Claus Reessing

Gut vernetzte Plagegeister

Fast schon dicht, die Augenlider, doch da, im Dämmerlicht, seh ich Sie, .. wie sie wieder wetzen, die Viecher die sich über meinem Bett vernetzen. Sie hetzen, an den Beinen die Klebe, scheinbar kreuz und quer, und verleimen so offenbar geschickt ihr Gewebe. Igitt, hier wo ich lebe, im gleichen Raum. Spinnen! Drinnen?! So ein Mist, kein Traum. Hebe also kaum zu erahnen, sehr langsam, um die Mehrfüssler nicht zu warnen, ganz vorsichtig meinen Kopf und hoff, dass ich, durch diese List, die Wohngemeinschaft in der Ecke nicht erschrecke. Schaue hinauf zur Decke und überlege, ob ich die langbeinigen Wesen einfach mit einem Besen wegfege? Aber ich als Pazifist strebe eigentlich nicht nach einer Eskalation, doch wer weiß, die kleinen Plagegeister vielleicht schon. Um also eine ungewollte Konfrontation zu vermeiden, könnte ich die Wand an der Stelle auf die Schnelle mit Furnierholz neu verkleiden. ... Blödsinn, .. keine Option. In dieser vertrackten Situation ist es besser, wenn jede Aktion zunächst gut durchdacht. In Anbetracht dessen bedarf es erstmal einer exakten Information über die Zahl derer die sich dort oben breit gemacht. Mein Verdacht, es sind Acht.Trotz Dunkelheit haben sie es mit ihrem Gebilde schon weit gebracht. Die führen garantiert was im Schilde. Das habt ihr euch so gedacht, besonders die Wilde in der Mitte. Bin jetzt genau im Bilde. Warte ab. Die kriegen was sie verdienen. Noch in dieser Nacht kommt es zur finalen Entscheidung, Rückzug oder Vertreibung. 
Mit einer leichten vertikalen Neigung streife ich den Überwurf beiseite, und schlurfe leise, warum auch immer, durch's Zimmer. Genau!? Dimmer?! Wo?! Keinen Schimmer, kann nichts erkennen. Ich habe sooo.. die Schnauze voll, bin müde, muß auf's Klo und will einfach nur pennen. Ich würde es zwar begrüßen, doch dummerweise trennen sich die Acht (Nacht)Wanderer mit Plauze  und genauso vielen Füßen, garantiert nicht freiwillig von dem was sie da konstruiert. Mit der Wahrscheinlichkeit konfrontiert das man sie schon von kleinauf an darauf trainiert, falls etwas passiert, wie einstudiert, schnell unkoordiniert in Richtung Dichtung zu verschwinden, was einen Zugriff für mich durchaus komplizierter macht, da sie sich hinter der Selben potentiell in Sicherheit befinden. Das wäre fatal, und gilt es auf jeden Fall zu verhindern. Damit erübrigt sich die Qual der Wahl. Erreichen lässt sich das angestrebte Ziel letztendlich nur mit einer einzigenarten Maschine aus Stahl. Extra dafür erdacht und konzipiert, sehe ich mich daher notgedrungen, in der Hoffnung dass es auf Anhieb funktioniert, und um keine Zeit mehr zu verschwenden, nun doch dazu gezwungen, schweres Gerät anzuwenden.
Konzentriert greife ich mit beiden Händen in den Schrank und finde, wie ein Blinder das Huhn, neben alten Schuhen und Klamotten zum Spenden, den Sauger, der, um diese Misere jetzt ein für allemal zu beenden, direkt vor meiner Nase steht. Selbstverständlich lässig an die Wand gelehnt, dabei aber zu jeder Zeit betriebsbereit für seinen Kampf im Widerstand. Innerlich verspannt und bei völlig unklarem Verstand, widme ich mich jetzt voll und ganz dem was da über meinem Bett hängt. Meinen Vorbehalt gegen Gewalt mal für einen Moment verdrängt, senkt sich nicht nur mein Fuß ein wenig heftig nach dem ersten Schritt über die schmale Kante, sondern auch mehr und mehr die Matratze. Dabei ständig die Fratze der Krabbler vor Augen. Ganz schön wendig das Ungeziefer, mag's kaum glauben. Also zügig mit dem Saugen beginnen bevor die Spinnen merken was gleich geschieht. Bloß betrüblich, ihr Gebiet ist groß. Bevor sich die Fronten noch verhärten, lieber mal den Zug der Luft verstärken. Und dann natürlich jedem einzelnen der Wandergesellen vergnüglich mit einem Tusch beim ihrem 'Flutsch' in das Schwarze Loch zusehen. 
Doch noch bevor ich das Rohr empor in die Ecke gereckt, gecheckt, läuft nicht perfekt. Zuviel Instabilität. Könnte übel ausgehen! Zu spät! Das Problem, eins von meinen Beinen hängt fest und das Andere von den Beiden steht schiefer als üblich, mehr südlich. So kann ich weder vernünftig stehen, noch mich irgendwie oberhalb vom Knie bewegen. Zudem will sich unvorhergesehen ein Scharnier direkt unter mir punktuell zerlegen. Strukturell und auch im Ganzen hält das Gestell zunächst noch kräftig dagegen, doch letztendlich können die verbliebenen Schrauben dem rechten Druck nicht widerstehen. Das Geschehen wendet sich. Ich mit?! Irgendwas bricht! Oder nicht? Dann geht es schnell. Hebe ab! Kann sehen wie sich die Wände um mich herum bewegen. Geblendet von grellem Licht, direkt ins Gesicht, heller als der Sonnenschein, das Gefühl ich schwebe in den weiten Raum hinein. Ist das ein Traum? Wenn ja, muss das sein? Von wegen! Während ich so durch die Weite gleite, zwickt an einem Bein die Wade. Da das Zweite auch schon eingeknickt, hält mich somit nichts mehr gerade. Wirklich Schade! Denn so haut es mich, durch den langen Flug schon fast in der Waage, recht ungeschickt, ohne Sicht nach hinten, rückwärts voller Wonne in die grob geflochtene Tonne rein. Mein Gesäß im Gefäß, leichter Schmerz im Bein, .. und auch im Steiß. Na fein, watt'n Scheiß. Okay, bin gegen das hässliche Ding aus Schweden gekracht, nicht so schlimm, war nix drin. Aber das ist noch lange kein Beweis für sowas wie ne' Übermacht. Es lief halt, ... einfach nur etwas anders als gedacht, mehr so lala. Hätte doch fast geklappt, das ich diese grässliche Truppe von da oben durch den Schlauch in den Bauch des großen Verdichters gesogen.
Gut, stattdessen sitze ich hier, allein im Schein der Lichter die krumm verbogen. Das Bett ist komplett hinüber, und mir direkt gegenüber, eine Gruppe sechsbeiniger Vagabunden, die stumm und vom Schatten verdeckt, seit Stunden keine Miene mehr verzogen, und nun wirklich der Meinung sind.... Ungelogen, ... wer bleibt gewinnt. Also ... ich hätte faktisch verloren, .. und sie gewonnen. Ich glaube die spinnen. Dabei hat die Massnahme gegen die Netzbetreiber praktisch gerade erst begonnen. 
Leider der Realität entronnen drehen sich mir inzwischen die Sinne. Denke es ist besser, verbringe die weitere Zeit in meinem zweiten Zimmer. Und das nicht, weil ich nach dem momentanen Stand der Dinge widerwillig den Vorteil ihrer Überzahl zur Kenntnis nehme, sondern mich jetzt einfach mal ausgiebig nach Ruhe und Stille sehne. Wo ich das so erwähne, gehe jetzt erst auf die Toilette, und dann flott, hopp hopp, gemütlich hoch mit de Benne, auf meinem Sofa mit Lehne nebenan.
Endlich entspannen ...

ABER ...

.. MORGEN SEID IHR DRAN !!!

Der Anfang erschien so harmonisch heut' Nacht, stattdessen habe ich die eine Hälfte ausgesprochen komisch verbracht ...

... und die Zweite ..

... ach vergiss iss ..

GUTE  NACHT

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.05.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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