Annika Seibert

Meine Sucht

Wenn man es sein lassen kann, will man nicht aufhören und wenn man aufhören will, kann man es nicht mehr sein lassen.

Ein geradezu treffender Spruch aus einem Film, der mir in die Seele gebrannt ist, in dem Augenblick, als ich ihn hörte.

Alles, was ich anfasse, wird zu Gold. Katzengold, unecht, unwahr, ungelogen und fälschlicherweise übertrieben real. Glaubwürdig und dennoch täuschend echt, wahrhaftig aber zugleich ein absoluter Trugschluss.

Hinter meiner Maske steckt das Leid, das niemand sieht, hinter meinem Lachen verbirgt sich die Qual, die niemand hört. In meinen Augen kann man es sehen,was ich versuche zu verschleiern und ist nur sichtbar für die, die einen Blick tiefer riskieren würden.

Doch solche Menschen sind selten geworden.

Und diese werde ich mit all meiner Kraft abwimmeln und ihnen das schönste Bild meiner Person zeigen, das ich nach außen hin sein kann.

Sodass sie dermaßen geblendet werden, um gar nicht erst daran zu denken, einen genaueren Blick zu wagen.

Ich traue niemandem, ich weiß nicht wer es gut mit mir meint und wer nicht.

Ich mag keine Überschüttung von Komplimenten und Fraßen der Nettigkeit. Ich mag keine einspurigen Gefälligkeiten und unnötige Wiedergutmachungen, ich will keine selbsternannten Beweise und schwammige Erklärungen.

Ich will es fühlen, spüren und in den Augen des Anderen sehen.

Es ist nicht so, dass ich Angst habe verletzt zu werden.

Ich habe Angst vor der Angst, die mich überkommen wird, wenn mich jemand verlässt, den ich tief in mir verankert habe.

Und um diese Furcht zu vermeiden, flüchte ich sofort und werde Berge in Bewegung setzen, sodass niemand jemals mehr meine dicke Betonschicht durchstoßen kann, höchsten ein paar Steine werden drüber geworfen.

Gerade genug um ein bisschen zu lieben und ein bisschen zu verabscheuen.

Mein guter, alter, flüssiger Freund steht mir treu mit Rat und Tat zur Seite, stets hampelt das Gute und das Böse auf meiner Schulter herum und ich schwebe immerzu zwischen Entscheidungen und Gleichgültigkeit.

Ich bin selten dem Tode nah, wäre es aber manchmal gerne.

Ich bin das blühende Leben und doch wie eine verwelkte Blume.

Andauernd tue ich mir was Gutes, gönne mir etwas, von dem ich weiß, das es mich zerstört.

Stück für Stück mit meiner angeblichen Selbstbelohnungen, die mir Friede,Freude,Eierkuchen vorgaukelt, grabe ich meine Löcher tiefer und tiefer, bis ich mich irgendwann selbst begrabe.

Tausend Lücken, die mich den Boden nicht mehr spüren lassen, gebrochen und vom guten Weg abgekommen. Die immergrüne Wiese ist nicht mehr da, wo ich einst ging, denn es ist zu einem beschissenen Trampelpfad geworden.

Mit Schlamm bedeckt und Asche auf meinem Haupt, saue ich mich ein und fühle mich wie Dreck. Weg geworden, recycelt und für einen Moment wie neu geboren.

Es ist nur die äußere Hülle, die ich gerade minimal poliert habe, sie glänzt derart, dass es die Menschen bemerken und mich dafür bewundern, wie scheinheilig fröhlich ich doch durchs Leben tanze.

Hier gebe ich ein guter Rat, dort bin ich ein Seelen – Mülleimer, da eine kleine Aufmunterung, woanders eine tolle Ablenkung und manchmal der gute Fick für Zwischendurch.

Ich wünsche mir oft, gewisse Worte und Taten hätten niemals meine Ohren und Augen erreicht.

Ich will es ungehört und ungesehen machen, doch so sehr ich es auch versuche, ich schlucke und spüle es runter, kotze es wieder aus und will es wieder versuchen.

Der Nebel wird stets dichter, grauer und dunkler, wie die Welt. Meine kleine Welt, sie füllt sich mit schwarzem Morast.

Immer wieder ein kleines Lüftchen, das meine empfindsame Nase durchströmt, ständig dieser penetrante Geruch, der seltsam vertraut mich betört.

Ich fühle jedes einzelne Haar an meinem Körper, dass sich stellt, ein komisches Gefühl, wenn ein einziger Partikel Pulver den ganzen Rumpf durchdringt.

Meine Haut fühlt sich immer gleich an, erstarrt, rau, lauwarm, gerade so am leben. Keine Freude, kein Ärger, nichts was sich anzufassen lohnt oder gut anfühlt.

Ich spüre die Menschen um mich herum, sie glühen, duften irgendwie angenehm, als würden meine Sinne gerade zum ersten Mal das Licht der Welt erblicken, sanft geht es durch Mark und Bein.

Kaum einzuordnen, dieses Chaos an Gefühlen, in keine Rubrik, in kein Raster passt das alles rein, was sich anhäuft und irgendwo in mir drin stecken geblieben ist. Ich würde es am liebsten raus schreien, raus würgen, gegen die Wand feuern, ins Nichts befördern. Hauptsache es ist nicht mehr da und bringt mir kein erneutes Leid.

Kein unerklärbarer Schmerz, keine unwirkliche Angst, die meinen Atem stocken lässt, keine Verzweiflung, die mein Herz zum Rasen bringt, einfach nichts mehr, das mein Dasein grau und fade sein lässt.

Der Nebel engt meine Lunge ein, meine Gliedmaßen werden steif und er umschließt mein ganzes, noch pochendes Herz mit pechschwarzem Schleim, der nicht einfach abzukriegen ist.

Das, was von mir übrig geblieben ist, ist ein wenig Schmutz und Staub, der immerzu durch meine Blutbahn kreist.

Das eigene Selbst verloren, die Seele verraten und verkauft.

Und nichts davon war es wert, mich selbst dafür zu opfern.

Die untragbare Bürde, die nun schmerzlich auf meinen Schultern lastet, wird niemand jemals wirklich verstehen können.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.05.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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