Istvan Hidy

Natokratie

Nicht nur zur moralischen Aufrüstung ihrer osteuropäischen Partner hat die NATO unlängst zu einem „Geschäftsessen“ eingeladen. Dabei wurden die dringendsten grundsätzlichen Militärstrategien erläutert. Die NATO-Führung betonte, dass die Waffeninvestitionen zu einer der wichtigsten Aufgaben des Verteidigungssystem gehörten! Ich war zu diesem Essen nicht eingeladen, aber ich kann mir vorstellen, dass es folgendermaßen abgelaufen ist:

»Meine Herren, in diesem Jahr haben wir in Waffen nur im Wert von fünfzehn Milliarden Dollar investiert. Ich muss Ihnen mitteilen, dass die Waffenindustrie von uns schwer enttäuscht ist. Wir waren uns einig und davon ausgegangen, in diesem Jahr zwanzig Milliarden Dollar aufzuwenden. Na, nun sind wir ja hier zusammengekommen, um klare Fronten zu schaffen. Meine Herren, das Geschäft muss florieren! Schauen wir uns gemeinsam an, was die geplante Verkaufsstrategie behindert.«

»Ich kann hier nur für Ungarn sprechen, Herr Oberkommandierender. Wir haben ein Geschwader Kampfflugzeuge gekauft, damit sind wir am Ende unsere Möglichkeiten.« – »Ihr Ungarn zeigtet außerdem, wenn ich mich richtig erinnere, Interesse an einem Kriegsschiff.« – »Ja, aber da wir doch keinen direkten Zugang zum Meer haben, war man nicht einig, wo das Kriegsschiff stationiert werden soll. So wurde dieser Plan nicht weiterverfolgt.« – »Sie brauchen hier keine großen Reden zu schwingen, ich will Tatsachen sehen. Ihr Ungarn hättet euch ja was einfallen lassen können, wie man in einer Demokratie die Bürger davon überzeugen kann, dass es für jeden Staat der Welt überlebensnotwendig ist, ein modernes Kriegsschiff zu besitzen, egal, ob man nun einen direkten Zugang zu irgendeinem Meer hat oder nicht. Und schließlich habt ihr den Plattensee.« – »Ja, Sir, den haben wir!« – »Dann solltet ihr das Schiffchen meinetwegen auf eurem Tümpel kreuzen lassen. Wo sind die Tschechen? Warum ist kein Geschäft mit denen abgewickelt?« – »Sir, sie haben noch nie eine Schlacht in der Geschichte gewonnen und seit fünfhundert Jahren nicht mehr gekämpft. Ihr Beitritt ist rein statistischer Natur.« – »Wer redet hier über Kämpfen? Kämpfen brauchen sie meinetwegen nicht, aber sie sollen kaufen! Es gefällt mir gar nicht, aber weiter. Was gibt es Neues aus Polen?« – »Polen ist noch nicht verloren, Sir.« – »Warum habt ihr noch nichts bestellt?« – »Bei uns muss erst noch ein Verteidigungsminister berufen werden.« – »Was können wir Polen zum Verkauf anbieten?« – »Wir dachten an ein paar Flugzeugträger, U-Boote und Luftabwehrraketen.« – »Und das ist alles? Einem Land, das gerade unser Partner geworden ist, wollen wir nur ein paar lumpige Flugzeugträger, U-Boote und Raketen verkaufen! Für wen halten sie uns nach so einem schwachen Angebot? Vertrauen und Sicherheit durch Investitionen, das sind die Tagesbefehle.« – »Aber Sir, Einkäufe sind doch für uns Ostländer eine Frage des Geldes. Wir wollen das bisschen Geld, das wir haben, in die Modernisierung der Landwirtschaft und in die Industrie stecken.« – »Es ist unsere Aufgabe als Partner, euch klarzumachen, dass die Landesverteidigung in jedem Fall vorrangig ist. Was nützt es denn schon, wenn Industrie und Landwirtschaft florieren, wenn man sich nicht gegen Übergriffe verteidigen kann? Ihr könntet euch an den Baltenstaaten ein Beispiel nehmen. Sie verschulden sich bis zu den Ohren, um dabeisein zu können. Jetzt passt mal alle gut auf: Ihr müsst euren Landsleuten klarmachen, dass der Waffenhandel mit den Entwicklungsländern und Drittstaaten boomt, und macht denen klar, dass ihr einem Angriff, egal, wann und woher auch immer, nur standhalten könnt, wenn ihr beim Waffenkauf mithaltet.

So läuft der Hase - verstanden?

Jawohl Sir, Alles klar!«

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