Jürgen Malodisdach

Ohje. Oweh

Oh je oh weh oh weia

 

Es ist immer dasselbe. Schlaftrunken erhebt man sich langsam von der Couch. Der Fernseher läuft so vor sich hin, weis wohl selber nicht was er da so von sich gibt.

Ist ja auch halb Zwölf. Nachts. Zeit alles auszuschalten und ins Bett zu gehen. Man hat sowieso keine Ahnung was da läuft. Die letzte halbe Stunde hatte der Kopf nichts mehr aufgenommen. Wozu auch, jetzt mitten in der Nacht.

Und dann dieses nervtötende Gebimmel. Jetzt , um diese Zeit. Sowas gab es früher nicht. Da gab es auch keine Handys oder Smartphons. Sogar einfachste Telefone waren eine Rarität. Und jetzt bimmelt in den unterschiedlichsten Tonarten etwas auf dem kleinen Couchtisch und will auf sich aufmerksam machen, das irgendwer irgendwas sagen oder erzählen möchte. Mir , um diese Zeit. Soll ich abnehmen ? Na gut. Wer will denn etwas von mir.

Ich sehe auf der Scheibe dieses Dings nur ein grelles Licht als Mittelpunkt auf einer spiegelblanken Glatze. Und etwas tiefer ein paar müde Augen unter einer gerunzelten Stirn. Gefolgt von einer Knubbelnase und einem Mund mit dicken Lippen.

Ein seltsames Bild eines Menschen der keine Ahnung vom Fotografieren hat. Egal wie er sonst aussieht. Aber mit diesem Bild vergrault er alle angerufen Teilnehmer sofort. Mich nicht. Ich kenne ihn ja, meinen Kumpel Chris, eigentlich Christian. Habe ihm schon öfter meine Meinung über dieses Portrait gesagt .

Ich tippe auf die Stelle zum Quatschen. He du Flitzpiepe ,sage ich. Ich wollte gerade schlafen gehen. Hast du lange Weile, daß du mich um diese Zeit stören mußt. Den ganzen Tag pennst du. Hast doch genug Zeit zum Quatschen.

Ja eben nicht , sagt Chris. Muß den ganzen Tag im Bett liegen. Darf nicht aufstehen, nicht pinkeln gehen. Nicht am Tisch sitzen. Fernsehen ist auch langweilig seit drei Tagen. Meint er. Übrigens, ich bin im Krankenhaus. Pause.

Hallo, spreche ich in das Gerät. Ich habe dich schlecht verstanden. Was hast du gesagt ? Ich bin im Krankenhaus, meint er noch einmal.

Ich bin jetzt etwas irritiert. Denke so bei mir, der will dich um diese Zeit verscheissern. Und frage ihn , bist du besoffen Auto gefahren und hast einen Baum getroffen oder bist du im Wasser gelandet?

Du wirst es nicht erraten, meint er. Ich hatte vor zwei Tagen einen Herzinfarkt. Vor der Haustür. Konnte plötzlich nicht mehr laufen, kaum noch atmen. Stand da wie eine Säule. Frau S. Kam zufällig aus dem Haus. Sprach mich an und merkte , daß da etwas nicht stimmte. Brauchen sie einen Arzt, fragte sie ? Ich weiß nicht. Dann ist es schlimm. Ich rufe Hilfe über die Feuerwehr. Bloß nicht sagte ich. Wenn ich nichts weiter habe kriege ich ja nur eine dicke Rechnung. Egal meinte Frau S . sie wählte die Nummer , erklärte alles.

Ist ihre Frau unterwegs fragte sie noch ? Ja ist gerade bei ihrem Reitsport. Nanu, haben sie ein Pferd ? Nein , sie muß zur Rückenmassage auf so einem großen Ball und anderen Gerätschaften. Reiten sagen wir.

Da machte es auch schon tatütatü. Kaum fünf Minuten waren vergangen, man waren die schnell. Zwei Männer mit Rollstuhl kamen an . Haben mich nur angesehen und kurz kontrolliert. Alles klar. Und schon war ich im Krankenwagen.

Und ab ging es ins Krankenhaus , Zimmer 17 e. Ich hatte Chris nicht unterbrochen in seiner Rede. War aber über den Inhalt ganz schön erschüttert. Das hatte ich ja nicht erwartet. Und meine freundschaftliche Redeweise hatte ich von flapsig jetzt auf normal und vernünftig umgestellt.

Erzähl mal weiter wenn du kannst und willst, sagte ich .

Häm, naja meinte er. Schlafen kann ich im Moment sowieso nicht. Also , es war schon komisch. Ich lag auf dem Bett und ließ alle möglichen Untersuchungen über mich ergehen. Eine Menge Kabel. Bildschirme, Fragen stellende Ärtzte wechseln sich ab.

Ich selbst hatte gar keine Schmerzen. War ganz ruhig und dachte schon, daß alles ein Irrtum ist, das ich hier liege. Aber denkste-. Nach einiger Zeit wurde mir dann mitgeteilt, das ich wirklich ein Herzinfarkt hatte und nun zur speziellen Kontrolle weiter behandelt werde. Ja gut meinte ich. Wurde dann in einen anderen Raum gefahren. Der war eine Wand mit so vielen Monitoren bestückt, das es aussah wie in einer Zentrale eines Raumfahrtstudios.

Ich war immer noch klar im Kopf und fand das Ganze sehr interessant. So, als wäre ich Zuschauer und nicht ein Betroffener. Bis dann eine hübsche Schwester zu mir kam. Sie sagte mir , daß ich eine Sonde durch eine Arterie zum Herzen bekomme.

Na schön dachte ich . Na und ? Dazu muß ich jetzt die Haare da unten abrasieren sagte die Schwester. Mir war so, als würde sie dabei etwas leicht lächeln. Ich aber auch. Na und meinte ich deshalb, tun sie das. Aber bitte alle, damit es gleichmäßig aussieht. Hat sie aber nicht gemacht, wie ich später feststellte.

Dann kam eine sehr freundliche Frau Doktor, die mir noch einmal erklärte was sie bei mir machen würde. So geschah es auch. Die ganze Sache der Untersuchung und Behandlung fand ich unglaublich interessant. War überhaupt nicht ängstlich. Eher neugierig

Fragte sie manchmal auch etwas zu ihrer augenblicklichen Tätigkeit an meinem Herzen. Hier ist eine Verstopfung , die beseitige ich und setze zwei Stentz sagte die Ärztin. Dann kann das Herz wieder ordentlich arbeiten und die Beschwerden sind vorbei. Das Alles dauerte kaum länger als eine halbe Stunde.

Ich konnte meine Bewunderung und größte Hochachtung vor der Arbeit dieser Ärztin nicht hoch genug ausdrücken. Bin ihr und dem ganzen Team auch sehr dankbar für ihre Arbeit. Die ganze Athmosphäre war auch so ruhig und klar und sicher in den Gesprächen und Handlungen.

Na siehst du, sagte Chris jetzt zu mir. Das ist nun schon zwei Tage her. Noch einmal drei Tage soll ich zur Kontrolle hier bleiben und dann können wir wieder unsere Unterhaltungen beim Spaziergang führen.

Irgend wann bekomme ich noch eine Rehakur. Weis aber noch nichts Genaues darüber. So mein Freund sagte er. Und jetzt bin ich aber wirklich müde. Das Gequatsche hier mitten in der Nacht um Eins reicht mir. Also tschüß bis morgen.

Tschüß , du hast doch selber Schuld, wenn wir beide nicht schlafen können, wenn du so spät hier bei mir anrufst. Trotzdem es schon in Ordnung ist, so unter Freunden.

Na das ist ja ein Ding, dachte ich noch bevor mir die Augen zufielen. Außerdem muß ich mal ein vernünftiges Bild von seiner Birne machen, damit andere Gesprächsteilnehmer nicht immer einen Kollaps kriegen.

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