Es war ein kalter, grauer Novembertag. Über München lag dichter weißer Nebel. Der Klinikleiter Professor Dr. Schuchow war in seinem Arbeitszimmer in der Klinik und brütete über den sich stapelnden Unterlagen. Plötzlich klopfte es an der Tür. Auf sein „Herein!“ erschien die Sekretärin Frau Wagner in der Tür. „Ihre Tochter möchte Sie sprechen, Herr Professor“, sagte sie geschäftig. „Soll reinkommen“, brummte der Professor ohne aufzusehen und immer noch über den Unterlagen gebeugt. Tanja Schuchow kam herein, setzte sich ihrem Vater gegenüber. Sie wirkte sehr zart und zerbrechlich. Ihre feinen blonden Haare fielen ihr sanft auf die Schultern. Sie sah aus wie ein Engel. Ihre babyblauen Augen blickten fest in die des Vaters, die von einer dicken dunklen Hornbrille umrandet waren. Dann öffnete Tanja Schuchow ihren schön geschwungenen Mund. Man merkte, es kostete sie Überwindung. „Vater“, sagte sie zögernd, „ich werde das Gymnasium nach der 10. Klasse verlassen. Ich möchte Schauspielerin werden. Dazu brauche ich kein Abitur.“ Jetzt war es raus. Sie schluckte und man merkte ihre Erleichterung deutlich. Die Gesichtszüge in Tanja Schuchows Gesicht entspannten sich. Auf Professor Dr. Schuchows Stirn bildete sich dagegen eine steile Falte. „Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein, Tanja!“, polterte er. Tanja Schuchow zuckte zusammen, aber dann hatte sie sich schon wieder gefasst. „Und ob das mein Ernst ist, Vater!“, sagte sie. „Mein Entschluss steht felsenfest. Ich werde mich jetzt schon an verschiedenen Schauspielschulen bewerben. Und du wirst mich nicht davon abhalten!“ Professor Dr. Schuchow betrachtete seine Tochter eine Zeitlang schweigend, dann sagte er: „Nein, Tanja, ich bin sicher, du wirst deine Meinung noch mal ändern.“ „Gewiss nicht, Vater.“ „Hör zu, mein Kind, ich mache dir einen Vorschlag. Du machst erst mal dein Abitur und wenn du dann immer noch Schauspielerin werden willst, dann werde ich dich nicht mehr davon abhalten, einverstanden?“ „Nein!“, rief Tanja Schuchow bestimmt. „Aber Tanja...“ Tanja Schuchow war abrupt aufgestanden und blickte ihren Vater aus zornigen Augen an. „Ich möchte, dass du meine Entscheidung respektierst. Es ist mein Leben!“ Sie wandte sich zur Tür, drückte die Klinke runter, stürmte aus dem Zimmer ohne die Tür wieder hinter sich zu schließen. Die Sekretärin Frau Wagner schaute von ihrem Vorzimmer aus zu Professor Schuchow herüber. Dieser hatte einen hochroten Kopf bekommen. Er war wütend auf seine Tochter. Wie konnte sie ihm sowas antun? Frau Wagner warf ihm von weitem einen besorgten Blick zu. Der Professor stand auf, ging wortlos zur Tür und schloss diese. Er wollte nur noch seine Ruhe haben.
Wütend verließ Tanja das Arbeitszimmer ihres Vaters. Warum konnte er sie nicht ein einziges Mal in ihrem Leben unterstützen? Blind vor Zorn stieß sie auf dem Gang mit einem Patienten, einem jungen dunkelhaarigen Mann zusammen. Sie blickte auf und erkannte... Michael Neumayer, den bekannten, deutschen Filmschauspieler! „Hoppla!“, sagte dieser, dann musterte er Tanja nicht ohne Wohlgefallen aus seinen frechen blauen Augen. Tanja errötete unter seinem eindringlichen Blick. „Entschuldigen Sie...“, stammelte sie. „Sind Sie auch eine Patientin?“, fragte er interessiert. Tanja blickte zu Boden. „Nein, ich... ich bin Krankenschwester hier, Schwester Tanja“, log sie. „Aha“, machte er und lächelte. „Vielleicht sehen wir uns dann ja nochmal. Ich liege auf Zimmer 207. Morgen werde ich entlassen.“ „Bestimmt sehen wir uns nochmal“, sagte Tanja und schritt eilig den Gang weiter. Die Wut auf ihren Vater war in diesem Moment vergessen.
Der angehende Krankenpfleger Fabio Speranza war im dritten Lehrjahr. Er war erst kurz bevor er mit der Ausbildung begonnen hatte, nach Deutschland gekommen. Sein Vater war Italiener, seine Mutter Deutsche. Äußerlich kam er ganz nach seinem Vater. Fabio hatte dunkles, gelocktes Haar und schwarze Augen. Anfangs hatte es ihm überhaupt nicht in Deutschland gefallen, aber mittlerweile hatte er sich hier ganz gut eingelebt. Fabio saß im Schwesternzimmer, trank einen starken Kaffee, als es an der Tür klopfte und Tanja das Zimmer betrat. Die Schülerin begrüßte ihn wie immer freundschaftlich. Sie kannten sich seitdem er vor fast drei Jahren die Ausbildung in der Klinik begonnen hatte. Tanja sprach Fabio darauf an, dass der bekannte Filmschauspieler Michael Neumayer im Krankenhaus Patient ist. „Könntest du mir wohl einen Gefallen tun, Fabio?“, fragte sie und fuhr ohne eine Antwort abzuwarten, fort: „Könntest du mir für heute Abend, da hast du ja frei, deine Arbeitskleidung leihen? Du weißt ja, ich will Schauspielerin werden... Ich würde so gerne mal mit Michael Neumayer sprechen. Und als Krankenschwester hätte ich einen Grund, ihn in seinem Zimmer aufzusuchen.“ „Ich verstehe“, sagte Fabio nur und blickte Tanja nachdenklich aus seinen tiefdunklen Augen an. „Aber nur unter einer Bedingung“, fügte er hinzu. „Du gehst übernächsten Samstag mit mir zum Tanztee. Der findet um 15 Uhr in Schwabing im „Wilden Kaiser“ statt. Fabio lächelte Tanja an. „Na, ist das nicht ein fairer Vorschlag?“, meinte er selbstzufrieden. Tanja dachte kurz nach, dann sagte sie: „Okay, einverstanden. Ich komme also heute Abend, wenn du Feierabend hast. Bis dahin!“ Sie schritt zur Tür, verließ das Zimmer. Voller Sehnsucht schaute Fabio ihr nach.
Am Abend verließ Tanja pünktlich die Villa ihres Vaters, um nach nebenan in die Klinik rüberzugehen. Ihrer Mutter hatte sie gesagt, dass sie zu einer Freundin gehen wollte. Sie hoffte jetzt nur noch, dass sie ihrem Vater in der Klinik nicht begegnete. Fabio wartete schon im Schwesternzimmer auf sie, eine große Leinentasche mit seiner Pflegerkleidung darin, in der Hand. Das Schwesternzimmer war zur Zeit leer und Fabio konnte Tanja seine Kleidung übergeben, ohne dass sie dabei von jemandem gesehen wurden. „Du weißt ja, wo hier die Umkleide ist“, sagte Fabio und dann fügte er noch zögernd hinzu: „Viel Glück!“ Tanja verschwand mit der Pflegerkleidung in der Umkleide, zog sich rasch um. Zum Glück war um diese Zeit in der Umkleide niemand von den Krankenschwestern. Tanja ging zur Tür, öffnete sie vorsichtig, schaute durch den Spalt. Niemand war da. Leise schritt sie auf den Flur hinaus. Da kam Schwester Britta um die Ecke. Fast wäre Tanja mit ihr zusammengestoßen. „Nanu“, sagte Schwester Britta und hob überrascht die dunklen Augenbrauen. „Was machst du denn hier, Tanja? Und dann noch in Arbeitsklamotten?“ Tanja errötete. „Ich helfe hier nur ein wenig aus“, log sie. „Aha“, machte Britta. „Na dann viel Spaß. Ich muss jetzt weiter.“ Mit eiligen Schritten setzte Schwester Britta ihren Weg fort. Tanja atmete erleichtert auf. Hoffentlich hatte Britta keinen Verdacht geschöpft. Tanja ging noch einmal ins Schwesternzimmer, wo sie ein Blutdruckmessgerät gesehen hatte. Sie nahm es an sich und machte sich auf den Weg zu Zimmer 207, wo Michael Neumayer lag. Als sie um die Ecke bog, sah sie am Ende des langen Flurs ihren Vater auf sich zukommen. Er ging mit schnellen Schritten. Sofort huschte Tanja in den neben ihr befindenden Toilettenraum. Hoffentlich hatte ihr Vater sie nicht gesehen und erkannt! Sie hielt den Atem an und lauschte gespannt an der Tür. Hastige Schritte ertönten den Gang hinunter. Erleichtert atmete sie auf. Sie öffnete vorsichtig die Tür, sah ihren Vater noch von hinten, sah wie er um die Ecke bog. Ihre Aktion artete ja ganz schön in Stress aus, dachte sie. Sie betrachtete sich im Spiegel über dem Waschbecken. Sie sah blass aus, wie sie fand, aber daran konnte sie jetzt nichts mehr ändern. Sie öffnete die Tür des Toilettenraums, spähte auf den Flur hinaus. Es war niemand zu sehen. Sie brauchte nur noch ein kleines Stück den Gang runter zu gehen, dann hatte sie Zimmer 207 erreicht. Niemand sah sie. Sie klopfte kurz an die Tür, bevor sie eintrat. Michael Neumayer lag, ein Buch in seinen Händen, im Bett, blickte zu ihr auf. Um seine schönen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab. Er hatte sie also erkannt, dachte Tanja und ihr Herz schlug ihr vor Nervosität bis zum Hals.
„Hallo, Herr Neumayer!“, begrüßte Tanja ihn ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht. Sie dachte: „ Er sieht wirklich gut aus. Und er ist ein so begabter Schauspieler.“ „Ich wollte ihren Blutdruck messen“, fuhr sie fort und begann, das Gerät um seinen linken Arm anzulegen. Durch ihren Vater und auch durch das Pflegepersonal hatte sie das gelernt. Sie wusste, wie man die Werte richtig ablas und was sie bedeuteten. Tanja maß den Blutdruck von Michael Neumayer. Er war in Ordnung. Sie nahm allen Mut zusammen. „Übrigens möchte ich auch gerne Schauspielerin werden“, warf sie ein. „Können Sie mir da vielleicht ein paar Ratschläge geben?“ „Wollen wir das nicht bei einem kleinen gemütlichen Abendessen besprechen, Schwester Tanja?“, erwiderte der Schauspieler mit einem Blick, der vielversprechend war. Tanja errötete. „Gerne, Herr Neumayer. Wann passt es Ihnen denn?“ „Morgen Abend um 19 Uhr wäre prima!“, sagte der Schauspieler. „Und wo?“, fragte Tanja voller Eifer. „Im Gasthaus ,Zur blauen Traube’. Aber seien Sie pünktlich...“
Tanja war sehr aufgeregt wegen des Abendessens mit Michael Neumayer. Bereits zehn Minuten vor 19 Uhr stand sie vor dem Eingang des Gasthofes ,Zur blauen Traube’. Auch Michael Neumayer war pünktlich. Kurz nach 19 Uhr trafen sie sich vor dem Eingang. Das Abendessen verlief für Tanja sehr unterhaltsam. Michael Neumayer verstand es, interessante Geschichten aus seiner Schauspielkarriere zu erzählen. Meistens redete er; sie hörte aufmerksam zu. Schließlich sagte er: „Sie sind ein sehr schönes und intelligentes Mädchen, Tanja. Wie wär´s, wenn Sie nächste Woche mal bei mir zu Hause vorbeikämen und mir was vorsprächen. Dann kann ich Ihre schauspielerischen Fähigkeiten besser beurteilen.“ Tanjas hellblaue Augen leuchteten vor Freude und sie sagte begeistert zu. Es war ein schöner Abend gewesen. Michael Neumayer brachte Tanja mit seinem schwarzen Sportwagen nach Hause. „Wohnt hier nicht Professor Schuchow?“, fragte er verdutzt, als sie vor der Villa des Klinikleiters hielten. „Ja, ich bin seine Tochter“, antwortete Tanja nicht ohne Stolz. „Aha“, machte Neumayer nur. Sie sahen sich an. Plötzlich kam das Gesicht des Schauspielers näher an Tanjas heran; er fasste mit seiner Hand unter ihr Kinn, zog es zu sich, fing an, sie leidenschaftlich zu küssen. Tanja war im ersten Moment überrascht, dann aber erwiderte sie seinen Kuss. Für Tanja war es der erste Kuss in ihrem noch jungen Leben und es war schön. Später schaute sie dem schwarzen Sportwagen noch lange versonnen nach. So lange bis die Rücklichter schließlich in der Dunkelheit verschwanden.
Tanja Schuchow und Michael Neumayer hatten sich gleich am darauffolgenden Montag um 16 Uhr bei ihm verabredet. Tanja hatte das ganze Wochenende eine Szene aus Shakespeares „Romeo und Julia“ auswendig gelernt und Mimik und Gestik einstudiert. Jetzt stand sie vor der Haustür von Michael Neumayers Villa in Grünwald und war tierisch aufgeregt als sie auf den Klingelknopf aus edlem Messing drückte. Ein vornehm gekleideter Diener öffnete die Tür und ließ sie eintreten. Er führte sie durch die große Diele in ein modern und elegant eingerichtetes Wohnzimmer. Tanja war von der schicken und sicherlich sehr teuren Einrichtung beeindruckt. Sie nahm in einem der tiefen Sessel Platz, schlug die schlanken Beine übereinander und wartete gedankenverloren auf Michael Neumayer. Fünf Minuten später kam er. Sie stand auf, als er auf sie zutrat. „Hallo, meine Schöne“, sagte er lächelnd. „Schön, dass du gekommen bist!“ Tanja erwiderte sein Lächeln. „Was wirst du mir vortragen?“, fragte er sofort. „Die Balkonszene aus „Romeo und Julia“, sagte Tanja und ihr Herz schlug schneller. „Prima, fang an!“, forderte der Schauspieler sie auf. Tanja zögerte, dann fing sie an zu sprechen und zu gestikulieren. Schließlich war sie ganz in ihrem Element und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Als sie geendet hatte, klatschte Michael Neumayer begeistert in die Hände. „Das war wirklich sehr gut!“, lobte er sie. Tanja errötete vor Freude und strahlte ihn an. Er kam auf sie zu, nahm sie in die Arme und küsste sie lang und innig. Dann hob er sie hoch und trug sie zu dem großen breiten Ledersofa. Während er sie weiterhin küsste, begann er, sich sein Hemd auszuziehen. Sie tat es ihm gleich und zog ihren bunten Wollpullover über den Kopf. Sie liebten sich voller Hingabe und stürmischer Leidenschaft. Für Tanja war es das erste Mal und es war für sie wunderschön. Sie hatte sich in Michael Neumayer verliebt.
Die ganze Woche über hörte Tanja nichts von Michael Neumayer. Missmutig und zunehmend depressiv bewältigte sie ihren Alltag. Sie musste ständig an den jungen berühmten Schauspieler denken. Wenn er sich bis zum Wochenende nicht bei ihr melden würde, würde sie ihn kontaktieren, nahm sie sich vor. Professor Dr. Schuchow und seine Frau hatten die Veränderung ihrer Tochter ebenfalls wahrgenommen, aber Tanja schwieg beharrlich; sie wusste, dass vor allem ihr Vater gegen ihre Verbindung zu Michael Neumayer sein würde.
Am Samstag Nachmittag ging Tanja, wie versprochen, mit Fabio zum Tanztee im ,Wilden Kaiser’. Eigentlich hatte sie nicht die geringste Lust dazu gehabt, aber dann dachte sie, dass es sie vielleicht ein wenig von ihrem Liebeskummer ablenken würde. Fabio und sie setzten sich an einen gemütlichen Platz in einer Ecke des Lokals, von dem aus man einen guten Blick auf die Tanzfläche hatte. Sie aßen beide ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte, tranken eine Tasse Kaffee dazu. Schließlich tanzten auch sie miteinander, aber Tanja war die ganze Zeit über nicht vergnügt. Sie musste immerzu an Michael Neumayer denken. Fabio bemerkte ihre Missstimmung, aber er wusste natürlich nicht, was los war. Sie setzten sich wieder an ihren Tisch und beobachteten die Paare auf der Tanzfläche. Plötzlich weiteten sich Tanjas Augen. Sie hatte jemanden auf der Tanzfläche entdeckt. Es war ihr Schwarm, Michael Neumayer! Er tanzte eng umschlungen mit einer jungen Frau so um die 20. Sie war schlank, vollbusig mit langem, gelocktem rotem Haar und sie trug ein giftgrünes, enganliegendes kurzes Kleid, das ihre Figur noch betonte. Ihre schrägstehenden, ebenfalls grünen Augen, waren hingebungsvoll auf Michael Neumayer geheftet. Der Schauspieler zog die junge Frau, die er „Sonja“ nannte, noch näher an sich heran; sie blickten sich fest in die Augen. Schließlich berührten sich ihre Lippen zu einem tiefen innigen Kuss. Tanja sah es mit Entsetzen. Ihre Augen kämpften mit den Tränen und sie empfand Eifersucht, Enttäuschung, Wut – alles gleichzeitig. Fabio durchschaute die Situation sofort. Tröstend legte er den Arm um Tanjas Schulter. Tanja saß da wie erstarrt. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Wie konnte sie sich nur so in Michael Neumayer getäuscht haben?! „Komm, wir gehen“, meinte Fabio. Tanja erhob sich apathisch von ihrem Platz und gemeinsam verließen sie – Tanja mit hängendem Kopf – das Tanzlokal.
Die kühle, herbstliche Luft draußen tat Tanja gut. Ihr kreidebleiches Gesicht rötete sich wieder etwas, nahm langsam wieder eine gesunde Farbe an. Fabio hielt sie immer noch in seinem Arm; sie lehnte ihren Kopf geborgen an seine Schulter. Zärtlich zog er sie noch näher an sich. Tanja wischte sich die Tränen mit dem Handrücken fort. „So ein Idiot!“, fluchte sie leise. „Er ist es nicht wert, dass du um ihn weinst“, meinte Fabio und reichte ihr ein sauberes Taschentuch. Sie tupfte sich die Tränen aus dem Gesicht, putzte sich kräftig die Nase. „Du hast recht“, sagte sie und konnte schon wieder ein bisschen lächeln. „Ist das hier nicht der Wagen von Neumayer?“, wollte Fabio wissen und wies auf einen schicken schwarzen Porsche, der unter der Krone einer herbstlichen Kastanie stand. „Ja, das ist er“, antwortete Tanja und blickte Fabio verständnislos aus ihren großen hellblauen Augen an. „Der wird sich wundern“, sagte Fabio und grinste spitzbübisch. Er steuerte auf Neumayers Wagen zu, blickte verstohlen um sich. Als er niemanden auf dem Parkplatz entdeckte, bückte er sich und öffnete vorsichtig mit viel Geschick das Ventil eines der Autoreifen. Die Luft entwich zischend. Selbiges machte er mit den anderen Reifen. „Fabio, du kannst doch nicht...“, wollte Tanja einwenden, aber dann verstummte sie. „Das geschieht ihm ganz recht!“, meinte sie stattdessen. Fabio kam auf sie zu, ganz nah vor ihr blieb er stehen, blickte ihr tief in die Augen. Tanja wurde verlegen unter diesem Blick, aber sie hielt ihm stand. „Eigentlich muss ich Neumayer ja dankbar sein“, sagte Fabio ernst und seine dunkelbraunen Augen funkelten sie an. „Tatsächlich?“, entgegnete Tanja und konnte ein leises Lächeln nicht unterdrücken. „Ich bin schon so lange in dich verliebt, Tanja“, flüsterte er. „Ich weiß, Fabio“, sagte sie. „Aber manchmal brauche ich scheinbar ein bisschen länger.“ „Macht nichts. Hauptsache du weißt es jetzt.“ Fabio nahm Tanja in seine Arme; ihre Lippen fanden sich. Sie küssten sich lang und voll von tiefer Liebe erfüllt. Als sie sich voneinander lösten, blickten beide gen Himmel. Er war mit Wolken verhangen und ein leichter Herbstregen hatte eingesetzt. Sie breiteten die Arme aus und drehten sich um sich selbst – erfüllt von unendlicher Freude. Dann nahmen sie sich bei den Händen und liefen lachend und befreit durch den prasselnden Regen. Beide wünschten, dass dieser Moment nie vergehen möge.
ENDE
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.05.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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