Menschen, die am 24. Dezember 1896 zur Welt kamen, würden in diesem Jahr ihren 125sten Geburtstag feiern. Nur wenige Jahr nach jenem ereignisreichen Donnerstagabend, fieberten die leuchtenden Kinderaugen jener Geborenen, geradezu wie heute, der Erfüllung ihrer Wünsche entgegen.
Manche Wünsche wurden erfüllt, andere dagegen nicht. Wie das Leben so spielt, waren die finanziellen Möglichkeiten sehr oft den Träumen der Kinder nicht gewachsen. Jedoch soll es auch vorgekommen sein, dass Eltern alles was das Herz ihrer Sprösslinge begehrte, hätten erfüllen können, es aber mangels Kenntnis dieser Wünsche unterließen. Stattdessen überhäuften sie die Kleinen und Großen mit allerlei Dingen, die kaum ein Lächeln in deren Gesichter zauberte.
Was ist los?, dachten die Eltern, betrübt ob der minderhaften Freudenbekundungen der überreichlich Beschenkten.
Sie kannten die Träume ihrer Kinder nicht, wussten oft nicht einmal, dass Kinder Träume haben, ...besondere Träume!
So träumte eines Tages Felix Birnbaumer, 5-jähriger Nachfahre des Juniorinhabers am Birnbaumer Hof - der Senior mischte immer noch mit und wollte ums Verrecken nicht übergeben – dass er vom lieben Christkind gern einen großen Traktor bekommen würde, so einen, wie ihn der Papa immer im Katalog anschaute und er diesen alsdann dem Papa schenken wollte.
Aber der Traum erfüllte sich nicht, worauf der Felix an dem tollen sonstigen Spielzeug keinen rechten Gefallen finden wollte.
Der kleine Olav war ein ganz besonderer Bub, was übrigens die meisten Eltern von ihren Nachkommen denken. Er träumte oft davon, in der Politik ein großer Mann zu werden, und er wurde es schließlich nach vielen Jahren geduldigen Wartens. Mit dem Christkind hatte er nicht so sehr viel am Hut, hatte aber stets aufmerksam verfolgt, wenn die Großen um ihn herum von denen da oben sprachen, von den Großkopferten, von denen, die keine Ahnung haben, und so fort. Genauso einer wollte ER werden. Da brauchte es kein besonderes Wissen, wie er verstand, denn er konnte so sehr nachempfinden, was es bedeutete, keine Ahnung zu haben.
Aber, auch der kleine Adolf hatte Träume, seine innersten Wünsche von dem, was einmal aus ihm werden sollte. Maler oder Architekt, vielleicht auch Schriftsteller, denn Bücherschreiben empfand er als äußerst anregend. Auf Papier in schlauen Sätzen niederzuschreiben, was man glaubte, dass richtig war, ohne sich einen Teufel darum zu scheren, ob es auch stimmte. Ein Schriftsteller, so dachte der kleine Adi, brauche sich darum nicht zu kümmern, denn Gedanken waren frei und bedurften keiner Überprüfung, jedenfalls nicht in seiner damals (und wohl auch später) begrenzten Welt. Vom Christkind hielt er nichts. Dieses Bild war ihm schon als Knabe zu abstrakt. Als Bub im Schulalter ahnte er nichts davon, dass ihm das Schicksal einst hierzu ausreichend Gelegenheit geben und er sogar auf Staatskosten ein Buch schreiben sollte, das alsbald eine Millionenauflage erreichte. Zugegeben, die Umstände, die ihm dazu verhalfen, waren damals wie heute, historisch von Tragweite. Und die Zelle, die er daraufhin in der Festung Landsberg bezog, war nicht vergleichbar mit dem luxurösen Umfeld heutiger Schriftsteller. Dafür aber, so verfügte der damalige Leiter der Finanzdirektion München, seien sämtliche Bezüge aus dem Verkauf des geschriebenen Buches, ob dessen epochaler Bedeutung, steuerbefreit. Das ist einzig, macht aber aus dem Geschriebenen nichts Besseres als es tatsächlich war und man heute allenthalben weiß, Schrott, bzw. ein Werk für die Wissenschaft, um daraus Kenntnisse über die Hintergründe des immer größer werdenden Adolf zu ziehen.
Nun dürfen keinesfalls jene Kinder vergessen werden, deren Träume zwar nicht überliefert sind, die jedoch einen Werdegang oder vielleicht auch nur eine Epoche im Bundesdeutschen Parlament oder in einem der Landesparlamente oder, wenn es halt erst einmal noch nicht zu mehr Pfründen gereicht hat, in einem Gemeindeparlament, also Gemeinderat oder Stadtrat, anstreben. Diese Bürgerinnen und Bürger sitzen ganz weit rechts im Sitzungssaal und fangen dort schließlich doch noch an zu träumen: von jenem kleinen Adi, der so Großes vorhatte und doch kläglich scheiterte. Den zweiten Teil dieses Satzes verdrängen sie jedoch mit der ihnen eigenen Gabe von Geschichtsdeutung und historischer Aufarbeitung.
Sehr unterstützt werden diese Damen und Herrn Rechtsausleger von Millionen von Wahlvolk, die als Kinder, so darf man annehmen, ähnliche Träume verfolgten, wie die meisten ihrer Spielgefährten. Sie glaubten ans Christkind und andere wundersame Geschichten. Allerdings, und das ist als Beweis anzuführen, muss später in ihrem Leben, vermutlich schon sehr bald, nachdem sie dem Kleinkindesalter entschlüpft waren, ein Umstand eingetreten sein, der ihre Synapsen vernebelte und ihnen vorgaukelte, tatsächlich zu verstehen, was ihnen die vorher genannten Politiker verkündeten oder zumindest, und das könnte sogar die Mehrheit sein, glaubten, dieser Schwulst an Geschwirbel und Gephrase verhieße etwas Alternatives, satt zu entlarven, was es ist: Mist!
Nicht verkennen möchte ich, werte weibliche und männliche und sonstige Leser, dass es auch in anderen politischen Konstellationen Ungereimtheiten geben mag. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen einer Kurzgeschichte sprengen und möglicherweise auch ermüdende Wirkungen zeitigen. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, jegliche Minister, Staatssekretäre, Fraktionsvorsitzende, Generalsekretäre, ob sie nun so heißen oder nicht, Ministerpräsidenten, Bürgermeister, Kardinäle, Bischöfe, ja, sogar der Papst, und viele, viele andere, hier nicht explizit Aufgeführte, wie beispielsweise die Vorstände der DAX-Konzerne, als Kinder Träumen nachhingen, die sie jedoch in keinem Fall daran hinderten später Funktionen, Ämter und Berufe zu ergreifen, die mit diesen Träumen nichts mehr gemein haben.
Sogar Staatenlenker, wie die Präsidenten der USA, die Kremlchefs jeglicher Zeit, der allmächtige Führer der kommunistischen Partei Chinas, der Despot aus Nordkorea, und zahlreiche weitere übermächtige Mächtige, haben als Kinder geträumt. Nicht alle vom Christkind. Je nach Herkunft gibt es jenes Fabelwesen dort nicht, aber von kindlichen Wünschen, die sie allesamt später vergessen haben und von denen sie auch heute, nachts in ihren Träumen, nicht heimgesucht werden. Wäre es anders, würden sich so manche Dinge auf unserem Planeten völlig anders abspielen und ereignen.
Fazit: Seien den Kindern ihre Träume unbenommen, vertrauen wir aber nicht darauf, dass diese für die Gestaltung ihres und damit unseres (auch wir waren einmal Kinder) Lebens irgendeine Relevanz hätten.
Fröhliche Weihnacht 2020
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.12.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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