Sich eine kurze Pause von den niederdrückenden Nachrichten beim Lesen meiner neuen Wochengeschichte nehmen: FESTFASTEN ‚In sieben Tagen zur Ideallinie finden! Endlich wie ein Motel aussehen! Gans einfach ohne jede Bemühung! Günstig! Gut! Umfassend! In-flue-nser, innen, * , erprobt! Kostenlooser Test anfoltern!‘ Ach diese Übersetzungsmaschinen! Ohne jede Verlässlichkeit, einfach lächerlich! Und trotz allem muss ich der Sache nachgehen. Besser nachhinken, am bestem mit einem Schinkenbrot zwischen den Zähnen, das absolut unter No Gos segelt. Als Ausgleich sozusagen. Ha, denke ich das Ganze wiederum so eine Falle! Aus Fernost. Keine Kontrolle der Rechts- oder Falschschreibung. Und dem soll ich vertrauen oder besser vertrauern? Ein Witz! Aber mein Beruf als Testerin verlangt Opfer. Opfer in der Berufsausübung um andere zu warnen. Zu verhindern, dass diese in die Falte der Falle fallen. Obwohl alles so offensichtlich sich präsentiert. Bereits die drei Worte Falte, fallen und Falle sind so artverwandt. Und trotzdem habe ich meinen Lebensunterhalt, nicht als Lebenshinterhalt, zu bestreiten, ansonsten es mir an den Lebensunterhals gehen könnte. Dann würde ich an der Angel der Trockenmangel aus Geldmangel langsam verhungernd ersticken. Nein, dankeschön, nicht mein Ding. Also los in die Arbeit stürzen. Die kommenden sieben Tage im Kalender blockieren. Wohlgemut singend und trällernd festen Schritts und Tritts ins Festfasten schreiten. Anleitung herunterladen als PDF mit lautem FFFF ohne jedes D Oder P. Die enden im Papierkorb den ich niemals leeren werde. Und schon sind die Regeln der ersten Tage in meinem Rechner hangelnd gelandet: Stunde null: Die Ideallinie im Kopf von sich entstehen lassen. Dieses Bild lieben. Umarmen. Umfussen. Umfingern. Umzehen. Dann drauflos in die App der Feste. Auswählen. Feinmachen. Hingehen. Buffet erobern. Aggressiv. Aus anderen Tellern picken. Schaufeln. Auftischen. Bergen. Doch nicht verbergen. In eine Ecke gehen. Torten vertilgen. Vermagen. Verlebern. Dann ein A für ein Ä vormachen. Vergallen damit vergällen. Ans nächste Fest. Kaffeekranz. Kuchentanz. Schwarzwälderlinserbienenstich. Die Pfunde ausladen die dazugekommen. Los, los, nicht verzagen. Mama fragen. Papp sagen. Nach Hause tragen was nur geht. Danach die Feste des zweiten Tags besehen. Leben, leben, mit dem Gewicht das ist zu tragen. Ganz ohne Strafe. Sieben Tage weiter fahren. Zock und zack die Eingeweide einzig Augenweidend laben. Märkte besuchen. Gerüche einatmen. Schaufensterschleckend Delikatessenläden heimsuchen. Fernsehschirme mit dem Zeigefinger karessieren wenn Foodwerbung läuft. Sich in Michelinsternenküchen an die Abluft hängend delikatissieren … und das alles am zweiten Tag der Kur. Nun ja, ich folge den Schlägen für den guten Rat. Lasse aber die Schleckereien. An dessen Stelle gehe ich, mein Gewissen mich leitend, zu Delikateierereien, Riechorgierereien, setze alles in reales Geniessen um, denn wieso wie ein Motel aussehen, verzehre dort lieber den Big Mac samt Ketch-up or Ketch-down noch vor dem Abendgrauen fein …
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
D U R C H A T M E N
kurz durchatmen
n all dem grauen
rennen, laufen davon
kopf stecken in den
unschuldig weissen sand.
wohlwissend, dass das
nur eitel tand.
doch ohne kurzen halt
verzweiflung nach mir
streckt aus die hand
der allein nichts gegen
dieses schreckenselend
unternehmen kann.
Herzlichst François Loeb
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.03.2022.
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