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An diesem Dienstag war ich sicher, Ronny würde für zwei essen. Ich sah ihn schon meine Beljaschi, mit Hackfleisch gefüllte Hefeteig-Piroggen, verschlingen. Die Bewohner der TWG aßen sie zwar, Begeisterung kam aber nicht auf, stellte ich enttäuscht fest. Fleisch im Teig war ihnen fremd. Bestürzt sah ich mit an, wie Ronny den Teig von der Boulette – wie er die Füllung nannte – trennte, und nur das Fleisch aß. Der Teig blieb unberührt. „Entschuldigen Sie“, erklärte Ronny höflich. „Fleisch im Teig ist irgendwie außerirdisch.“ Mir blieb nichts übrig, als mit dem alten Spruch „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht“ das Beljasch-Essen resigniert als „außerirdisch“ zum ersten und letzten Mal in das Menü der TWG einzutragen. Ganz im Gegenteil zu meiner Kollegin. Sie war angetan von dem Beljasch und so schenkte ich ihr ein russisches Koch- und Backbuch, wonach sie sogar den Hefeteig selbst zubereitete. Sie vervollkommnete den Beljasch durch eine kleinere Form und mit deutscher Präzision, alle glichen einander wie ein Ei dem anderen. Der Beljasch kam so gut bei den jüngeren Party-Gästen meiner Kollegin an, das brachte sie auf die Idee, ein Catering mit den Bewohnern der TWG zu organisieren. Eine geniale Idee! Die Männer würden sinnvoll beschäftigt sein und etwas Geld verdienen, zum Beispiel für Städtefahrten und anderes. Den Teig würde ich vorbereiten und einfrieren. Die Männer würden auf Bestellung Beljaschi servieren und liefern. Aus der klugen Geschäftsidee wurde nichts. Sie scheiterte an bürokratischen und finanziellen Hürden, an Räumlichkeiten, Genehmigungen und der Küche. Das ist das Ende der Geschichte des „außerirdischen“ Gebäcks.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.01.2022.
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