Qayid Aljaysh Juyub

Ungeister – ein Brettspiel für den gehorsamen Kleinbürger

Hier sei im Folgenden ein schönes Spiel für Bravbürger, Blockwarte aus Leidenschaft und Fanatiker aller Art vorgestellt, das Zwecks Indoktrination unter dem Deckmäntelchen politischer Bildung entwickelt wurde.

In der wunderbaren Welt des demokratisch besten Absurdistans, das es je gab – obwohl wir diese kühne Behauptung natürlich nicht ernstmeinen, lachen Sie sich jetzt bitte nicht tot - treiben die frechen Ungeister ihr Unwesen. Ein bis zehn Spieler müssen die leugnerischen Dissidenten nun fangen und in das staatliche Umerziehungslager bringen. Dabei kann der angehende Inquisitor verschiedene Rollen annehmen und zwar:

  1. Als großer Diktator…ähm…wir meinen natürlich als mit 99,9 % aller manipulierten Wählerstimmen demokratisch klimaneutral gewählter Präsident auf Lebenszeit. Diese Option natürlich kann nur der Einzelspieler verwenden.
  2. Als psychisch devianter Minister, wobei der gestörte Spieler die Möglichkeit hat, sich zwischen Innen- und Gesundheitsministerium zu entscheiden. Bei ausgeprägter Debilität steht zusätzlich die Position als Minister der Äußeren zur Verfügung.
  3. Als Vertreter einer staatlich geförderten Religionsgemeinschaft. Hier darf der pyromanische Frömmler sogar den offiziellen Titel ‚Inquisitor‘ führen und die Ketzer sogleich dem reinigenden Feuer übergeben.
  4. Als rasender Reporter der regierungstreuen Einheitspresse und Volkskommissar für Volkserziehung.
  5. Als auskunftsfreudiger Denunziant, der gerne – aus welchen Gründen auch immer – seine Mitmenschen ans Messer liefert.

In die Rollen B – E können natürlich mehrere der angehenden Hexenjäger schlüpfen.

Der dümmste Spieler – meist natürlich der Außenminister – beginnt das Spiel. Er dreht den globalistisch profitorientierten Zeitgeist, der über alle Art von möglichen Minderheiten thront, der dann zufällig die Minorität selektiert, die gerade zum Wohle multinationaler Konzerne und/oder einer Einheitspartei verfolgt werden soll. Im Sichtfenster erscheint nun der Ungeist, der in dieser Runde dämonisiert und gefangen wird. Das ist gar nicht so einfach, da jene zu Parias ernannten Zeitgenossen zunächst gehörig zu diffamieren sind und es wirklich jeden treffen kann, sofern er nicht der globalen Elite angehört.

Aber jetzt kommt der Clou! Selbst der gröbste und übelste Schwachsinn wird zum validen ‚Totschlagargument‘, wenn es der Spieler lange genug wiederholt! Wer nun ein beliebiges Opfer erfolgreich entmenschlicht hat, darf dann schließlich den Dissidenten verbrennen (Kleriker) oder ins Lager bringen.

Das Spiel kann solange fortgesetzt werden, bis es keine Minoritäten mehr gibt oder alle Spieler im Lager enden, weil sie selber einer auserwählten Minderheit angehören.

Als Fazit ist anzumerken, dass ‚Ungeister‘ ästhetisch angenehme und hochwertige Materialien – unser Favorit ist dabei zweifellos der ‚Scheiterhaufen‘ – besticht. Außerdem liegt das Spiel voll im Zeitgeist und verbreitet eine exquisite Atmosphäre der Angst, die so richtig ‚in‘ ist!

© 2022 H.K.H. Jeub

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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