Elke Müller

Amerika....

Nach einem letzten Blick über das Zeltlager, schwang er sich auf sein Pferd. Mit Spannung wartete Heika auf die Rückkehr von Redmon, am ausgemachten Treffpunkt. Er hatte einen langen Ritt hinter sich, war nie lange an einem Ort geblieben. Indianergruppen ging er aus dem Weg. Um Siedlungen machte er einen weiten Bogen. Jetzt harte er der Dinge ab. Er wusste, auch hier würde es Probleme geben. Schwerwiegende. Kaum auszudenken was alles auf ihn zukommen würde. Das Leben hier wird für Redmon kein Zuckerschlecken sein.

Das Farmhaus stand auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von anderen Hügeln welche mit Büschen und kleinen Bäumen bewachsen waren. Ein Bach schlängelte sich unweit vorbei. Grünes Gras gab es bis zum Horizont. Heika

machte Feuer, zog dem Kaninchen das Fell über die Ohren, was er unterwegs geschossen hatte und briet es über der Glut. Wartete geduldig. Nach zwei Tagen rollte ein Planwagen langsam heran. Stoppte. Eine Hand hob sich und ein breites Lachen erschien auf Redmons Gesicht. Sprang vom Wagen, klopfte sich den Staub von den Kleidern und näherte sich. Es gab eine freudige Begrüßung. Sie umarmten sich. „ Mir scheint, ich war lange weg. Wie ist es dir ergangen?“ „ Mal gut, mal schlecht.“ „ Erzähl.“ „ Was soll ich erzählen? Bleichgesichter dringen weiterhin in die Prärie ein, töten ohne Skrupel die Büffel nur des Fells wegen, den Rest lassen sie liegen zum verrotten, holzen unsere Wälder ab, bringen die unterschiedlichsten Krankheiten mit und fallen ohne Gründe zu haben über unsere Dörfer her und töten die Menschen dort.“ „ Du bist noch immer voller Hass. Dies ist nicht gut. Du weißt doch, Nachrichten sind schneller als der Wind.“ „ Mach dir keine großen Sorgen, ich werde kein großes Risiko eingehen.“ Es roch nach gebratenem Fleisch. Man ließ sich am Feuer nieder, redeten und lachten. Bevor es dunkel wurde, kümmerte sich Redmon um seine Pferde. Er hatte Baumaterial auf den Wagen mitgebracht und lud diese mit Hilfe von Heika ab. Neugierig lies sich Heika jedes Bauteil erklären und lauschte fasziniert jedes Wort von Redmon. Als er etwas zur Anschauung aufbaute, war er schnell und geschickt. Als die Sonne hinter den Horizont verschwand wurde es ein angenehmer Abend. Zum schlafen rollte sich jeder auf einem ausgebreiteten Büffelfell in seine Decke. In dieser Nacht schlief Redmon tief und fest. Morgen, wenn sie ausgeschlafen waren, wollten beide auf die Jagd gehen. Vogelstimmen begrüßten den noch kalten Tag, aber die Sonne lies nicht lange auf sich warten. Die beiden Männer saßen bereits am Feuer und aßen. Von einer Blechkanne mit schwarzer Flüssigkeit, entströmte für Heika, ein unbekannter Duft. Redmon reichte ihm schmunzelnd einen Becher. Heika schnupperte daran, nahm einen kräftigen Schluck, verzog das Gesicht und schüttelte sich. Redmon lachte aus vollem Hals und nahm den Becher zurück. „ Dies ist Kaffee.“ „ Warum trinkt ihr so etwas Abscheuliches?“ „ Er wirkt wie eine Droge. Weckt alle Lebensgeister. Mit etwas Milch und Zucker schmeckt er angenehmer.“ „ Zucker?“ „ Zucker ist ein süß schmeckendes Lebensmittel von weißer, kristalliner Struktur. Ist Nahrungsmittel und gleichzeitig Genussmittel, das aus Pflanzen gewonnen wird. Macht allerdings ebenfalls süchtig. Ist schädlich für die Zähne, man bekommt davon Karies, man nimmt an Gewicht zu und es macht das Herz krank.“ Heika schüttelte den Kopf. Unsere Kultur ist viel älter als die Eure. Wir nutzen Sinzibuckwud, den Saft der Ahornbäume als Süßungsmittel, schon bevor ihr Einwanderer, gierig nach unseren Land gegriffen habt. Dann packte man alles zusammen und machte sich fertig zur Jagd. Am späten Nachmittag wurde das Fleisch der Beute, einer jungen Hirschkuh, in Streifen geschnitten, auf Kräuterstiele gefädelt und auf ein Trockengestell zum trocknen aufgehängt. Eigentlich wurde so eine Arbeit von Frauen gemacht, jetzt war es eben Männerarbeit. Beim Abendessen musterte Heika neugierig mit einem undurchbringlichen Blick aus argwöhnischen schwarzen Augen Redmon. „ Was ist los? Na komm schon, was ist ?“ Mit einem verschmitzten Grinsen biss Heika in sein Stück Wildhuhn. „ Wir müssen etwas besprechen.“ „ Gib dir keine Mühe. Ich weiß nicht, was wir beide besprechen müssten.“ „ Ich kann mir vorstellen wie du dich jetzt fühlst, … vielleicht kann ich dir helfen, wegen Salida.“ Redmon nickte mit dem Kopf. „ Denke unaufhörlich an sie. Ich liebe sie, mit allem was dazu gehört.“ „ Klar, unsere Frauen und Mädchen, sagt man, seien züchtig und unnahbar.“ „ Ich war so ausgebrannt, ich konnte noch nicht einmal entscheiden, was ich wirklich fühle… Bitte, setz dich für mich ein.“ „ Da kann ich dir nicht zusagen. Ein Mann muss Verantwortung für seine Familie tragen.“ Heika wusste, Redmon dachte praktisch, hielt sein Geld zusammen. Sicher würde er einmal ein guter Ehemann für Salida werden. Immerhin ist sie fleißig obwohl von zierlicher Statur, dennoch robust und konnte hart arbeiten. Hilft auch anderen, wo sie nur kann. „ Wie wäre es, nach getaner Arbeit, mit einem Besuch im Lager. Nicht nur mein Vater würde sich freuen, sondern auch Ashley und ganz sicher Salida sowie Akamos. Der Junge ist groß geworden. Du wirst staunen.“ Redmon nickte und machte sich weiter über sein Abendessen her.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.03.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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