Ramon Kania
Eine Horrorgeschichte
In der Ferne rauschte der Wellengang. Die Sterne erblühten im dahinschmelzenden Abendrot.
Ich saß allein auf meiner Terrasse, während eine milde Sommerbrise mir mein Haar zerzauste und ich über die Hügel hinweg zum Meer blickte.
Mit einem Lächeln entspannter Zufriedenheit nahm ich einen Schluck von dem guten italienischen Rotwein und bemerkte gleich wieder, dass ich überhaupt kein Weinliebhaber war.
Meine Gesichtsmuskulatur verzog sich. Wieso nur hatte ich vergessen mir ein paar Bier beim Einkaufen mitzunehmen? Nun blieb mir nichts, als dieses, eigentlich als Geschenk gedachte Gesöff zu trinken. Naja, Morgen würde ich eine neue Flasche und eine ordentliche Palette Bier holen gehen und bis dahin...
Ich nippte erneut an meinem Glas, dabei ging der zweite Schluck bereits etwas besser über die Lippen als der Vorherige.
Ich seufzte. Was für eine herrliche Nacht das war. So ruhig und unbeschwert, fernab aller Sorgen des Alltags und den Mühen des Lebens. Hier hatte ich das Gefühl, dass mich nichts im Leben bekümmern musste und ich einfach so den Augenblick in seiner ganzen Herrlichkeit genießen konnte.
Ich stand auf. Mit dem brennenden Wunsch in irgendeiner Ecke doch noch ein schönes Bier ausfindig zu machen. Denn der dritte Schluck vom Wein hatte mich den zweiten vollkommen vergessen lassen und war sogar noch furchtbarer als der Erste gewesen.
Auf meiner Suche nach einer wohlschmeckenden Erfrischung stolperte ich über Stock und Stein durch die Dunkelheit. Den sicheren Weg zurück zu meiner kleinen Hütte hatte ich mir vergeblich versucht in den wenigen Tagen meines Daseins ins Gedächtnis zu prägen. Doch das schwache Licht der verschiedenen HiFi und WiFi Anlagen gab mir eine gewisse Hilfe auf meiner beschwerlichen Reise.
Bis mit einem Mal, ich kann nicht sagen wie und warum, das Blinken der Elektronik schlagartig durch die funkelnden Sterne abgelöst wurde und ein heftiger, stechender Schmerz durch meinen Kopf zog.
Ich war gefallen.
Hatte sich ein Stein unter meinen Fuß gestohlen? Oder war es das gegrillte Hähnchen gewesen, dass sich ruckartig in meinem Magen verlagert hatte und mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte? Aber konnte wirklich so viel Tücke in einem simplen Hähnchen stecken?
Ich versuchte mich aufzuraffen und rieb mir dabei mit einer Hand über den dröhnenden Kopf.
Verdammter Mist!
Gerade, während die verschiedenen Lichter wieder ihren ursprünglichen Platz einnahmen und die Welt kurz davor war wieder Normalität einzunehmen, drang ein schwaches Pfeifen an mein Ohr.
Ein Ereignis jagt also das Nächste. Was hatte meine Suche nach einer Flasche Bier da nur losgetreten…
Das Pfeifen war tief und durchdringend und brachte die Luft der Nacht zum Zittern und Vibrieren.
Ein Nachbar, der mir einen Besuch abstatten wollte? Hier? In Kilometern gab es kein weiteres Haus, außer dem Meinigen. Ein Wanderer? Um diese Uhrzeit?
"Hallo?", fragte ich zaghaft in die Finsternis, ohne genau sagen zu können, wo das Pfeifen überhaupt herkam.
"Ist da wer?" Keine Antwort.
Wollte man mich zum Narren halten? Irgendwelche witzigen Vermieter, die ihren Spaß mit dem neuen Gast treiben wollten?
Nein, dieses alte, zurückhaltende Ehepaar war wohl kaum zu derartigen Späßen aufgelegt.
Vielleicht war es ja kein Mensch... Was dann? Der Wasserkocher? Die Elektronik? Der Wind in den Bäumen? Ein Ungeheuer aus den tiefsten Abgründen der namenlosen Finsternis?
Und gerade da, als ich eben diesen Gedanken erfasste, ebbte das Pfeifen wieder ab.
Ich rappelte mich auf und schaute mich ratlos um.
Nichts zu sehen, kein Wanken der Blätter, kein Brand in der Wohnung. Alles wie gewohnt.
Was zum Teufel war das eben? Nun, eine Antwort musste dann wohl warten, erst einmal das ursprüngliche Problem bekämpfen. Das Bier. Vielleicht würden dann ja ganz von allein die Antworten folgen.
Ich torkelte mir also meinen Weg durch die restliche Dunkelheit und erreichte den sicheren Hafen meiner Standby-Lichter.
Wo war nun der Lichtschalter... Ah, da war er ja...
Rums. Alles erlosch. Schlagartig verließ mich jedes einzelne meiner ach so treuen Gefährten.
Scheiße! Die Sicherung?
Ich fand mich ganz allein in der Dunkelheit wieder, das Sternenlicht vermochte kaum in das Innere der Wohnung zu dringen.
Taschenlampe? Keine Ahnung, ob ich oder dieses Haus überhaupt eine besaß.
Handy? Irgendwo in der Küche oder dem Schlafzimmer.
Feuerzeug? Nicht-Raucher.
Hmm... Jetzt wird’s problematisch.
Langsam tastete ich mich an der Wand entlang.
Tisch... Regal... Schrank... Fenster... Soweit alles gut.
Stuhl... Kommode... Tür... Teppich... Teppich... Teppich?
Moment. Hier hatte ein Teppich nichts zu suchen.
Das war... Das war...
Ich legte den Stift beiseite und trank einen großen Schluck Bier.
Nein, so würde das nichts werden. Was sollte denn da in der Dunkelheit lauern? Ein Bär? Eine abscheuliche Kreatur der Nacht?
Und wofür das Pfeifen? Hatte es überhaupt eine signifikante Rolle in dem ganzen Szenario?
Nein, das war doch alles Humbug. Die Geschichte brauchte ein eindeutiges Schreckgespenst, nicht irgendwelche halb garen Ideen und Umrisse.
Wie wäre es denn mit Puppen? Puppen waren immer gut. Sie könnten in einem Regal stehen, mit immer lächelnden Gesichtern und feinen Kleidern. Sie könnten entdeckt werden, nachdem der Protagonist seine Flasche Wein geleert hatte und zurück in die Wohnung stolperte. Dort würden sie dann stehen, auf einer alten Kommode, allesamt mit ihren kleinen Köpfen zu ihm gedreht. Sie würden sich nicht bewegen, einfach nur dasitzen und ihn beobachten. Eine von ihnen wäre ihre Anführerin, größer, hübscher als die anderen, doch von einer Aura heimtückischer Dunkelheit umgeben.
Und sie würden... Hmm... Was würden sie wollen? Es müsste etwas Abgründiges sein, etwas aus dem tiefsten Tiefem der menschlichen Sehnsucht, etwas Grauenhaftes, etwas, das den Leser einen weiten Bogen um jede Art von Puppe gehen lässt… Na, aber das konnte später noch kommen. Es wäre eh viel besser, wenn die Ambitionen der Puppen zunächst einmal unbekannt blieben.
Die Zettel füllten und das Bier leerte sich. Bis die Sterne hoch über mir zu rotieren begannen und ich kaum noch ein Wort schreiben konnte, ohne es mindestens fünf Mal zu korrigieren.
Das war der Zeitpunkt, an dem ich der milden Sommerluft Lebewohl sagen wollte und ich mich zurück in meine kleine Hütte verzog.
Die Erde schwankte unter meinen Schritten und ich gestand mir ein, dass das letzte Bier womöglich doch eines zu viel gewesen war.
Dabei hatte sich der letzte Abschnitt so gut geschrieben.
Ich ging in die Wohnung und orientierte mich an dem Standby-licht der WiFi-Anlagen. Zu viel Orientierung hatte ich noch nicht, doch es half mir eine ungefähre Richtung einzuschlagen.
Ich öffnete die Tür, die ich für jene hielt, die in mein Schlafzimmer führte und suchte den Lichtschalter zu meiner Rechten.
Ich tastete an der Wand rauf und runter. Hier musste er doch sein? Oder hatte ich mich im Zimmer geirrt?
Mit einem Mal stieß meine Hand gegen etwas Unbekanntes. Dünne Strähnen und glattes Porzellan.
Ich schreckte zurück und stieß dabei gegen einen klackenden Lichtschalter. Surrend blinkte eine kahle Lampe in der Mitte des Zimmers auf und gab einen Raum voller kleiner Gesichter Preis, die ihre Blicke auf mich richteten.
Meine Nackenhaare stellten sich auf. War ich aus Versehen in dem Puppenzimmer des Hauses gelandet?
Die Blicke durchbohrten mich, das kühle Lächeln auf den regungslosen Gesichtern raubte mir den letzten Rest meiner alkoholisierten Nerven. Hastig tastete ich nach dem Schalter und wollte das Zimmer verlassen, da bemerkte ich die größte aller Puppen. Mir direkt gegenüber in einem roten Kleid sah sie mich mit ihren schwarz umrandeten Augen an. Doch ihr Lächeln war schief, die Mundwinkel merkwürdig verzogen...
Das war zu viel, ich betätigte den Schalter und stürmte hinaus, heute Nacht war ich nicht in Stimmung für gruselig dreinblickende Puppen.
Die Sonne weckte mich aus meinen vernebelten Träumen. Biergeschmack lag mir im Mund.
Ich stand auf und schlurfte kopfkratzend aus dem Zimmer.
Was für eine Nacht, was für eine erfolgreiche Nacht. Auch wenn ich mich nicht mehr an ihre letzten Stunden genau erinnern konnte, so wusste ich, dass ich doch einiges zu Papier gebracht hatte. Jetzt galt es nur noch das Geschaffene zu inspizieren.
Gerade befand ich mich auf dem Weg zur Küche, wo die Tür zur Terrasse führte, als ich neben mir eine offenstehende Tür bemerkte.
Hatte ich im Suff etwa noch das neue Heim erkundet?
Ich schob die Tür auf und sprang zurück.
Puppen! Da waren Puppen!
Aber ich hatte doch... Bilder sprangen auf. Es war Teil meiner Geschichte gewesen, nicht die Wirklichkeit! Ich erinnerte mich etwas von Puppen geschrieben zu haben, was machten diese nun hier? Gestern waren sie doch noch nicht da gewesen… oder?
Mein Blick wanderte über die auf mich gerichteten Auge und blieb schließlich an der größten der Puppen hängen.
Nein! Ich rannte auf die Terrasse und nahm mir meinen Block.
Da stand es, Wort für Wort. Es war eine Geschichte gewesen. Das Zimmer, die Puppen, alles eine Geschichte!
Ich las sie mir noch einmal durch und blieb bei den letzten Worten hängen.
"Die Sonne weckte mich aus meinen vernebelten Träumen." Dahinter die Notiz: "Weiter mit Heimsuchung, langsamer Aufbau, Geräusche (Kichern, Türen), unbeobachtete Bewegung, Rascheln und Geräusche von bewegenden Möbeln (Fenster, Tür, Schrank)"
Was zum Teufel...
Ein Knall. Ich drehte mich erschrocken um und sah durch ein Fenster die verschlossene Tür des Puppenzimmers.
Mir blieb der Mund offenstehen.
Was ging hier vor? Trieb da wer sein böses Spiel mit mir?
Ich zögerte. Sollte ich hineingehen?
Dann schüttelte ich lachend den Kopf. So ein Unsinn! Ein Windstoß zur richtigen Zeit und mir zitternden die Knie! Ich sollte wirklich weniger Alkohol beim Schreiben trinken, ich bekam ja schon Paranoia.
Dann hatte ich eben im Suff gestern das Haus erkundet und es einfach vergessen. Zu glauben in meiner eigenen Geschichte zu sein… welch ein lächerlicher Gedanke…
Der Tag verging und nichts Ungewöhnliches geschah. Die Puppen lagen ruhig in ihrem Zimmer und Türen knallten auch keine zu. So zog wieder der Abend ein, an dem ich, dem Sonnenuntergang hinterherblickend, vor meinem Notizbuch saß.
Wie sollte es nun weitergehen? Der Horror muss sich langsam aufbauen, dabei aber langsam kleine Einblicke in das Wesen der Puppe geben.
So was wie: "Das Licht glitt über die Küchengarnitur. Sprang von einem Glas über eine Pfanne und landet auf dem Tisch. Schließlich wanderte es hinaus aus der Küche hinüber in den Flur. Dort betrachtete es für einen Augenblick die einzelnen Türen, bis es schließlich auf dem des Puppenzimmers verharrte, welche einen Spalt weit offenstand.
Sonderbar, ich hatte sie doch nicht wieder aufgemacht...
Ich wollte gerade auf sie zugehen, um sie zu schließen, als hinter ihr ein leises Rascheln ertönte.
Ratten? Mäuse? Doch in meinem Kopf blitzte nur das Bild einer lächelnden Puppe auf. So deutlich und so schnell, dass ich für einen Moment in Schreck erstarrte.
War da wirklich ein Gesicht gewesen?!
Ich eilte auf die Tür zu, riss sie auf und knipste das Licht an.
Und da waren sie. Mit ihren niedlichen Gesichtchen und schauten mich an. Spottend, ohne, dass sich ihre Mimik verändert hätte." Und dann würde er versuchen die Tür zu verbarrikadieren, nicht, weil er wirklich glaubte, dass sie sich bewegten, sondern einfach, weil der Anblick jedes Mal ein tiefes Grauen bei ihm auslöste.
Gut, weiter mit dem Rest dann Morgen.
Es war derweil wieder einmal stockdunkel geworden, doch dieses Mal hatte ich nicht so stark mit dem Alkohol geliebäugelt und fand meinen Rückweg leichter. Mit meinem Handy, das ich vorsorglich eingesteckt hatte, erleuchtete ich mir meinen Weg.
Ich betrat die Küche und leuchtet über die verschiedenen Gegenstände und schließlich in den Flur. Dort tastete ich mit dem Licht die einzelnen Türen ab, bis ich...
Moment. Nein, nein, nein. Machte ich das gerade absichtlich? Spielte ich gerade die Szene nach?
Gerade hatte ich die Frage in meinen Gedanken formuliert, schon bemerkte ich, dass ich bereits auf den offenen Spalt der Puppenzimmertür glotzte.
Verdammte Scheiße.
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und Schweiß rann aus meinen Poren.
Ein Rascheln erklang hinter der Tür.
Wie zu Stein erstarrt verharrte ich an Ort und Stelle, versuchte zu überlegen, was ich als nächstes tun sollte, da glaubte ich schon im Augenwinkel das blasse Gesicht einer Puppe zu erkennen.
Jetzt war es genug. Ich stürmte auf das Puppenzimmer zu, riss die Tür auf und…
Stopp! Nein!
Doch das Licht war bereits angeschaltet und die Gesichter hatten ihre Blicke auf mich gerichtet. Die Textzeilen waren Realität geworden, ich war in die Fänge meiner eigenen Geschichte geraten.
Ein Gefühl überwältigender Angst und Machtlosigkeit übermannte mich. Im Netz der leblosen Blicke fühlte ich mich wie die Fliege, die in die mordlüsternen Augen der Spinne starrte.
Langsam ging ich einige Schritte rückwärts. Mit pochendem Herzen und bebenden Körper stieß ich gegen die eiskalte Wand. Ich atmete tief ein, versuchte meine Gedanken zu ordnen und etwas Ruhe zu bekommen, um…
Dann zersprangen die Glühbirnen. Alle miteinander zerbarsten in weißen Staub und versickerten sogleich in die blitzartig hereinbrechende Finsternis. Noch während der Knall verhallte, hörte ich ein leises Kichern aus den düsteren Fluren und das Trappeln kleiner Füße, doch sehen konnte ich nichts. Erst langsam gewöhnten sich meine Augen an die mangelhaften Verhältnisse.
Zu langsam?
Ich spürte einen Luftzug an meinen Beinen vorbeihuschen und wieder erklang das kindliche Kichern, doch erkennen konnte ich nur einen blassen Umriss, der auch schon wieder in der Dunkelheit versank.
Kaum war der erste vorbei, schlich sich ein zweiter an mir vorbei, kleiner und schneller als der Vorherige. Dieses Mal versuchte ich nach ihm zu treten, traf aber nur gähnende Leere. Schlagartig wurde das Kichern zu einem höhnischen Lachen.
Ich musste hier raus. Sofort!
Ohne auf irgendwas oder irgendjemand Rücksicht zu nehmen, stürmte ich los. Ich stieß gegen diverse Wände und Möbel, aber es war mir mehr als egal, Hauptsache ich ließ dieses Lachen weit hinter mir!
Mit Kratzern und Prellungen gelang es mir stolpernd das Haus zu verlassen. Sofort fiel mein Blick auf das Notizbuch, dessen Seiten im Sternenlicht hell leuchteten. Ich rannte zum Tisch, blätterte auf die letzte Seite und las die dort geschriebenen Worte:
“Mit Kratzern und Prellungen gelang es mir stolpernd das Haus zu verlassen. Sofort fiel mein Blick auf das Notizbuch, dessen Seiten im Sternenlicht hell leuchteten. Ich rannte zum Tisch, blätterte auf die letzte Seite und las...”
Meine zitternden Hände ließen das Buch fallen.
Das war nicht möglich, einfach nicht möglich…
Noch während ich versuchte die Bedeutung des Ganzen irgendwie zu begreifen, hörte ich hinter mir ein leises Kichern.
Ich drehte mich nicht um. Nicht sofort. Langsam neigte ich den Kopf, Zentimeter für Zentimeter, bis ich die kleinen Gestalten erkennen konnte, die sich hinter mir in einem Halbkreis aufgestellt hatten. Alle Köpfe und alle Blicke waren mir zugewandt.
Ich drehte den Kopf wieder zurück und spürte, wie die Blicke mich durchbohrten.
Ich schluckte und versuchte eine meiner Hände zu meiner Hosentasche zu führen. Kaum hatte ich die Hand auch nur ein Stück weit bewegt, glitt ein Rascheln hinter mir durchs Gras und näherte sich mir.
Ich hielt in der Bewegung inne. Das Rascheln stoppte ebenfalls.
Ein Schweißtropfen rann mir über die Stirn hinunter zur Wange. Dann griff ich blitzschnell zu, zehrte das Feuerzeug aus der Hosentasche und griff gleichzeitig nach meinem Notizbuch.
Kleine Hände drückten sich in das Fleisch meiner Waden. Ich brüllte laut vor Schmerz, doch das Feuerzeug schlug bereits Funken und eine kleine Flamme begann sich durch das weiße Papier zu brennen.
Die kleine Hand gab augenblicklich nach. Triumphierend drehte ich mich um, doch was ich dann sah war weitaus furchterregender als alles, was ich erwartet hatte.
Der Himmel brannte. Flammen loderten und tanzten am Horizont und begannen sich durch Wolken und Sterne zu fressen. Rasend schnell breiteten sie sich aus und verschlangen alles auf ihrem Weg.
Ein markerschütternder Schrei lenkte mich ab von der tobenden Zerstörung über mir, lenkte mich zur jenen, die unmittelbar vor mir stattfand. Die Puppen schrien und brannten. Ihre kleinen Hände streckten sich nach mir aus. Sie torkelten auf mich zu, doch zerfielen zu Asche, bevor sie mich erreichen konnten. In ihren Augen lag ein Blick voller Wut und Verachtung.
Das Haus brannte ebenfalls, sowie die Büsche und Bäume. Einfach alles brannte und als ich auf mein Notizbuch sah erkannte ich, dass auch dieses nun beinahe vollständig vom Feuer bedeckt worden war. Doch ich ließ es nicht los, denn ich spürte die Hitze der Flammen nicht.
Ich sah zu, wie das Feuer Stück für Stück die gesamte Welt verschlang und stand dort immer noch, als alles geschwärzt und vernichtet war.
Stumm stand ich in der schwarzen Nichtigkeit und konnte einfach nicht glauben, was ich da gerade getan hatte.
Wie verachtenswert. Hatte ich am Ende doch wirklich meine eigene Welt verbrannt, weil ich Angst vor ihrer Wirklichkeit bekam…
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.01.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).