Christa Astl

Früh übt sich - Bergsteigen mit Kindern

 

 

Früh waren wir mit den Kindern am Berg. Erste „Touren“ mit dem Kinderwagen, dann im Tragegurt und später in der Kraxe.

Mit Bekannten waren wir irgendwo oben, Vroni und Hedi machten gerade die ersten Gehversuche.

Dann waren wir mit den beiden Ersten am Höhlenstein, Rolf noch in der Kraxe, beim Abstieg musste Papa das müde Mädchen tragen und sie schlief in seinen Armen. Da wird er auch müde gewesen sein!

Schon mit drei Kindern und mit Oma (meine Mutter) fuhren wir mit der Rofanseilbahn und gingen zur Dalfazalm. Gleich aus der Gondel raus, gab es eine nasse Hose. Einer musste immer an fremden Orten sofort aufs Klo, sonst passierte es eben. Natürlich keine Ersatzhose dabei, nur eine Windel, aber die Sonne trocknete den Fleck bald. Nori, vielleicht 4 Monate, hatte ich im Tragesitz vorne mit meinem Kopftuch, das ihm Schatten machte und ihn zusätzlich stützte, um meinen Hals gebunden. Nur ein kleines Füßchen konnte ein genauer Beobachter erkennen, doch niemand merkte, dass ich „zu zweit“ war. Er schlief bestens. Der Weg war schmal, aber die beiden Großen wollte nur meine Hand, Oma ging allein.

Mit der Jüngsten machten wir eine Kinderwagentour. Am Panoramawagen waren die Seitenfenster nicht abgedeckt, Baby sollte ja was sehen. Leider sah sie zu viel Sonne, was wir allerdings erst zu Hause bemerkten. Eine Gesichtshälfte war sehr gerötet. Der Arzt konnte sich der zynischen Bemerkung nicht enthalten: Habt ihr sie braten wollen? Ich bekam eine Salbe für sie, nicht einmal die Haut ging ihr ab.

Zwei Monate drauf war ich allein mit drei mit Bergschuhen ausgerüsteten Kletterern unterwegs, und die Jüngste steckte im Tragegurt, auch für Passanten kaum sichtbar. Da Opa bei der Seilbahn arbeitete, bekamen wir Freikarten. Der Gschöllkopf, Gehzeit normal ca. eine halbe Stunde, war unser Ziel. Ein echtes Kletterparadies für die Kleinen. Nori musste ja auf allen Vieren, um die teils hohen Steine zu überwinden. Die uns entgegen Kommenden, ältere mit Bergstöcken ausgerüstete Touristen staunten teils über die „Gämslein“, die so keck kletterten, teils hatten sie Angst, dass eins abrutschen könnte. Natürlich unbegründet.

Noch ein Jahr später: Ende Oktober im „Kaiser“, wieder mit Oma. Der Aufstieg ins Kaisertal lag im Schatten, es war kalt. Bis ich die Bergschuhe gebunden, die Kleine (schon 2 Jahre) in der Kraxe verstaut hatte, zitterten die Drei bereits vor Kälte. Ich sagte: „Geht inzwischen voraus, wartet dann in der Sonne. „Sie marschierten los – und waren nicht mehr zu sehen. Oma schimpfte: „Was fällt dir denn ein, du kannst doch nicht die Kinder so allein laufen lassen, wo sind sie denn jetzt? Wenn da was passiert, schau doch, da unten ist der Bach!“ Doch ich hatte volles Vertrauen in meine Kinder und in deren Schutzengel. An der nächsten Kurve warteten sie: „Wann kommt denn die Sonne?“ – (Dass sie so spät kommt, hätte ich auch nicht gedacht.) – „Ist euch noch kalt?“ – Ein dreistimmiges „Nein, das nicht mehr“, aber bald traten wir wirklich in ihren warmen Schein. Der Weg war anfangs sehr steil, ca. 150 Stufen sind zu erklimmen. Erst später ging die Straße ziemlich eben aus, bis wieder ein Fußweg zur Antoniuskapelle abzweigte. Eine schöne Tour, grad richtig für die Kondition gesunder 4- bis 7jähriger. Am Heimweg kehrten wir natürlich im Veitenhof zu.

Viele Jahre später …

Eine Bergtour mit den „Großen“, schon 10 bis 14 Jahre alt. Der Höhlenstein. Oben aßen wir Erbswurstsuppe, damals sehr rar, tranken Limo oder Schiwasser. Viele Leute waren da, laut und übermütig ging es bereits zu. Endlich ging diese Gruppe, den Weg, den wir auch nehmen mussten. Wir warteten noch eine Weile, genossen die Ruhe, bis auch wir uns an den Abstieg machten. Noch nicht mal die Hälfte, schon sahen und vor allem hörten wir die Gruppe. Eine Weile trotten wir hinterher, der Weg war schmal, das Gelände ließ kein Überholen zu. Endlich war der Graben nicht mehr so eng, die Buben sprinteten voraus, die Mädchen und ich hinterher. Über Stock und Stein, ein Stolpern wäre nicht ratsam gewesen, vor allem hätten wir denen das Schauspiel nicht gegönnt, und ihre Schadenfreude erleben wollen. Geröll und Steine spritzten weg, bis wir wieder den Weg betreten konnten. Mir zitterten jedenfalls hernach die Knie und Oberschenkel. Ich war ja auch schon Ende Vierzig, konnte aber noch mithalten.

ChA 10.01.2022

Im Bild Kufstein mit dem Kaisergebirge

 

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