Es war an einem schönen Frühlingsmorgen, da kroch der Rehpinscher Bello munter und unternehmungslustig aus seiner kleinen, warmen Hundehütte und verließ still und leise durch das offen stehende Eingangstor heimlich den Hof seines Herrchens.
Als Bello eine Weile später auf einem kleinen Hügel stand, erblickte er vor sich plötzlich einen glänzenden Fluss, der kühl und verlockend aussah. Er kannte keine Angst vor dem feuchten Element und wasserscheu war er auch nicht. Deshalb rannte er laut kläffend vor Freude auf das träge dahinfließende Gewässer zu, sprang auch sofort vergnügt hinein und ließ sich ganz gemütlich abtreiben. Bellend grüßte er alle Tiere am vorbeiziehenden Ufer, denen er flussabwärts begegnete.
Während er so an grünen, saftigen Wiesen, an rauschenden Bäumen, weiten Äckern und dichten Wäldern vorbeiglitt, bemerkte Bello nicht, dass ihn die starke Strömung immer schneller mitriss. Er hatte jetzt jedes Zeitgefühl verloren und dachte auch nicht mehr an sein schönes Zuhause. Er genoss einfach nur die warme Sonne und schaute hinauf zu den weißen Wolken, die über ihn am tiefblauen Himmel wie kleine weiße Segelschiffchen dahinzogen.
Plötzlich kam ihm mit lautem Geschrei eine aufgeregte Möwe entgegen, die den Rehpinscher in geringer Höhe überflog und wie wild mit den Flügeln immer wieder in eine ganz bestimmte Richtung deutete.
„Mhm, was ist denn das für ein komischer Vogel? So einen habe ich ja noch nie gesehen“, sagte Bello verwundert zu sich selbst und schwamm einfach munter weiter.
Irgendwann machte der breite Fluss eine scharfe Biegung und von einer Sekunde auf die andere öffnete sich vor Bellos Hundeaugen ganz plötzlich das offene, silbrig glitzernde Meer, das sich bis zum fernen Horizont erstreckte, wo gerade ein großer Ozeanriese mit dumpf dröhnender Schiffssirene durch die hohen Wellen stampfte.
Bei diesem Anblick bekam es der kleine Rehpinscher mit der Angst zu tun. So was kannte er nicht und außerdem drohte ihn die Strömung auf die offene See hinaus zu treiben. Sein kleiner Körper fing auf einmal an zu zittern und vor lauter Schreck versuchte der Rehpinscher, ganz schnell wieder ans Ufer zurück zu paddeln. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die heftige Strömung, die allerdings einfach zu stark für ihn war, sodass er nichts mehr ausrichten konnte.
Hilflos trieb er jetzt schon in der Mitte der Flussmündung auf das vor ihm liegende, weite Meer zu. Ich werde bestimmt da draußen ertrinken oder von großen Fischen gefressen, dachte sich der Rehpinscher ängstlich und wollte sich seinem Schicksal schon willenlos ergeben.
Doch genau in diesem Augenblick tauchte neben ihm eine lange glatte Schnauze aus den sich immer höher auftürmenden Wellen hervor. Es war Nelli, der Delphin, der ihn mit großen, hilfsbereiten Augen mitleidig ansah.
„Was machst du denn hier? Willst du vielleicht nach Amerika? Du bist aber ein sehr mutiger Hund. Schwimmt einfach hinaus aufs offene Meer und denkt sich nichts dabei. – Wie heißt du eigentlich?“ fragte Nelli den kleinen Hund bestimmt aber freundlich.
„Ich heiße Bello, bin ein Rehpinscher und wollte doch nur einmal ein bisschen was von der Welt sehen. Aber jetzt bin ich wohl in Schwierigkeiten geraten und weiß nicht mehr, wie ich mir helfen soll“, jaulte der kleine Hund erbarmungswürdig vor sich hin.
„Na ja, Bello, ich kann dich hier draußen ja nicht einfach so ertrinken lassen. Da hast du aber noch mal Glück gehabt. Wir Tiere müssen schließlich zusammenhalten. Klettere auf meinen Rücken und ich bringe dich sicher zurück...“
Als Bello mit freudig wedelndem Schwanz auf Nellis Delphinrücken saß, ruderte der auch schon mit kräftigen Flossenschlägen der starken Strömung entgegen flussaufwärts und brachte den immer noch zitternden Rehpinscher sicher an jene Stelle zurück, wo er am Flussufer so leichtsinnig ins Wasser gesprungen war.
„Ich danke dir, lieber Nelli! Ohne dich wäre ich bestimmt mutterseelenallein auf hoher See elendig ertrunken. Du bist ein wahrer Freund! Ich werde dich nie vergessen.“
„Nichts zu danken, Bello. Und sei das nächste Mal ein bisschen vorsichtiger. Abenteuer sind schön, aber mitunter auch sehr gefährlich.“
Nach diesen mahnenden Worten drehte sich der Delphin im Wasser des Flussufers langsam herum, tauchte unter und war im nächsten Moment in dem trübe dahinfließenden Fluten verschwunden. Eine Weile später war er wieder zu sehen und winkte Bello mit seiner breiten Schwanzflosse aus der Mitte des Strömung zu. Schließlich konnte man ihn nur noch als kleinen, springenden Punkt in der Ferne ausmachen.
Bello, der Rehpinscher, schaute ihm noch lange nach, dann rannte er so schnell er konnte zurück nach Hause.
Die hölzerne Gartentür stand immer noch weit offen, als er endlich da war. Vorsichtig schlich er zurück in seine kleine Hundehütte, legte sich erschöpft hin und schlief schon bald tief und fest ein. Unruhig zuckten seine vier dünnen Beinchen hin und her, denn Bello, der Rehpinscher, träumte gerade von seiner abenteuerlichen Reise auf dem großen Fluss und von Nelli, dem hilfsbereiten Delphin, der ihm das Leben gerettet und sicher zurück nach Hause gebracht hatte.
Wie sagt man doch so schön? Ach ja! Ende gut, alles gut!
©Heinz-Walter Hoetter
***
Auf einem großen Dorfteich schwamm friedlich eine kleine Entenfamilie an einem von dichtem Schilf bewachsenen Ufer entlang.
„Bleibt immer schön bei mir!“ rief die Entenmutter Henriette besorgt ihren kleinen Küken zu, die ziemlich ausgelassen überall herumtollten. Sie wussten eben noch nichts von den vielen Gefahren, die überall lauerten.
Die kleinen Küken flitzten blitzschnell über das Wasser und waren sehr neugierig. Alles mussten sie anschauen und genau untersuchen. Es gab ja auch viele interessante Dinge zu sehen. Bald waren einige von ihnen im hohen Schilf verschwunden, denn hier war es wirklich sehr aufregend, jedenfalls aufregender, als auf dem offenen Teich. Es gab eine Menge zu entdecken. Alles war neu und unbekannt für die kleinen süßen Schnatterer.
Eine Riesenlibelle flog auf einmal heran, setzte sich nur einen Moment später auf einen großen Stein ganz in der Nähe des Teichufers und wollte sich offenbar dort ausruhen und wärmen.
Karla, das jüngste Entenküken, war ihrem etwas größeren Bruder Bruno mit ins dichte Schilf gefolgt, obwohl es die Mutter den beiden ausdrücklich verboten hatte. Trotzdem war sie ihrem Bruder einfach gedankenlos hinterher geschwommen. Jetzt beobachtete sie mit ihm zusammen fasziniert die große Libelle auf dem nassen Stein, wo sich plötzlich noch eine zweite, etwas kleinere, hinzugesellte.
„Schau mal Bruno, da sitzen zwei Libellen auf dem Stein gleich hinter dem Schilf. Ich glaube, sie wohnen alle hier am Ufer unseres Dorfteiches. Es wimmelt überall nur so von anderen Tieren. Das finde ich wirklich toll. Komm mit, wir schauen uns die beiden aus der Nähe an“, rief sie ihrem Bruder zu und schwamm weiter zum Ufer. Karla wollte sich eben immer alles ganz genau anschauen.
Die beiden Libellen kümmerten sich überhaupt nicht um die neugierigen Entenküken, als sie ganz dicht neben dem Stein in unmittelbarer Nähe des Ufers herumschwammen.
Plötzlich tauchte ein dunkler Schatten über Bruno und Karla auf.
Als beide erschreckt nach oben schauten, blickten sie genau in das geöffnete Maul eines Fuchses, der die beiden Küken anscheinend schon eine ganze Weile aus sicherer Entfernung beobachtet hatte. Jetzt war die Gelegenheit für ihn günstig gewesen, um seine Beute zu fangen, um sie zu fressen.
„Ein Fuchs, ein Fuchs!“ piepste Karla ängstlich und schrie laut um Hilfe. Aber Bruno hatte schon längst in allerhöchster Panik die Flucht ergriffen und war schnell wie eine Rakete zurück durch das dichte Schilf zu seinen Eltern geschwommen. Karla war auf einmal ganz allein und auf sich gestellt.
Der Fuchs wird mich fressen, dachte sie in Todesangst und schloss innerlich schon mit ihrem Leben ab.
Sie kniff ihre beiden Äuglein zu und ergab sich ihrem Schicksal. Doch es tat sich nichts. Im nächsten Augenblick hörte Karla ein lautes Bellen, das schnell näher kam.
„Flocki“, der braune Langhaardackel, näherte sich mit riesengroßen Sprüngen dem Dorfteich und verjagte mit wildem Gebell den frechen Fuchs, der sofort Reißaus nahm und mit eingeklemmten Schwanz Zähne knirschend das Weite suchte.
Schon kamen auch Henriette und ihr Entenmann Fridolin wild flatternd herbeigeflogen. Bruno und die anderen Geschwister waren bei ihnen.
„Was haben euch eure Eltern denn beigebracht? Ihr solltet doch alle immer in unserer Nähe bleiben und dicht hinter uns her schwimmen. Überall lauern Gefahren in der Gegend. Der Fuchs hätte Karla und Bruno beinahe geschnappt und gefressen, wenn der mutige Flocki nicht gekommen wäre. Lasst euch das eine Warnung sein! Nur wenn ihr bei eurem Vater und mir bleibt, habt ihr auch eine Chance hier draußen zu überleben“, sagte Mama Ente mit mahnender Stimme.
Alle Entlein nickten fast gleichzeitig mit dem Kopf und schnatterten wild durcheinander. Sie wollten ab jetzt immer ganz dicht bei ihren Eltern bleiben, denn es war wirklich sehr gefährlich, alleine und schutzlos ohne Eltern irgendwo hin zu schwimmen, auch wenn es noch so verlockend war, die die nähere Umwelt zu erkunden.
Karla und Bruno schmiegten sich jetzt ganz nah an ihre Mutter, die ihre beiden Küken mit dem Schnabel zärtlich durchs Gefieder streichelte. Die ganze Entenfamilie freute sich, dass alles noch einmal gut ausgegangen war.
©Heinz-Walter Hoetter
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Der alte Professor Bruno McHumperding war ein seltsamer Kauz, der schon die ganze Welt bereist hatte nur um neue, komische Tierarten zu entdecken.
Als er mal in Afrika war, stieß er durch Zufall auf eine echt absonderlich aussehende Großaffenart mit extrem breiten Mäulern und Lippen, fast so groß wie Schlauchboote. Die Gorilla ähnlichen Tiere fraßen den ganzen Tag Unmengen von Bananen, aber nicht die gut schmeckende Frucht im Innern, nein, die verschmähten sie, sondern einzig und allein die krumm-gelbe Schale außen drum herum.
Darauf hatten sie sich offenbar spezialisiert.
Professor Bruno McHumperding war ganz stolz darauf gewesen, dass er der erste war, der diese ungewöhnlichen Tiere in einer weit abgelegenen Schlucht, mitten im tiefsten Dschungel, entdeckt hatte. Wegen ihrer anhaltenden Fresssucht nach Bananenschalen nannte er sie kurz und bündig einfach „Gierbaff“ oder ausführlicher „die Gieraffen-Bananenschalen-Fresser“.
Eine seiner spektakulären Entdeckungen war unter anderem auch der hüpfende Kugelwasserspritzfisch im tropischen Regenwald Mittelamerikas, der meistens in seichten, ruhigen Gewässern anzutreffen war.
Der Kugelwasserspritzfisch liebte aber auch die Nähe flacher Fluss- oder Seeufer mit viel Grundsand, wo er dann urplötzlich aus dem stillen Wasser steil nach oben in die Luft schoss, sich prompt aufblähte wie ein kleiner Ballon, um schließlich für mehrere Minuten auf der ruhigen Wasseroberfläche wie ein Jo-Jo rauf und runter zu springen. Dabei spritzte bei jedem Hüpfer ein kurzer Wasserstrahl aus einer schlitzartigen Körperöffnung direkt am Ansatz seiner ständig zappelnden Schwanzflosse, was natürlich sehr komisch und lustig aussah.
Dann war da noch das rosarote Langnasenmonster, das zurückgezogen tief im brasilianischen Regenwald lebte. Eine echte Seltenheit unter den extrem ungewöhnlichen Tierarten, die von Prof. McHumperding auf seinen ausgedehnten Forschungsreisen gefunden wurde.
Nur wenige Einheimische konnten davon berichten eines dieser rosafarbenen Kreaturen in freier Natur gesehen zu haben. Offenbar wollte es mit den Menschen nichts zu tun haben oder es hatte einfach Angst vor ihnen. Und genau für so etwas Außergewöhnliches zeigte der schrullige Professor großes Interesse. Er nahm daher alle Strapazen auf sich, um das „rosarote Monster“, wie es von den indianischen Bewohnern des Regenwaldes genannt wurde, zu entdecken.
Und er fand es schließlich auch.
Prof. McHumperding suchte fast ein ganzes Jahr lang nach diesem seltenen Exoten unter den Tieren, bis er endlich auf eines dieser bärenartigen Wesen in einem weit abgelegenen, schwer zugänglichen Tal mitten im schwülen Regenwald traf. Aber es lief die erste Zeit ständig davon und versteckte sich vor ihm. Trotzdem ließ er nicht locker und verfolgte das seltsame Wesen mit dem rosaroten Fell ausdauernd und zäh. Leider half auch das nichts. Schon wollte der Professor aufgeben und wieder nach Hause fahren, als mit einem Schlag alles anders kam. Das unbekannte Wesen aus dem Regenwald sollte sein Schicksal werden.
Er hatte es sich gerade vor seinem Schlafzelt gemütlich gemacht und einen leckeren Tee mit Honig zubereitet, um sich von den Strapazen des schweißtreibenden Suchens zu erholen, als das rosarote Monster plötzlich und unerwartet hinter ihm stand.
Doch die eigentliche Sensation war die, dass diese außergewöhnliche Kreatur sprechen konnte, fast so gut wie ein Mensch. Vor lauter Schreck wäre dem Professor beinahe die Tasse Tee aus den Händen gefallen, als das rosarote Langnasenmonster ihn mit sonorer Stimme fragte: „Was trinkst du da? Das riecht gut. Gib’ mir auch was davon ab!“
Professor McHumperding tat nach außen hin natürlich so, obwohl er innerlich ziemlich aufgewühlt war, als wäre er überhaupt nicht von dem urplötzlichen Auftauchen des Monsters überrascht worden. Er drehte sich deshalb behäbig um und musterte in aller Ruhe sein Gegenüber von oben bis unten. Offenbar hatte er es mit einem männlichen Vertreter seiner Art zu tun, der jetzt keine zwei Meter entfernt vor ihm stand. Nur das auffallend rosarote Fell passte überhaupt nicht zu seiner bullig aussehenden Statur. Es sah irgendwie peinlich und vollkommen widernatürlich aus.
Ganz überraschend beugte sich sein ungebetener Gast auf einmal weit vor, schnüffelte mit seiner langen, extrem biegsamen Nase an der dampfenden Teetasse herum und knurrte dabei laut vor sich hin.
Das Monster war ziemlich hässlich, aber so sind Monster eben mal, dachte sich der alte Professor. Außerdem hatte es zwei muskelbepackte Arme, eine sehr breite Brust und außergewöhnlich kräftige Beine, die wie mittlere Baumstämme aussahen. Das Fell war tatsächlich durch und durch rosarot, was den erfahrenen Wissenschaftler ein kleines, verwegenes Lächeln entlockte. Auch die Nase, die aussah wie ein verkürzter Elefantenrüssel, erschien viel zu lang und passte irgendwie nicht in das klobige Gesicht dieser komisch und absonderlich wirkenden Tierart.
„Willkommen!“ sagte Prof. McHumperding schließlich nach einer Weile des vorsichtigen Abwartens freundlich und duzte es sofort. „Wenn du willst kannst du mit mir zusammen einen Tee mit süßem Honig trinken.“
„Gerne!“ antwortete ihm das rosarote Langnasenmonster, ergriff plötzlich die Hand des Professors und schnüffelte aufgeregt wieder an der vollen Teetasse herum.
„Mhm, das riecht wirklich gut. Da läuft mir ja schon das Wasser im Mund zusammen“, sagte das Monster erwartungsvoll, hielt seine rüsselartige Nase steif nach oben und gab dabei seltsame Laute von sich, die an einen pfeifenden Wasserkessel erinnerten.
„Hier, nimm diesen Topf, der über dem Feuer hängt! Er ist voller Tee. Aber verbrenne dich nicht! Trink soviel du willst. Honig ist auch schon drin“, sagte der Professor ganz ruhig und lud das sprechende Monster dazu ein, sich auf einen umgestürzten Baumstamm gegenüber der lodernden Feuerstelle zu setzen.
Nachdem sein aufdringlicher Gast mit einem einzigen tiefen Schluck fast den halben Topf leergetrunken hatte, unterhielten sich die beiden ungleichen Geschöpfe danach ziemlich angeregt miteinander. Ja, es schien fast so, als seien sie schon nach relativ kurzer Zeit richtige Freunde geworden. Dem Professor störte das zwar nicht, aber ein bisschen mulmig war ihm schon dabei geworden, so schnell Freundschaft mit einem derart fremdartigen Lebewesen geschlossen zu haben, das er noch gar nicht so richtig kannte. Aber er ließ die Sache auf sich zukommen. Seine Neugierde war einfach stärker.
Als die Sonne schon am Horizont unterging, saß das Langnasenmonster noch immer beim alten McHumperding und kippte sich einen Tee nach dem anderen hinter die Binde, bis fast nichts mehr da war.
Bei der letzten Tasse Tee hatte der Professor plötzlich eine Idee.
„Ich werde dich mit zu mir nach Hause nehmen“, sagte er. „Ich werde dich meiner Frau zeigen und noch vielen anderen Menschen ebenfalls. Du wirst die absolute Sensation sein. Wir beide können zusammen viel Geld verdienen, denn so etwas wie dich hat noch keiner bei uns gesehen. Wenn du in einem Zirkus auftreten würdest, wärst du allein schon deines Felles wegen bald ein reicher Mann und ein großer Star. Außerdem kannst du sprechen, was die Leute sicherlich überraschen wird. Das ist einmalig!“
Das rosarote Monster war von dieser Idee komischerweise echt angetan, sodass es auf der Stelle zusagte und sofort mitkommen wollte, obwohl es doch angeblich recht menschenscheu war. Aber es hatte jetzt ja einen guten Freund, der ihm jeden Tag einen frischen Tee mit Honig zubereiten würde. Dafür sprang auch schon mal ein Monster über seinen eigenen Schatten und vergaß dabei alle Zweifel und Vorbehalte den Menschen gegenüber.
Also nahm Prof. Bruno McHumperding seinen neuen Schützling, das Langnasenmonster, in einer geräumigen Holzkiste mit nach Hause, damit kein anderer es sehen konnte. Unterwegs telefonierte er immer wieder mit seiner Frau, um sie auf den neuen, ungewöhnlichen Gast vorzubereiten.
***
Endlich war es so weit.
„Das ist das rosarote Monster, von dem ich dir die ganze Zeit über erzählt habe, Margarethe“, sagte der Professor zu Hause zu seiner Frau. „Es kann sogar richtig sprechen.“
Frau Margarethe McHumperding war vom rosaroten Fell des Monsters ungemein beeindruckt. So etwas hatte auch die alte Dame in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen. Zudem konnte das komisch aussehende Langnasenmonster noch sprechen. Eine Sensation für jeden Zirkus. Die Besucher würden in Scharen kommen, dachte sie so für sich.
„Dann mal herzlich Willkommen bei uns, liebes Monster!“ sagte sie lächelnd und hielt noch etwas vorsichtig ihre rechte Hand zur Begrüßung hin.
Das Langnasenmonster tat es ihr gleich und begrüßte die Frau des Professors ganz lässig mit den Worten: „Ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen, Miss McHumperding. Ich heiße eigentlich Hunga Bunga, wie mein Vater, der leider von irgendwelchen Großwildjägern erschossen worden ist. Seitdem meide ich eigentlich die Menschen. Nun ja, das mit meinem Vater ist schon sehr lange her. Schwamm drüber! Lassen Sie sich außerdem nicht durch mein Äußeres erschrecken. Ich sehe zwar aus wie ein echtes Monster, aber im Innern bin ich eine zartbesaitete Seele, die sehr empfindlich und zerbrechlich ist.“
„Bei uns werden Sie gut behandelt und bekommen jeden Tag von Ihrem Lieblingsgetränk, Tee mit süßem Honig, so viel Sie wollen, lieber Herr Hunga Bunga“, sagte die alte Dame und führte das rosarote Monster hinaus in den schönen Garten auf eine grüne Wiese, wo sie sich weiter unterhielten. Ihr Mann schaffte derweil einen großen Topf mit Tee und Honig heran und stellte ihn noch ganz heiß auf den Gartentisch. Das rosarote Monster griff sofort zu und hörte einfach nicht mehr auf zu trinken. Es schien fast so, als hätte es tagelang nichts Flüssiges mehr bekommen, so durstig war es.
Plötzlich horchte das rosarote Monster auf. Der Professor hatte nämlich soeben ein Radio eingeschaltet und die Musik drang durchs ganze Haus bis nach draußen in den Garten.
„Ich höre Musik und möchte mit Ihnen tanzen, gnädige Frau“, sagte der neue Gast zu Miss McHumperding spontan, griff nach ihren beiden Armen und drehte sich wie ein Tanzbär mit ihr zusammen im Kreis. Sein beeindruckender Nasenrüssel wurde ganz steif, soviel Spaß schien das Monster dabei zu haben.
Mittlerweile war auch der alte Professor gekommen und schaute den beiden beim Tanzen zu. Er musste unwillkürlich lachen, als sie an ihm vorbei kamen und sich ständig hin und her hüpfend im Kreis drehten.
In den ersten Wochen hielt sich das rosarote Monster nur bei den beiden alten Leuten im Garten auf, der von einer hohen Hecke umsäumt wurde. Das Haus lag sowieso weit draußen in einer ziemlich menschenleeren Landschaft und so wusste noch niemand, dass die McHumperdings einen ziemlich ungewöhnlich aussehenden Besucher bei sich wohnen hatten, der später mal im Zirkus auftreten sollte. Alles war noch ganz geheim.
Doch eines Tages begann das Langnasenmonster zu husten, zu schniefen und zu keuchen. Sein schönes rosarotes Fell wurde zunehmend stumpfer und ekliger grüner Schleim lief aus seinem langen Nasenrüssel. Auch wollte es nicht mehr mit Margarethe McHumperding tanzen und lag nur noch stöhnend im Garten herum.
„Mein liebes Monster!“ sagte die alte Dame. „Was ist bloß mit dir los? Du schaust ja richtig krank aus. Was machen wir jetzt mit dir?“ Auch Professor Bruno McHumperding war herbei geeilt und machte sich große Sorgen um seinen Schützling, dem es gar nicht gut ging.
„Obwohl ihr beide zu mir gut und wirklich sehr freundlich seid fühle ich mich trotzdem einsam und verlassen. Ich vermisse die anderen rosaroten Monster. Ich möchte wieder zurück nach Hause. Hier gehöre ich einfach nicht hin. Meine Heimat ist das kleine Tal mitten im Dschungel. Es war eine falsche Entscheidung von mir den schönen Regenwald zu verlassen“, jammerte der Kranke und fing ganz fürchterlich an zu schluchzen.
Der Professor hatte großes Mitleid mit dem rosaroten Monster und so reiste er noch am nächsten Tag mit seinem kranken Freund wieder zurück in seine Dschungelheimat, dem immergrünen Regenwald. Als die beiden dort ankamen, baute McHumperding genau an derselben Stelle sein Zelt wieder auf, wo es zuvor gestanden hatte, als sie sich das erste Mal begegnet sind. Dann machte er ein großes Lagerfeuer und kochte in einem großen Kessel eine Menge Tee mit Honig. Außerdem gab er seinem kranken Freund eine ganz bestimmte Medizin, die schon bald ihre Wirkung zeigte.
Und tatsächlich, bald war das rosarote Langnasenmonster wieder gesund. Auch sein Fell glänzte schon bald wieder in voller Pracht. Vor lauter Freude stieß es einen lauten Schrei aus und plötzlich kamen aus allen Himmelsrichtungen immer mehr von seinen rosaroten Artgenossen herbei geströmt um ihn zu begrüßen. Sie alle waren sehr froh darüber, dass er wieder bei ihnen war. Der alte Professor versorgte sie alle mit Tee und Honig und bald ging es ziemlich hoch her. Zum Glück hatte er genug davon mitgenommen und so feierten sie noch lange bis tief in
die Nacht hinein.
Am nächsten Morgen lief das rosarote Langnasenmonster wieder zurück in Dschungel und verschwand mit den anderen im dichten Grün des Urwaldes.
Nach einer Weile kam das rosarote Langnasenmonster aber noch einmal zurück.
„Ich habe so gerne Ihren Tee mit Honig getrunken. Hier im Dschungel gibt es aber nichts davon. Vielleicht kann mir der Herr Professor verraten, wie man Teepflanzen anbaut? Bienen, die Honig machen, haben wir genug hier. Es fehlt nur noch der Tee“, sagte das rosarote Langnasenmonster und wartete ab, was Professor McHumperding darauf antworten würde.
„Das kriege ich hin“, sagte der Alte. „Ich werde dir und deinen Artgenossen einige Kisten voller kleiner Teepflanzen schicken, die ihr selber anbauen könnt. Ich werde euch noch mal besuchen und die erste Zeit dabei helfen wie man aus eigener Ernte Tee gewinnt und wie man den ersten Aufguss macht.“
Das rosarote Langnasenmonster freute sich darüber so sehr, dass es den Professor in die Arme nahm und zu ihm sagte: „Auch wir haben etwas für dich und deine Frau. Ihr seid gute Menschen. Ich habe einen Zaubertrank mitgebracht, der streng geheim ist. Er befindet sich in diesem Lederbeutel. Außerdem liegt noch ein kleiner Brief darin. Öffne ihn erst, wenn du wieder zuhause bist.“
Der alte Professor bedankte sich und reiste danach wieder ab. Als er wieder bei seiner Frau war öffnete er den Lederbeutel und holte zwei kleine Fläschchen mit einer rosaroten Flüssigkeit daraus hervor. Dann las er den kleinen Brief auf dem geschrieben stand:
„Liebe Frau McHumperding, lieber Herr Professor McHumperding!
In den beiden Fläschchen befindet sich ein altes Geheimrezept unserer Rasse. Jeder, der diese Flüssigkeit trinkt, verändert sich innerhalb weniger Monate in ein rosarotes Monster. Dieser Vorgang kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Einmal Monster immer Monster. Dafür verlängert der Zaubertrank aber das eigene Leben um mehrere Hundert Jahre. Überlegt Euch beide also gut, was ihr tut. Nach der Einnahme der Flüssigkeit habt ihr noch Zeit genug als Nichtmonster zu uns zu kommen. Wir waren alle einmal Menschen und haben diesen letzten Schritt gewagt. Leider werden wir immer weniger, denn die Herstellung des Zaubertrankes ist langwierig und schwierig. Es dauert länger als ein Menschenleben, bis man die entsprechende Menge gewonnen hat, die nötig ist, um einen Menschen in ein rosarotes Langnasenmonster zu verwandeln. Aber es lohnt sich. Ihr werdet sehen und viel glücklicher sein als je zuvor. Das verspreche ich Euch! Außerdem gibt es da noch ein Geheimnis, das ich Euch aber noch nicht verraten darf. Erst wenn ihr so geworden seid wie wir, werdet ihr von dem Geheimnis erfahren, das uns Welten erschließt, von denen nie ein Mensch je etwas erfahren wird. Nur so viel darf ich sagen, dass das Geheimnis kein irdisches ist und uns weit hinaus ins Universum trägt. Wartet also nicht solange mit der Entscheidung rosarote Monster zu werden, denn wenn die Fläschchen erst mal geöffnet worden sind, hält sich die Flüssigkeit nur wenige Minuten. Danach verliert sie ihre Wirkung. Denkt also daran!“
Euer
Hunga Bunga
***
Einige Zeit später.
Das abgelegene Haus von Margarethe und Bruno McHumperding stand schon seit mehr als zwei Wochen leer. Die Türen und Fenster waren fest verschlossen, die Vorhänge zugezogen. Auf dem hölzernen Küchentisch lagen zwei kleine leere Fläschchen neben einem weißen Teller in dem die verkohlten Reste eines halb verbranntes Briefes lagen. Nur ganz unten gab es noch eine gut erhaltene Stelle, wo man den letzten Satz lesen konnte:
…, deshalb haben wir uns beide zu diesem Schritt entschieden und kommen nie wieder!
Die Humperdings
(c)Heinz-Walter Hoetter
***
Es war noch ganz früh am Morgen. Langsam wurde es draußen hell. Der kleine Peter stand am Fenster seines Kinderzimmers im 1. Stock und schaute hinunter auf den still da liegenden Hof.
Verschlafen rieb er sich die Augen und konnte zuerst nicht glauben, was er da sah. Mitten auf dem Hof stand ein riesiger Baum mit dicken, weit ausladenden Ästen, die fast bis zum Boden hinunter reichten.
„Da stand noch nie ein Baum in unserem Hof. Wo kommt der denn so plötzlich her?“ murmelte Peter mit halblauter Stimme vor sich hin und strich sich ungläubig mit der rechten Hand die langen Haare aus der Stirn, um besser sehen zu können.
Peter verstand die Welt nicht mehr. Da stand dieser riesige Baum einfach so da und winkte ihm mit seinen Blättern beladenen Ästen zu.
„Hallo Peter“, rief der Baum plötzlich, „zieh’ dich an und komm doch runter zu mir! Auf mir kannst du ganz toll herum klettern. Na, wie wär’s?“
Peter dachte ein Weile nach. Er fragte sich, woher der Baum wusste, dass er so gerne auf ihnen herum kletterte? Er wunderte sich zwar darüber, aber er wollte ausgerechnet jetzt nicht darüber nachdenken. Das Klettern auf den Bäumen machte ihm nämlich echt viel Spaß. Und, wenn es möglich war, stieg er jedes Mal bis nach ganz oben in die Krone, von wo aus er weit in die Landschaft sehen konnte. Hier oben wehte ihm der Wind um die Nase, und er verspürte jedes Mal ein herrliches Gefühl dabei ganz oben zu stehen. Seine Eltern hatten ihm zwar das Baumsteigen verboten, weil erst vor ein paar Tagen ein Nachbarsjunge von einem Baum runter gefallen war und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden musste, was aber dem Peter völlig egal war, denn er war ein guter Kletterer. So etwas würde ihm bestimmt nicht passieren.
Dann schaute er wieder aus dem Fenster. Der Baum winkte immer noch nach ihm.
Peter zögerte nicht lange, zog sich so schnell er konnte an und schlich sich ein paar Minuten später die Treppe runter nach draußen auf den Hof, wo schon der Baum auf ihn wartete.
„Na, da bist du ja endlich. Komm und steige auf meine Äste. Ich bin groß und stark. Und wenn du ganz oben bist, dann kannst du sogar die Sterne sehen“, sagte der Baum zu ihm.
Peter konnte es jetzt auf einmal nicht mehr aushalten. Er ging auf den mächtigen Baum zu und stieg auf den erstbesten Ast, der fast den Boden berührte. Es war wirklich einfach. Schon bald befand er sich im Dickicht aus grünen Blättern, Ästen und dünnen Zweigen und stieg höher und höher. Als er mal für einen kurzen Moment nach unten sah, konnte er den Boden nicht mehr sehen.
Plötzlich hatte Peter das komische Gefühl, dass sich der Baum bewegen würde. Irgendwas stimmt hier nicht, dachte er sich. Auch wurde es wieder dunkler anstatt heller. Neugierig stieg der Junge vorsichtig den Baum wieder herunter. Unten angekommen musste er erstaunt feststellen, dass er sich in einem Wald befand.
Das machte ihm Angst. Wieso befand er sich plötzlich in einem Wald? Peter bereute es jetzt, auf den Baum geklettert zu sein. Er fragte sich verzweifelt, wie er wohl wieder nach Hause zurückfinden könne. Aber alles, was er sah, waren große, mächtige Bäume, die den Himmel über ihn verdeckten. Nur fahlgraues Licht erreichte den Boden. Peter kam sich vollkommen verloren vor.
Gerade wollte er zu weinen anfangen, als er eine sanft rollende Stimme hörte.
„Hey Peter, komm schnell zu mir rüber! Ich bin es, der weise Uhu. Es könnte nämlich sein, dass schon bald der böse Zauberer Riesenbart hier vorbeikommt und dich mitnimmt. Dann hast du keine Chance mehr. Also, beeile dich und komme so schnell du kannst zu mir!“
Peter sah sich nach allen Seiten um. Schon bald entdeckte er den Uhu, der ihm genau gegenüber auf einem dicken Ast saß. Er lief sofort los.
„Wieso kannst du sprechen? Verstehst du uns Menschen?“ fragte Peter den Uhu, als er vor ihm stand.
„Natürlich kann ich sprechen. Auch mit dir. Das können übrigens alle Tiere hier im Wald. Aber ich muss dir sagen, dass du in großer Gefahr bist. Du darfst jetzt keine Zeit mehr verlieren, wenn du dich aus diesem Wald retten möchtest. Der böse Zauberer Riesenbart lockt immer wieder kleine Kinder hier hin, um sie zu verwandeln, wenn er sie zu fassen bekommt. Also musst du dich jetzt ganz schnell beeilen, um von hier wieder zu verschwinden. Ich kann dir dabei helfen, Peter“, sagte der weise Uhu.
„Und warum will mich der böse Zauberer Riesenbart verzaubern? Ich habe ihm doch nichts getan“, jammerte Peter und wollte schon gleich wieder losweinen.
„Na, jetzt hör' endlich mal auf zu heulen! Das bringt dich auch nicht weiter. Warum bist du auch auf den Baum gestiegen? Du hättest auf deinem Zimmer bleiben sollen. Der Zauberer Riesenbart kennt genau deine Vorlieben. Er weiß, dass du gerne auf Bäume steigst. Deine Eltern habe dir das aber verboten. Trotzdem machst du das immer wieder. Deshalb hat der Zauberer Riesenbart ja auch den Baum zu dir geschickt, der dich dann mit in den Wald genommen hat.“
„Verwandelt der böse Zauberer die gefangenen Kinder in Tiere?“ fragte Peter ängstlich.
„In Tiere nicht“, erwiderte der Uhu, „aber in Bäume, damit sein Zauberwald größer werden kann. Der Zauberer Riesenbart kann die Angst der Kinder spüren und weiß sofort, wo sie sind. Deshalb musst du den Ort hier wieder verlassen und zwar so schnell wie möglich.“
„Und wie komme ich von hier weg?“ fragte Peter den Uhu.
„Wir müssen ganz nach oben bis zur Spitze des Baumes klettern. Der Wald ist so dicht, dass ich hier nicht fliegen kann. Wenn wir ganz oben sind, steigst du auf meinen Rücken und ich bringe dich raus aus diesem Wald. Ich fliege dich dann nach Hause zurück zu deinen Eltern“, sagte der Uhu freundlich und deutete nach oben.
Dann kletterten beide los, immer höher und höher, bis in die Krone des Baumes. Endlich standen sie auf dem letzten Ast, der gefährlich hin und her schwankte.
„Es ist soweit, Peter. Setz dich auf meinen Rücken! Halte dich an meinen Federn fest und schon geht’s los!“ rief der Uhu dem ängstlichen Jungen zu.
Peter tat alles, was der Uhu von ihm wollte. Schon bald flogen sie beide hoch am dämmrigen Himmel dahin, genau in die Richtung einer seltsam geformten Wolke, die wie ein riesiges Fenster aussah. Sein gefiederter Freund flog direkt in die Fensterwolke hinein. Kurz danach hatte plötzlich Peter das komische Gefühl, dass er nach unten fallen würde.
„Tschüss Peter! Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder“, hörte er noch den Uhu laut rufen. Dann fiel der Junge mit einem lauten Plumps auf den weichen Boden eines Rasens.
Kurz darauf muss er wohl wieder eingeschlafen sein.
***
Draußen wurde es langsam hell, und Peter wachte gerade auf. Als er noch ganz verschlafen seine Augen öffnete, fand er sich in seinem Bettchen wieder, das direkt neben dem Fenster seines Kinderzimmers stand. Sofort warf er die Bettdecke zurück, ging zum Fenster hinüber und schaute runter in den still da liegenden Hof. Der mächtige Baum mit seinen großen, weit ausladenden Ästen war nicht mehr da.
„Hier hat ja auch noch nie ein Baum gestanden. Ich habe alles nur geträumt“, murmelte Peter so vor sich hin und sah dabei zufällig hinüber zur geschlossenen Toreinfahrt, die links und rechts durch einen Jägerzaun begrenzt wurde.
Gleich neben der Einfahrt entdeckte Peter zu seiner großen Überraschung einen kauzigen Vogel, der fast bewegungslos auf einem der dicken Holzpfosten des Jägerzaunes saß und mit seinen großen Augen zu ihm herüber schaute. Es war ein Uhu, und dazu noch ein besonders großer. Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen erhob dieser sich plötzlich in die Luft und flog nur wenige Augenblicke später ganz dicht an Peters Fenster vorbei.
„War das der Uhu aus meinem Traum gewesen oder alles nur ein Zufall?“ fragte sich Peter leise und schaute dem Nachtvogel noch lange hinterher, der mit weiten Flügelschwingen gleich hinter dem nächsten Wiesenhügel in einem großen Wald verschwand.
Was glaubt ihr, meine lieben Kinder? Hat Peterchen das alles wirklich nur geträumt?
©Heinz-Walter Hoetter
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.01.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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Wie ein Blitz aus heiterem Himmel
von Nina Mallée
Epilepsie – was ist das eigentlich? Gute Frage... denn wie ich immer wieder mit Entsetzen feststellen musste, wussten selbst ein Großteil der von mir und anderen Betroffenen konsultierten Neurologen keine vernünftige Antwort darauf, geschweige denn Allgemeinmediziner jedweder Art und erst recht nicht Otto – Normalverbraucher. Völlig außer Frage steht, dass Epilepsien oft mit geistigen Behinderungen einhergehen, was aber nicht heißt, dass das eine mit dem anderen gleichzusetzen ist. Dieses Buch soll deshalb auch nicht als medizinisches Handbuch dienen, sondern lediglich als ein Beweismittel, dass es auch anders geht, wenn man nur will oder allenfalls eine Art Gebrauchsanleitung für den Umgang mit solchen und ähnlichen Problemen. Es sind, wenn man so will, Geschichten aus dem wahren Leben, die ich hier beschreibe und Konfliktsituationen, für deren Bewältigung sich mal eine mehr, mal eine weniger elegante Lösung findet.
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