Walter Günther

Die Uhr

Du sitzt hier im bequemen Ledersessel, leichte Massage-Vibrationen streicheln deine Lenden und betrachtest die Uhr an der Wand. Ahh ja 11 Uhr, genau und nach einer ganzen Umdrehung des Sekundenzeigers 11:01 Uhr. Jetzt ist schon wieder eine Minuten deines Lebens vergangen, unwiederbringlich, unaufhaltsam.

Eigentlich sollte man mal versuchen den ganzen Tag lang nur auf den Sekundenzeiger zu starren, um festzustellen, wie unendlich langsam so ein Leben eigentlich vergeht. Danach kommt man zu dem Schluss, dass es egal ist, ob es nun eine Minute oder zwölf Stunden waren.

Ich habe es natürlich noch nie versucht und würde es höchsten zehn Minuten lang durchhalten. Andere Abläufe dagegen verfliegen im Nu, man bemerkt die Zeit nicht einmal. Meist sind es Stunden der Konzentration, der Freude oder außerordentlicher Erlebnisse, die dich allzeit die Zeit vergessen lassen.

Anders ist das bei Langeweile, bei trüben Gedanken, bei Trauer und Selbstmitleid. Da erscheint nur eine einzige Minute schier endlos, genau wie bei einer Folterung, einer Diskussionsrunde im TV, oder einer Chemotherapie, den Zahnarzt nicht zu vergessen. Was bestimmt das menschliche Wohlbefinden?

Sind es positive Gedanken, ist es das Serotonin, die körperliche Belohnung nach Sport, die geistige Belohnung nach einer Prüfung oder der Kreation eines Superhits? Die Freude an einem gelungenen Gemälde und auch die Betrachtung des selben? Warum finden die Menschen dies und das gut, was regt sie an, was hält sie ab? Ich glaube, also bin ich. Ich glaube nicht, dass es so ist.

Ich schaue wieder auf die Uhr und gerade ist die zweite Minute vergangen.

Die Zeit rast förmlich. Mein Gott, zwei Minuten in diesem Sessel, das will schon was heißen.

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