Francois Loeb

DER VORSCHLAG

Wie ein Vorschlag optimal einzubringen ist, zu erfahren im der neuen Wochengeschichte aus meiner Feder:

Mit grossem Brimborium wurde in unserem nicht unbedeutenden Unternehmen, in dem ich seit 27 Jahren mein täglich Brot verdiene, ein neues Vorschlagswesen eingeführt und vom CEO persönlich vorgestellt. Er zähle auf die Kreativität der Belegschaft, die unser Unternehmen seit 103 Jahren ihres Bestehens auszeichne. Immer wieder hätten auch untere Chargen hervorragende Vorschläge zur Verbesserung der Produktepalette, ja zu ganz neuen Angeboten vorgeschlagen und seien entsprechend gewürdigt worden. Mit Prämien in ansehnlicher Höhe. Mit ausserordentlichen Beförderungen. Vor Jahrzehnten sei ein simpler Arbeiter dadurch zum Generaldirektor aufgestiegen, dem dann natürlich die Anliegen der einfachen Belegschaft besonders am Herzen gelegen seien und die er über die Köpfe des Aktionariats um- und durchgesetzt habe. Er, der heutige CEO, sei bereit, dasselbe zu unternehmen, so wahr er an der Spitze des Unternehmens stehe. Das war wirklich eine starke Aussage, die selbst mich ein einfacher Lagerarbeiter durchzuschütteln vermochte. Bereits am Abend nach Feierabend begann mein Kopf zu brummen. Die Gedanken sich zu wellen, ja eine Denk-Flut auszulösen, die ich vor der bestimmt im Schlaf eintretenden Denk-Ebbe zu nutzen bereit war. Unbedingt zu meinem Nutzen in das Vorschlagswesen einbringen will. Denn ich sehe mich bereits im Generaldirektorensessel sitzend, hin und her wippend an der Kleinstespressotasse, die mein Assistent mit einem tiefen Bückling mir soeben kredenzte, nippend.
Die Vorschlagsgedanken tanzten in meinem Hirn von der rechten in die linke Hirnhälfte, von dort in meine tiefe Magengrube, um das Bauchgefühl auszutesten. Dann entschloss ich mich mein Bett aufzusuchen, denn meine Erfahrung über all die Jahre, wenn es darum ging meine Arbeitsschritte zu optimieren, sagte mir, dass die besten Ideen im Traum geboren wurden. Und tatsächlich heute Morgen stehe ich erquickt von einem erholsamen Schlaf mit ausgetrocknetem Gedankenkopftopf aus den Federn, in der leeren Hand einen Vorschlag haltend, der mich bestimmt meinen Traum zum Aufstieg zum Generaldirektor wahr werden lassen wird. Nur noch Niederschreiben muss ich das Ding. Dann einwerfen in einen der über hundert Kästen, die mit der Verkündung des neuen Vorschlagswesens überall im Betrieb aufgestellt worden sind. Da aber, wie ich letzthin im Internet las, gedankliche Arbeit am meisten Kalorien verbrauche ist der Gang in die Betriebskantine, in der ich ein opulentes Frühstück einnehmen werde, als erstes angesagt. Eines mit einem Rührei aus einem halben Dutzend freilaufenden Hühnereiern mit Speck vom glücklichen Schwein, und das selbstredend erst nach dem ich meinen Vorschlag in den Kantinen Vorschlagskasten eingeworfen haben werde. Auf dem Weg zur betrieblichen Verpflegungsstätte, in der es bereits nach frischem Kaffee duften wird, beschäftigt mich nur noch die Frage, wie ich den Vorschlag grammatikalisch richtig abfassen werde, denn ich will mir keine Blösse geben.
Schreibt man ‚EINFÜHRUNG EINES NACHSCHLAGSWESENS‘ tatsächlich mit zwei CH‘S beinahe hintereinander? Die Ausführung meines Vorschlags wäre so einfach durchzuführen, ich bekäme dann beim Frühstück einen Rührei NACHSCHLAG aus weiteren 3 Eiern. Es könnten durchaus auch solche von depressiven Hühnern sein ...


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

H U H N O D E R E I ist
DIE ARGLOSE FRAGE

Wer war früher da?
Die Lüge oder das Wahr?
Kurze Beine oder deren keine?

Oft genug gesagt
Wird die Lüge
Plötzlich strahlend

Klar
Auch wenn nicht daran
selbst ein klitzekleines
Haar ist wahr.


Herzlichst
François Loeb


 

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