Claudia stand in der Küche und hatte ihren Kaffee in der Hand.
Verträumt betrachtete sie die Fotos ihrer beiden Kinder an der Wand.
„Zieht euch bitte an und kommt frühstücken!“, rief sie in
Richtung Kinderzimmer. Sie drehte sich wieder herum und stellte ihren Kaffee ab.
Während sie die beiden Schultüten am Esstisch drapierte, dachte sie:
Sechs Jahre ist er schon alt, unglaublich wie die Zeit vergeht. Gestern war er
noch mein kleines Baby und heute ist sein erster Schultag!
„Patrick,
bist du fertig angezogen?“ Auf ihre Frage kam keine Reaktion aus den
Kinderzimmern. „Patrick, wo bist du? Du musst doch noch etwas
frühstücken.“ Kopfschüttelnd aber noch immer lächelnd
lief sie den Flur entlang. „Na komm Dicker, versteck dich nicht. Das wird
ein toller Tag. Papa und Oma kommen doch auch gleich.“ Im Normalfall
reagierte er immer gleich auf diesen Kosenamen mit „Ich bin doch
überhaupt nicht dick!“ und stampfte dabei mit dem Fuß auf. Aber
dieses Mal gab es keine Reaktion, nur Stille.
Claudia öffnete die
Tür und steckte den Kopf in Patricks Zimmer. „Patrick?“
Keine Reaktion. Sie ging in das Zimmer und regte sich in Gedanken kurz über
das übliche Chaos auf. Dabei schaute sie hinter die Tür, ging zum Bett
und schob mit dem Fuß ein paar Sachen zur Seite um sich dann zu
bücken und unter das Bett zu schauen.
„Mamaaa, wo bist du?
“ Patricks Schwester, Saskia, rief aus dem Flur.
„Ich bin
hier. Weißt du wo dein Bruder ist?“ „Nee, vielleicht ist der
ja schon in der Schule! Darf ich auch in die Schule?“
„Das
dauert noch ein bisschen. Und ohne uns kann dein Bruder nicht in die Schule, er
kennt doch den Weg noch nicht.“
„Aber wenn Patrick darf, dann
will ich auch! Das ist gemein!“
Claudia sah, dass die Augen ihrer
Tochter schon feucht wurden und zog sie zu sich. „Ach Süße.
Komm, hilf mir deinen Bruder suchen und dann habe ich auch eine kleine
Überraschung für dich. Ok?“
Während sie das sagte,
streichelte sie ihr über die Wangen und wischte ein paar Tränchen weg.
„Der ist doch im Schrank!“
„Na los, komm da
heraus Patrick. Wir frühstücken zusammen und dann gehen wir gleich
los. Glaub mir, das wird richtig toll werden.“ Als die Schranktüren
sich öffneten und ihr Sohn herauskletterte, musste Claudia wieder
lächeln. Er war schon so groß geworden und trotzdem noch so klein,
dass er sich im Schrank versteckte.
„Aber Mama, in der Schule ist es
doof. Da muss man aufpassen und darf nicht spielen und da kenne ich keinen und
ich will wieder in den Kindergarten gehen. Warum darf Saskia in den Kindergarten
und ich nicht?“ „Wenn deine Schwester so alt ist wie du, dann geht
sie doch auch in die Schule. Und als ich so alt war die du, musste ich doch auch
in die Schule.“ Kurz überlegte sie, was vielleicht noch helfen
könnte. „Und Papa auch!“, schob sie noch hinterher.
„Trotzdem ist das doof. Können wir nicht morgen gehen? Ich glaube ich
habe Bauchschmerzen …“ „Das liegt daran, dass du noch nichts
gefrühstückt hast. Los ihr zwei, wir gehen in die Küche, essen
was und dann zeige ich euch eure Überraschung. Was haltet ihr davon?“
Während Saskia sofort in Richtung Küche lief, brauchte ihr Sohn
noch einen Moment und blieb an der Tür stehen.
„Ja ok.
Aber wenn es mir in der Schule nicht gefällt, dann darf ich wieder in den
Kindergarten, ok?“
Claudia zog ihren Sohn zu sich, streichelte ihm
über den Kopf und sagte: „Warten wir erstmal ab was passiert.“
Dann nahm sie ihn an der Hand und zog ihn mit sanftem Druck aus seinem Zimmer.
„Mamaaa, was ist das?“ schallte es aus der Küche.
Bei diesen Worten beschleunigte Patrick seine Schritte und zog seine Mutter
hinter sich her.
Als die beiden in die Küche traten, stand Saskia an
ihrem Stuhl und hatte ihre kleine Schultüte in der Hand.
„Das
sind Schultüten, das weiß doch jeder!“ sagte Patrick mit diesem
besserwisserischen Tonfall, der Kindern eigen ist.
„Und was ist da
drin?“
Während Claudia verhinderte, dass Saskia den Inhalt
ihrer Schultüte schon auf dem Boden verteilte, sagte sie: „Das ist
die Überraschung. Wenn dein Bruder mit der Schule fertig ist, dürft
ihr beide reinschauen!“
Plötzlich war Patrick ganz aufgeregt
und stürmte zu seiner Schwester.
„Los komm, wir
frühstücken schnell und dann gehen wir los zu meiner Schule! Wann
kommen Papa und Oma denn, wir müssen doch gleich los!“
Claudia
schaute den beiden zu, lächelte glücklich und dachte: Sie sind eben
doch noch meine Babys !
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.03.2022.
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