Ein Haus, eine Komposition aus Steinen, Sand, Holz, Dachpfannen, Fliesen, Metallleitungen und anderen Materialien, lebt zwar nicht, obwohl seine Bewohner das manchmal glauben könnten, wenn sie irgendwelche Knack-, Knirsch- oder Fließgeräusche wahrnehmen, ein Ofen faucht, der Wind um die Ecken pfeift oder Regentropfen an die Scheiben prasseln, doch es beherbergt vielfältiges Leben, auch durchaus unwillkommenes.
Mein eigenes Haus bildet keine Ausnahme.
So war einst unsere Mutter während meiner Kinderzeit im Sommer 1957, ich war dreizehn, als Kindertante für die Kinderverschickung der Ergster AWO im “Heim an der Düne” in Hörnum auf Sylt beschäftigt und verband so Nützliches mit halbwegs Erholsamem, als sie eine briefliche Information über ungewolltes tierisches Leben im Keller ihres Hauses empfing: “Mutti, im Schinken im Keller sind Würmer drin!”, so war in kindlich-mädchenhafter Handschrift von meiner zwei Jahre älteren Schwester Doris alias “Pellebauch” mitgeteilt worden, wie uns unsere Mutter Luise, auch “Lissken” genannt, nach ihrer Rückkehr vorlas.
Ich sitze hier gerade im Juni des Jahres 2010, genauer gesagt am 13.6.2010 um ca. drei Uhr nachmittags, ja, genau am Tag des deutschen Fußballspiels der Weltmeisterschaft gegen Australien, auf der in Reparatur befindlichen, aber immer noch ziemlich maroden Terrasse, angefaulter Holzbelag, zerbröselnder Hohlblocksteinsockel, schreibend an meinem Laptop und hatte gerade vor etwa zwei Stunden ebenfalls ein Erlebnis mit eher unerwünschtem tierischen Leben.
Eine fette Ratte mit dickem grauen Fell saß gemütlich auf den Bretterruinen und verspeiste genüsslich irgendwelche Speisereste, die vom Frühstückstisch kurz vorher auf den Boden gefallen waren. Dieses Untier hatte ich bereits am Vortag mit Entsetzen beobachtet, als es in der Nähe eines meiner Regenauffangbecken am Rande der Terrasse umher rannte.
Ratten, die hatte es in der Nähe meines Hauses zuletzt zu Lebzeiten meiner Mutter am Komposthaufen in der hintersten rechten Ecke des Gartens gegeben. Und meine Mutter ist leider bereits vor 24 Jahren verstorben.
Der unerbetene Gast samt seinen Angehörigen hat sich vielleicht ein Nest in den morschen Untergrund meiner Terrasse gegraben. Die Reparaturarbeiten müssen unbedingt beschleunigt und vollendet werden. Die Rattenjagd ist eröffnet.
Ansonsten liebe ich fast alle meine Haus- und Hoftiere.
In dem ca. 750 qm großen Garten, der das Haus umgibt, singen vom Frühjahr bis zum Spätsommer im Morgengrauen und am späten Abend, vor oder nach Regengüssen die Schwarzdrosseln ihre künstlerischen Arien.
An meinem etwa 50 jährigen Birnbaum, bereits mit einigen trockenen Ästen belastet, der schräg rechts unweit meiner Terrasse neben dem kleinen Gartenteich wächst, hängt ein Meisenkasten, der in manchen Jahren und auch in diesem Jahr Kohlmeisen als Wohnung diente. Schon einige Male hat ein Buntspecht vergeblich versucht, die Eingangsöffnung zu vergrößern und sich dabei wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung zugezogen, denn das Einflugloch zur Meisenwohnung ist durch einen Eisenring verstärkt worden. Nach einer Serie von Schnabelhieben hält der bunte Vogel immer wieder verdutzt und leicht betäubt inne. Er scheint sich über den mangelnden Erfolg seiner Schwerarbeit zu wundern.
Neulich ging ich spätabends, so um 22 Uhr 30, zu Fuß von Schwerte nach Ergste zurück. Ich hatte an einer Vorstandssitzung der Schwerter Linken in einem Hinterzimmer der Traditionskneipe Waage teilgenommen. Es ging beispielsweise darum, ob jedes Mitglied einfach so Leserbriefe schreiben dürfe oder sie nicht besser erst einem Vorstandsmitglied zur Kenntnis und gegebenenfalls Änderung vorlegen solle, also darum den Sozialismus durch Bürokratie zu verbessern.
Ich ging den Ruhrwanderweg entlang, dann neben dem Bahndamm der Eisenbahnlinie Iserlohn/Dortmund in Richtung Ergste. Ein Frosch hüpfte mir vor die Füße. Ich steckte ihn in die rechte Außentasche meiner Lederjacke, um ihn später in meinem Teich auszusetzen und so dessen biologischen und landschaftlichen Wert zu erhöhen.
Denn mein Teich wird von allen möglichen Tierarten bevölkert, nur Frösche fehlen zeitweise, obwohl ich schon einige eingesammelt und in dem kleinen Gewässer zwangsangesiedelt habe.
Einen hatte ich einst in einer Türablage meines alten Ford-Mondeo-Kombi gefangen gesetzt. Als ich ihn befreien wollte, war er nicht mehr aufzufinden. So ging es mir auch mit dem Frosch in der Jacke. Am Teich griff ich in die Tasche, spürte zwar etwas Schleim, doch der Schleimabsonderer war anscheinend aus dem Taschengefängnis entwischt.
So geht es oft im Leben! Die eher schleimigen Reste bleiben, aber das Beste, der Beste oder die Beste verschwinden!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.02.2022.
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