geben wollen. Normalerweise hätte er nicht einen so
überfordernden Job angenommen, doch momentan brauchte er wirklich ein paar
Moneten.
Nun bereute er die Entscheidung schon. Er hatte ja gar nicht
gewusst, dass alle eingeladenen Gäste noch ihre Kinder mitbringen durften.
Er seufzte und setzte sich seine klassische Kochmütze auf. Zeit schonmal
alles vorzubereiten. Er packte seine Utensilien aus und machte sich an die
Arbeit. Da sah er auf einmal etwas aus dem Augenwinkel. Irgendetwas hatte sich
durchs Fenster in die Küche gehangelt.
Madrenius drehte sich
blitzartig um und zog seinen Steakhammer raus. Vor ihm stand ein kleiner
Weißhandgibbon, allerdings ein sehr merkwürdiger. Madrenius hatte
schon einige Affen im Zoo gesehen und er hatte sogar mal ein Buch über
Gorillas gelesen, dass seine Nichte ihm am Geburtstag geschenkt hatte, doch er
wusste gar nicht, dass es auch Affen gab, die Kleidung trugen. Der Gibbon vor
ihm hatte eine stählerne Rüstung und einen hölzernen Helm auf dem
Kopf. Außerdem hatte er ein Samuraischwert auf seinem Rücken
festgebunden.
Der Koch holte mit seinem Steakhammer aus und schlug nach
dem Affen, doch dieser sprang zur Seite und hielt sich an der Deckenlampe fest.
Er trat Madrenius gegen den Kopf, sodass dieser nach vorne stolperte und aus dem
Fenster stürzte.
Urra ließ sich auf den Boden fallen und musste
kurz lachen, da es wirklich etwas zu einfach gewesen war diesen Typen zu
besiegen. Aber naja. Jetzt war sie endlich an Bord. Langsam schlich sie aus der
Küche heraus und sah eine riesige Halle. Die Wände, der Boden und die
Decke waren mit pinken Teppichen bedeckt, ansonsten glänzte alles golden.
Urra schlich hinter eine der Statuen, die im Raum standen und versteckte
sich vorerst dort. Gerade da liefen zwei Personen die Treppe herunter und kamen
in die Halle hinein. Sie blieben in der Mitte des Raumes stehen und betrachteten
die Statue hinter der Urra gerade hockte. Folgender Dialog folgte:
Person 1: Hey Brody, wie findest du eigentlich so die Deko-Artikel, die dieser
reiche Typ hier in seinem Haus hat?
Brody: Ja ich weiß ja nicht. Irgendwie hatte der letzte Typ, bei dem wir
eingeladen wurden, geilere Sachen. Also diese Statue hier ist ja ganz okay, aber
ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum man sich sowas kaufen sollte.
Immerhin hat der Kerl doch extrem viel Geld. Dann kann der sich doch mal ein
paar coolere Sachen zulegen. Findest du nicht?
Person 1: Nein das
finde ich nicht. Ich bin nämlich der reiche Typ, der dich hierher
eingeladen hat. Ich hatte nur gefragt, wie du meine Deko findest, um zu sehen,
ob du ein guter Mensch bist oder nicht.
Brody: Oh krass. Und zu welchem Schluss bist du gekommen?
Reicher
Typ: Zum Reißverschluss. Und damit meine ich, dass ich dein Grab mit Reis
verschließen werde, nachdem ich dir jetzt dein Leben nehme.
Brody: Das werde ich nicht zulassen. Deshalb nehme ich soeben meinen Degen
heraus und werde dich nun im Duell besiegen.
Reicher Typ: Ich halte
auch schon mein Schwert in der Hand. Also komm her, wenn du ein schnelles Ende
finden willst.
Brody: Wir kämpfen gerade.
Reicher Typ: So ist es. Oh! Ich bin getroffen.
Brody: Mal wieder habe ich einen gezielten Treffer gelan- Oh nein! Auch ich bin
getroffen.
Reicher Typ: Was? Warum sagst du das einfach? Ich kann
dich doch von hier unten gar nicht treffen. Immerhin liege ich gerade auf dem
Boden und verblute.
Brody: Ach schade, ich wollte dich reinlegen. Immerhin scheint es ja fast so als
könnten wir nur die Dinge wahrnehmen, die uns gerade gesagt werden.
Reicher Typ: Wo wir gerade von reinlegen reden: ich werde dich gleich in
deinen Sarg reinlegen und diesen in eine Grube werfen, in die dann mehrere
Tonnen Reis gefüllt werden. Ich verblute nämlich gar nicht in echt.
Ich hatte nur eine Ketchupflasche in meiner Bauchtasche.
Brody: Ich dachte, ich hätte dich an der Stirn getroffen. Aber egal. Ich
nehme jetzt einfach meine Pistole und schieße dich ab.
Reicher Typ: Oh nein ich renne schnell weg.
Reicher Typ: Ja renn
doch.
Reicher Typ: Oh wupps ich hab gerade aus Versehen mit mir
selbst geredet.
Brody: Warum ist der Trigger hier so weit vorne? Und warum muss man den
falschrum drücken?
peng!
Reicher Typ: Oh er scheint sich
aus Versehen selbst erschossen zu haben. Hatte nicht geguckt, wie rum er die
Knarre hält. Ziemlich lustiger Moment. Aber warum rennt ein
Weißhand-Gibbon mit einem Samuraischwert von hinter dieser Statue auf mich
zu und sticht mir in die Brust?
Urra zog ihr Schwert wieder raus.
Ihre Mission war erfüllt. Der reiche Mann, dessen Firma für die Rodung
des Heimatwaldes verantwortlich war, sollte nun bald in Frieden ruhen.
Reicher Typ: Woah ich sterbe ja gerade. Schnell. Was sollten meine letzten
Worte sein? Wie wärs mit du wrist mich nicht besiegen? Oh mist jetzt hab
ich mich bei meinen letzten Worten versprochen. Affe bitte-
*Sterbgeräusche*
Urra klaute einer der Frauen auf dem Boot
ihre Zigarre, dann schwang sie sich aus dem Fenster und schwamm zurück zur
Küste.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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