Martin Hart

Bär und Storch

Die Starken fressen die Schwachen. Damit sie nicht verhungern. Damit der Fortbestand ihrer Art gesichert wird. Das war schon immer so. Manchmal sind die Schwachen Tiere, manchmal sind es Pflanzen. Pflanzen können die Erhaltung ihrer Art sogar – fast immer – völlig gewaltfrei sicherstellen. Fressen und gefressen werden ist nicht schön, aber von der Evolution so vorgesehen und für gut befunden. Ein Lebenskreislauf ist entstanden, in dem jeder und alles seinen Platz hat.

Die Starken fressen die Schwachen. Einfach weil sei es können. Damit sie immer noch stärker werden und immer noch mehr Schwache fressen können. Die schmecken so gut. - Und wer braucht schon Schwächlinge? Für die ist kein Platz.

Die Starken unterjochen gerne auch bestimmte Schwache. Damit sie ihnen nützen. Nützlinge sind ja so praktisch. Außerdem haben die bestimmten Schwachen keine Familie. Das muss ausgenutzt werden. Bevor es möglicherweise zu spät ist. Die ins Visier genommenen Schwachen kuscheln nämlich schon ein wenig mit der benachbarten dreißigköpfigen Großfamilie. Vor der haben sogar die Starken Respekt. Großfamilien können als Nachbarn echt anstrengend werden. Nachbarn kann man sich nicht aussuchen? Das sehen die Starken anders.

Die Schwachen begehren auf? Wehren sich gar, weil sie nicht als meinungs- und willenlose Nützlinge der – ohnehin schon viel zu starken – Starken benutzt werden wollen?

Die Starken knüppeln sie nieder. Schließlich sind sie die Starken. Knüppel haben sie deshalb auch mehr als genug. Die Schwachen werden sich wohl schnell unterwerfen.

Die Schwachen erweisen sich jedoch als geradezu unverschämt wehrhaft und besitzen darüber hinaus auch noch die unfassbare Frechheit verzweifelt bei der benachbarten Familie um Hilfe zu bitten. Diese zeigt sich solidarisch, darf aber nur bei echten Familienmitgliedern wirklich selbst eingreifen. Aber sie unterstützt die Schwachen so gut es geht humanitär und besorgt sogar Nachschub an neuen Knüppeln zur Verteidigung.

Die Starken denken jedoch nicht im Traum daran, von ihrem Vorhaben abzulassen. Sie schaffen immer noch mehr und immer dickere Knüppel herbei und schlagen immer brutaler auf die Schwachen ein. Dabei wird auch auf die Unbewaffneten keine Rücksicht genommen. Schließlich sind sie die Starken. Und wer sich nicht einfach mal ergibt, ist halt auch selbst Schuld an seinem Leid.

Die Schwachen müssen tatsächlich entsetzliches Leid ertragen. Zerstörung, Verwundung und Tod nehmen immer größere und unerträglichere Ausmaße an. Aber dennoch wollen sie nicht aufgeben. Aufopferungsvoll fügen sie auch den Starken recht großes Leid zu. Da sie sich aber lediglich verteidigen, trifft dieses Leid nur die Knüppelträger es Aggressors.

Um aber auch die nicht bewaffneten Starken in Mitleidenschaft zu ziehen, hilft die benachbarte Familie den Schwachen, indem sie mit den Starken so gut wie keine Geschäfte mehr macht, um ihnen so zumindest indirekten Schaden auf wirtschaftlicher Ebene zuzufügen. Denn so bekommen die Starken keine Güter, keine Dienstleistungen, kein Geld und somit keine indirekte Unterstützung mehr aus der Familie.

Die Starken indes geben vor, dass ihnen das alles praktisch nichts ausmacht, und alles nach Plan liefe.

Aber was ist denn eigentlich der Plan? Braucht es wirklich einen echten Plan um sich mit seiner Übermacht auf Schwächere zu stürzen und sie niederzuknüppeln um sie sich zu Nützlingen zu machen? Für wen so etwas schon ein Plan ist, dem sind komplexere Handlungsweisen als so etwas wohl auch nicht zuzutrauen.

Einfach nur das Recht des Stärken können selbst die primitivsten Lebensformen ausüben. - Ganz ohne Plan. Zum Ziel der Selbsterhaltung.
Das Recht des Stärken um seiner selbst Willen auszuüben, zum Ziel sinnloser Machtvergrößerung, ist selbst den primitivsten Lebensformen zu primitiv.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.04.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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