(Nach einer wahren Begebenheit anfangs des 20. Jahrhunderts in einem Dorf des Kreises Uelzen. Mein Vater, geboren 1898 in Uelzen erzählte mir davon, und auch meinem Großvater mütterlicherseits, der in Holdenstedt Lehrer und Kantor war, kam die Geschichte bekannt vor.
Namen der Personen habe ich verändert.)
(Nach einer wahren Begebenheit anfangs des 20. Jahrhunderts in einem Dorf des Kreises Uelzen. Mein Vater, geboren 1898 in Uelzen erzählte mir davon, und auch meinem Großvater mütterlicherseits, der in Holdenstedt Lehrer und Kantor war, kam die Geschichte bekannt vor.
Namen der Personen habe ich verändert.)
Pastor Jochen Behnke war ein Landwirtssohn, und das sah man ihm an; denn er war lang und breit wie ein Holzfäller. Er überragte, wie man zu sagen pflegte, alles Volk um eines Hauptes Länge. Seine Stimme paßte auch dazu – er hatte einen tiefschwarzen Baß und wäre auch in einer Kathedrale ohne Lautsprecheranlage ausgekommen, wenn es so etwas damals schon gegeben hätte. Seine Predigten verstand die Gemeinde nicht nur akustisch, sondern das, was er darin von sich gab, war schnörkellos, ohne pastorales Pathos, geerdet. Man respektierte ihn, mochte ihn. Nicht nur zu freudigen Veranstaltungen wie Hochzeiten, Taufen oder Konfirmationen, sondern auch bei traurigen Anlässen war seine Kirche recht gut besucht, was bei seiner niedersächsisch-dickschädligen Klientel eigentlich nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden konnte.
Abgesehen von seiner respektgebietenden Funktion als Geistlicher genoß er bei den männlichen Gemeindemitgliedern besonderes Ansehen, weil er sich oft und gerne im Dorfkrug sehen ließ. Er war ein hervorragender Skatspieler und liebte – anders als die biertrinkenden Dörfler – einen guten Rotwein, von dem der Wirt stets einige Flaschen vorrätig haben mußte. So manchen Abend konnte man Pastor Behnke, unter den letzten Gästen, bedächtig gen Pfarrhaus heimschreiten sehen. Anderen Ortes hätten Beobachter eher sagen mögen, seine Gangart habe Unsicherheit, gar ein wenig Schwanken gezeigt. Nun ja, es soll gelegentlich vorgekommen sein.
Eines Abends jedoch, in der Adventszeit, geschah etwas Besonderes.
Trotz seiner Erfahrung, seiner gerühmten Taktik, verlor Behnke ein Spiel nach dem anderen. Die Mitspieler wunderten sich, runzelten die Stirn, grinsten auch mal ein wenig schadenfroh – waren doch sie meist die Dummen.
Schließlich konnte sich Hannes Stöver, der größte Bauer im Dorf, nicht mehr zusammenreißen und meinte: „Na, Paster, wat is denn hüt mit Di los? Hest mit een Mol dat Skatspeelen verlehrt? Kann je woll nich angohn. Dat hefft wi je noch nie beläft!“ Behnke brummelte etwas in seinen Bart und sagte zum Wirt: „Nu laat mi man noch'n Glas Wien hemm!“
„Dat geiht nich, Herr Paster – Se hefft de letzt Buddel utdrunken, un nu heff ick man keen mehr!“
„Düwel ok!“ sä Behnke - ließ aber den hochdeutschen Beelzebub nicht über die Lippen. Auch sonst wurde ihm klare Sprache ein wenig schwer. Mehr als zwei Flaschen mußte er getrunken haben.
Stöver griente und hatte eine großartige Idee. „Paster, ick will Di mol wat vörslagen.
Du kannst'n ganze Kist mit Dien Rotwien von mi kriegen, wenn Du inne Wiehnachspredigt vonne Kanzel dreimol „Trumpf“ seggen deist. Wat meens dotau?
Wills mit mi wetten? So billig komms an den düren Krom nich wedder ran!“
Die anderen Spieler waren hell begeistert und boten an, sich zu beteiligen.
„Ne Kist Wien mit twölf Buddels von den gouden Wien, den sick sonst keen een leisten kann. Wat meenst, wult Du da inslahn?“ reizte Stöver weiter.
Behnke kratzte sich am Hinterkopf, und man sah ihm an, daß er beinahe, nahe, noch näher an der Versuchung landete.
„Jau, mookt wi. De Wett sall gellen!“
Nun gab es kein Zurück mehr. Die Situation hatte ihn überrumpelt: verlorene Spiele, zuviel Rotwein im Hirn, die Verlockung, die Zeugen. Die ganze Gaststube. Schließlich hatten ja auch die Nichtspieler lange Ohren gemacht.
Wie auch sonst immer alles, was im Krug besprochen wurde, breitete sich die Kunde von der außergewöhnlichen Wette – diesmal aber mit Sturmeseile – im gesamten Dorf aus. „Hest all hört? De Pastor hett mit Stövern wett', dat he inne Wiehnachtspredigt dreimol „Trumpf“ seggen will. Kann je woll nich angohn!
Wat hett dat Kortenspälen denn mitte Kark to daun? Süss heit' dat doch ümmer, dat de Korten den Düwel sien Gebetsbauk sünd. Un denn noch to Wiehnachten! Oh nee, oh nee! Wat dütt woll ward!“ So etwa müssen sich die Bedenken der Dörfler wohl angehört haben. Welche Gedanken Pastor Behnke durch den Kopf gingen, ist natürlich nicht überliefert. Aber vorstellen konnten sich wohl alle, daß er ganz schön bedröppelt sein würde.
Später sollte in der Kirchenchronik zu lesen sein, daß an diesem Gottesdienst so viele Gläubige teilnahmen wie niemals zuvor.
Heiligabend war da. Die Kirche war rappelvoll. In der ersten Reihe saßen die Spielkameraden des Pastors mit teils unschuldigen, teils hochspannungsgeröteten Gesichtern, denen förmlich anzusehen war, was sich dahinter in den dazugehörigen Köpfen abspielte : „Deit he dat würklich? Kann dat angohn, dat he in sien Predigt woraffig dreimol 'Trumpf' seggen deit?“
Kantor Immermeier hatte seine Präludien beendet, und nun erschien ENDLICH die Hauptperson der Veranstaltung, Pastor Jochen Behnke. In gewohnter Manier schritt er ruhig aus der Sakristei, wobei er den Kopf einziehen mußte seiner Größe wegen.
Mit gefaßter Miene, ohne irgendein Zeichen von Nervosität, ohne Unsicherheit beim Gehen, erstieg er die Kanzel und blickte eine ganze Weile in seine Kirche hinein, schien sich überzeugen zu wollen, daß auch alle seine Schäfchen erschienen wären -
und lächelte. Er lächelte!!! Stöver dachte: „Wenn Di dat Grienen man nich vergeiht. Ick glöv, Dien Wien kann Di sülms köpen!“
Dann begann der Donner.
„TRUMPF! - TRUMPF! - und noch einmal TRUMPF!!! So sagen die Skatspieler.
Ich aber sage: TRIUMPH! - denn uns ist heute der Heiland geboren!!!“
Behnkes Stimme ließ das Kirchenschiff wanken.
Stöver kalkulierte im Kopf schon mal die Rechnung für die Kiste Rotwein...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.03.2022.
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