Heinrich Baumgarten

Autostationär

Sehenden Auges und stehenden Autos betrauern wir beim nächsten Stau auf der A oder B Soundso, in der City von Dingeskirchen die Zeiten, da uns die Füße trugen, wohin immer wir strebten. Sicher wären wir nun mit unserem Esel aus Draht eher auf Draht und könten uns entwinden, entschwinden. Gewiß, auf dem Dachgepäckträger ist er festgeschnallt, und leicht hätten wir ihn unten, könnten ihm die Sporen geben.
Doch wohin mit dem Fahrzeug, dem blechernen, das uns schon soviel Geld kostet, selbst wenn es steht? Wie geht's, wie steht's? Es steht fast stets. Und sein Besitzer, sein stationärer Insasse, ist Tankstelle des Staates geworden.
Größer und größer wird die Zahl derer, die nicht mehr laufend zahlen wollen für das Stehenmüssen, die nicht mehr darauf stehen zu fahren, wenn nichts mehr geht. Gängiger Stillstand sitzt tief und läuft ständig dem Drang entgegen, der einmal Fortbewegungs- getauft wurde vor langer, langer Zeit, als der Frosch noch ein König war, dann Frosch, dann wieder König wurde. Und daß ein Kuß ihn wieder König werden ließ, das ist ein Märchen.
War nicht die Landung an der Wand, genau das, was er brauchte? Der Müßig-Gang oder die Stoßstange ist nicht nur aller Laster, sondern auch der PKW Anfang und Ende.
Und vordere zu hinterer, hintere zu vorderer, von wo man eben schaut, sind sie gestaffelt, horizontal gestapelt, gereiht samt dem, was sie zwischen sich bergen, beherbergen, als autostationäres Ding begrenzen und in der Längenausdehnung definieren.
Und wann immer vordere Stoßstange touchiert, tangiert es beider Stehzeuge Bewohner, die auf den kurzen Moment der Mobilität mit lähmendem Entsetzen reagiert hatten, aber zu spät.
Nie wurde bisher dabei ein Frosch zum König, da meist ein Esel am Steuer saß...

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