Sonia Altrichter

Ein Tagesablauf mit Fremdeinwirkung

Tagesablauf mit Fremdeinwirkung


Samstag morgen, 8.00 Uhr

Wecker rattert, gleichzeitig das Telefon, beste Freundin dran, hat Panik wegen Date mit neuem Lover am Abend, alter Lover ist noch nicht abgeschossen, was nun? Ich sage ich überleg mir was, sie ist etwas beruhigter, ich verspreche ihr meinen vollen Einsatz, sie ist beruhigt und legt auf. Tappe ins Bad, will Zähne putzen, Telefon klingelt, Schaum vor dem Mund, teils aus Wut und teils aus nicht so schnellem Reaktionsvermögen, schlucke vor Hektik fast die Hälfte runter, eine gute Freundin ist dran, will sich mit mir zum Kaffee treffen und sich mal wieder ausquatschen, sage ich hab viel zu tun, komme jedoch kaum zu Wort da diese bereits heult und mir laut ins Ohr schneuzt, mache Termin aus, lege auf. 5 Min Ruhe, Zeitung lesen , Tee trinken abschalten, gleite fast wieder in die Traumwelt über, da...Telefon
klingelt ungeduldig, Mama dran, braucht Hilfe, Auto kaputt, kann nicht zum Einkaufen damit, verspreche ihr sie abzuholen und zu fahren, breche das Gespräch ab nachdem ich versichert habe pünktlich zu sein .Stelle mich vor den Spiegel und versuche meine Kleiderwahl zu treffen, seid dem Aufstehen sind bereits eineinhalb Stunden vergangen, bin aber immer noch fast nackt und habe kalte Füße. Hab mich entschieden für Jeans, bunte Bluse und T-shirt drunter, Telefon klingelt, lasse die Sachen auf dem Bett liegen, muß sowieso noch Haare waschen. Beste Freundin wieder dran, ganz entsetzt, neuer Lover reagiert nicht auf aus- gesendete SMS, zeige verständnisvolles Entsetzen, versuche sie zu beruhigen, daß man auf so was ja nicht angewiesen ist. Man trennt sich in beidseitigen Einvernehmen noch mal abzuwarten, vielleicht schläft er noch. Ich habe es geschafft mein Haar mit Schaum zu
bedecken, halte den Kopf in Seitenlage unter den Wasserhahn um die Reste von Ohr und Haar zu spülen als...es klingelt. Packe in aller Eile mein Haar ins Handtuch, denn mein Date wollte sich auch noch melden. Hörer gleitet mir aus der Kule zwischen Ohr, Handtuch und Schulter auf den Boden, es knackt und rauscht, doch man versteht noch was- Hallo , wer spricht da?
Aha, Mama fragt ob es mir etwas ausmachen würde mit ihr noch zum Gärtner zu fahren, wenn wir schon mal dabei wären, kein Problem, machen wir doch glatt. Lege auf, frottiere mein Haar leicht an, und greife zum Rasierer – Beine sind dran, Schaum ist schön verteilt, Telefon bleibt ruhig.
Schaffe es ein Bein ohne Pause glatt zu rasieren, auf halber Strecke von Bein zwei klingelt es zur Abwechslung mal an der Tür. Bein zwei muß warten. Werfe mir den Bademantel über und mache die Tür auf. Bärtiger Mann mit mürrischem Gesicht steht vor der Tür. will ein Packet loswerden, ist zwar nicht für mich, ich nehme es aber trotzdem. Bärtiger Mann starrt ohne Pause auf meine Beine, kann nicht sagen welches ihm besser gefällt, das mit Schaum oder das ohne. Ist mir auch egal, schnappe mein Packet knall die Tür zu, lasse bärtigen Mann draußen stehen. Schnell eine Packung in die Haare, Haube drauf, und dann weiterrasieren. Schaum fängt nämlich schon an zu jucken, und ich verliere weiße Flocken auf dem Teppich. Katze findet es gut und beginnt damit zu spielen. Habe die Hände noch voller Haarpackung als es erneut läutet, diesmal aber wieder das Telefon, es kam ja heute auch noch nicht voll zu Einsatz! Beste Freundin dran, schreit in den Hörer, halte ihn 10 cm weg vom Ohr und verstehe trotzdem alles, Lover hat eine SMS zurückgesendet, sie treffen sich, doch leider hatte die SMS nicht gewünschte Länge, beste Freundin sieht darin mangelndes Interesse, ist sich zu schade für halbe Sachen. Ich versuche ihr zu erklären, das er SMS vielleicht nicht mag, und schlage ihr vor mal anzurufen, sie will mal drüber nachdenken und legt auf. Schaum ist von meinem Bein verschwunden, vielmehr angetrocknet, diese Stelle sieht jetzt aus wie die Haut einer Frau von hundert Jahren, am Hörer klebt Haarpflege, und die Katze hat Gefallen daran gefunden die letzten Schaumflocken am Boden aufzulecken.


10.15 Uhr

Langsam wird es eng, Geschäfte haben nicht unbegrenzt offen, heute ist Samstag. Habe mein Bein erneut mit Schaum bestrichen, und fange erneut mit der Rasur an, schaffe es auch ohne Verzögerung bis zum Ende. Nur das Abwaschen muß warten. An der Tür wird geklopft, hatte nämlich in weiser Voraussicht die Klingel lahm gelegt. Nachbarin mit viel Zeit steht vor der Tür, wollte mir nur sagen das morgen Altpapier gesammelt wird, wie nett von ihr. Es ist schön wenn die Leute mitdenken. Fragt ob ich spät ins Bett bin, faselt was von „ man muß sich ja auch mal was gönnen“ und „ wie wir noch keine Kinder hatten, haben wir auch oft bis elf geschlafen..“ Bedanke mich und muß sie leider schnell wieder verabschieden, denn das Telefon klingelt. Habe Nachbarin mit viel Zeit aus der Tür buxiert und rase ans Telefon, wünsche mir in dem Moment ein Headset, wäre mal ne Idee für Weihnachten. Nehme ab,.. Verkäufer für Tiefkühlkost fragt nach der Dame des Hauses, sag ihm ich wäre die einzige hier, könnte aber nicht kochen, daß lässt ihn zur Höchstform auflaufen, und er preist mir die praktische Tiefkühlkost für Singles an. Erkläre ihm freundlich, daß man mich in der Bürokantine bestens versorgt, und ich sowieso abnehmen müsste. Naja, schreckt ihn auch nicht weiter ab, denn die Palette beinhaltet ja auch Gemüse. Schaffe es dann endlich nach zehn Minuten ihn zu überzeugen, das ich kein geeigneter Kunde bin und lege auf. Katze beginnt an meinem Bein zu lecken, Schaum am Bein ist wieder verschwunden, mal sehen wann die Katze kotzen muß, will mir den Anblick ersparen und gehe den Rest abwaschen.
Da beginnt es in der Tasche zu surren, Handy- Alarm, Date für den heutigen Abend ist dran. Versuche nicht genervt zu klingen, und säusele ihm ins Ohr, wie gerne ich mit ihm heute ins Kino gehen würde, und komme gerade in Flirtstimmung, als das Telefon mal wieder in Aktion tritt, hat ja heute noch nicht viel geläutet. Vertröste mein Date kurz, bringe das Telefon zum Schweigen, beste Freundin ist dran, neuer Lover hat keine Zeit zum Tel.,
muß zum Sport, sie ist sauer und beginnt sich in wüste Beschimpfungen zu verlieren, mache ihr schnell klar das ich zurückrufe, um es auszudiskutieren und lege auf. Ab zum Handy, mache mein Date klar, und verabschiede mich.

11.45 Uhr

Mama meldet sich, sie kommt gleich rüber, wir wollen los. Rase ins Bad, Packung ausspülen,
Haare fönen. Fön drönt laut, gottseidank alle Nebengeräusche werden übertönt.
Es hupt vor der Tür, jedoch auch ein Fön vermag solch hektisches Gehupe nicht zu übertönen.
Rase wie von Sinnen vor die Tür mit Fön in der Hand, Stecker reißt die Dose aus der Wand, na ja auch egal, Haare sind nicht mehr ganz so naß. Mama sitzt stolz in ihrem Auto, es geht wieder, sie wollte mir nur sagen, daß sie mich doch nicht braucht. Gut , ein Problem gelöst, drehe mich um, neues Problem, Tür ist zu Schlüssel drinnen. Ich hab nur nen Bademantel an. Wozu gibt es denn die Nachbarin mit viel Zeit, sie hat für den Fall x ja einen Zweitschlüssel. Husche schnell nach neben an, klingele, die Tür geht auf, Sohnemann Nr. eins mit Schokoladenbart starrt mich an, schreit nach seiner Mama, und besteht darauf mich als Halbnackte zu bezeichnen. Dies hat prompt zur Folge das Sohnemann Nr. zwei, doppelt so alt, doppelt so groß ,mal schnell die Räumlichkeit wechselt, um von seinem Zimmer in die Küche zu gelangen, und „rein zufällig“ den elterlichen Flur überqueren muß. Werde leicht rot. Nachbarin mit viel Zeit kommt herbei, erkundigt sich ganz besorgt nach meinem Befinden. Ob ich denn krank sei, da ich immer noch im Nachthemd wäre und so. Ich versichere ihr unter Anwesenseit der gesamten Familie, das ich OK sei, und nur meinen Schlüssel bräuchte. Sie kichert sich fast in Ekstase, und ich entreiße ihr den Schlüssel, rase panisch nach Hause.



12.30 Uhr

Treffen mit guter Freundin ist in einer halben Stunde, Telefon steht still. Ich schminke mich und rücke meine Haare zurecht. Es klopft, gute Freundin steht vor der Tür, hatte heute morgen etwas mehr Zeit, ist schon mal früher vorbeigekommen. Macht gar nix, hatte ja noch nichts Eiliges vor heute morgen, es ist ja Samstag, Wochenende.
Sie beginnt noch in der Tür mir ihr Herz auszuschütten, schaffe es mit aller Gewalt die Tür zu schließen, damit nicht das ganze Viertel informiert wird.
Mache Tee und Kaffee, brauche jetzt beides. Radio bleibt aus, Freundin redet genug. Merke fast nicht das es klingelt, Freundin macht Pause, damit es mit dem Telefon weitergehen kann. Beste Freundin ist dran, neuer Lover hat sie angerufen, war super nett am Telefon, sie schwebt im siebten Himmel, na wer sagt es denn, war doch klar. Doch nun neues Problem, was nun mit altem Lover heute abend, ich vertröste sie, will mir was überlegen, leg auf.
Guter Freundin fällt auf, das ich noch kaum was anhabe,..ach ja? Hatte ich ja fast vergessen. OK!.. schön, sie macht den Vorschlag sich mal die Zeit zu nehmen etwas anzuziehen,..prima, daß mach ich doch glatt.
Handy geht wieder, mein Date ist dran, sagt mir für heute abend ab, muß eine andere Verabredung wahrnehmen, geschäftlich, na ja auch egal, lege auf, und hab vergessen, warum ich ins Schlafzimmer wollte..

14.45 Uhr

Gute Freundin wartet, ich bin beim Anziehen, ist mir wieder eingefallen. Kann mich nicht entscheiden. Die Wahl der Kleidung ist bereits eine Weile her, entspricht nicht mehr meiner Stimmung. Die Katze nimmt neben mir auf dem Bett platz. Komisch, bilde ich es mir nur ein, oder ist sie grün im Gesicht? Nein, keine Einbildung, Katzte rast panisch vom Bett und kotzt, selbst schuld! Mache den schaumigen Berg weg, springe in Jeans und enges T-shirt, man weiß ja nie, Date hat ja abgesagt und los geht’s.

15.15 Uhr

Wir trinken schnell ein Käffchen, Tee ist bereits kalt, naja macht nichts, ist sowiso nicht meine Lieblingssorte. Gute Freundinn ist dabei mir Ratschläge bezüglich Zeitplanung zu geben, höre gar nicht hin, konzentiere mich auf das Feuerzeug, geht nicht, wiso auch sollte ich eine rauchen, man hat ja keinen Stress, es ist Samstag.
Mit einem Ohr höre ich guter Freundinn zu, mit dem andern warte ich auf Geräusche, die erneut meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Kein Klingeln, kein Läuten, das gibt’s nicht.
Gute Freundinn ist fertig mit dem Monolog. Wir schnappen unsere Jacken, Tür auf , Tür zu, es klingelt das Telefon. Na wer sagts denn, aber keine Reaktion meinerseits... Pech gehabt. Kurz darauf beginnt der kleine Apparat in meiner Tasche zu rebellieren, auch keine Reaktion meinerseits, auch Pech gehabt. Tür wieder auf, Handy rein in die Schublade, Tür wieder zu. Nachbarin mit viel Zeit kommt um die Ecke, will wahrscheinlich ihren Schlüssel wieder, oder eigentlich nur „ rumklatschen „, hat ja sonst nichts zu tun. Auch Pech gehabt, schenke ihr mein schönstes Lächeln, steige in mein Auto. Zündung an, ab geht die Post, verdientes Wochenende!!







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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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