Elke Müller

Amerika....

Es hatte sich im Zeltlager wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Man sprach den ganzen Tag über nichts anderes. Ashley war die Auserwählte. Am Abend wurde zu ihrer Ehre ein großes Feuer entzündet. Die heilige Pfeife geschmückt mit bunten Federn und einem weißen Hermelinsfell, erneut geraucht. Es wurden spannende Geschichten von den älteren Kriegern erzählt. Immerzu gelacht, getanzt, getrunken, gegessen und gesungen. Eine schwere Prüfung stand dem Volk um Abigail bevor. Ashley kannte die Weißen und wusste über Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Sie war es ihrem neuen Volk schuldig. Man glaubte ihr und es wird sicher eine neue Zukunft geben. Das Feuer brannte langsam nieder, man hatte sich spät zum schlafen zurück gezogen. Nur Abigail saß weiterhin an seinen Platz und blickte in die zuckenden Flammen. Schob ab und zu einen Zweig in die Glut, welche knisterten und knackten. Nahm einen glühenden Span und entzündete die heilige Pfeife mit Tabak und würzigen Kräutern, blies den Rauch nach oben und unten und dann in alle vier Himmelsrichtungen. Er spürte die Kraft der Kräuter, die ihre Wirkung entfalteten und dachte lange nach. Wollte die restliche Nacht beten und heilige Lieder singen, um böse Geister zu vertreiben. Er erhoffte sich ein Zeichen, das sie auf den richtigen Weg waren. Er wollte sein Volk retten. Es sollte nicht sterben. Dennoch wusste er, ihr geführtes Leben wird sich je verändern. Alles wird irgendwann vergessen sein. Die Erinnerungen an ihr geführten Widerstand und damit die verbundenen Hoffnungen, an die gefällten Wälder, die Besetzung und Wegnahme ihres Landes, die Vertreibung aus ihrer Heimat, aus den ursprünglichen Jagdgründen, die Zerstörung ihrer Kultur und Sprache. Kein Zuhause, keine Heimat, kein Leben. Dennoch wird es weitergehen. Man kann seinem Leben nicht mehr Stunden geben, aber dem Leben schon. Ohne die fruchtbare Erde könnte nichts leben, sie ernährt alles, ohne sie gäbe es nichts. Alles bewegt sich im Kreis. Deshalb sollte man die Erde schützen und ehren. Er hoffte sehr, das Manitu sie beschützen und auf dessen Seite sein wird. Wusste, das sie keine Chance hatten, mit ihren Waffen gegen die Weißen zu kämpfen. Dazu waren sie zu schlecht ausgerüstet. Krieg bedeutete ihr aller Ende. Wusste, das es wichtig war, was die Bleichgesichter dachten, wie sie lebten und kämpften, um selber zu überleben. Er klopft seine Pfeife aus, blickte wieder ins Feuer bis seine Augen müde zufielen. Irgendwann wurde ihm kalt, das Feuer war erloschen. Er fand eine Decke, legte sich neben der Feuerstelle nieder und deckte sich zu und schlief tief und fest.

Auch Ashley hatte sich voller Stolz zurück gezogen. Viele Blicke der Krieger verfolgten ihren Gang durch das Lager. Trotzdem, ihre Sorgen waren groß. Ja, sie hatte hier eine neue Heimat gefunden, eine neue Zukunft. Auch sie wusste nicht auf alle Fragen eine Antwort. Hatte sie doch auch hier, nur einen Bruchteil von allem kennen gelernt. Sie wusste nicht was auf sie wartete und wusste nicht, wie lange sie fort bleiben würde und beschloss wachsam zu bleiben. Leise sang sie ihr bekannte uralten Lieder und warf Tabakblätter als Opfergabe ins Feuer. Früh am Tag stand sie auf. Flocht ihre langen Haare zu Zöpfen. Blickte in die Ferne und lies ihre Augen in die Runde gehen. Plötzlich wird alles anders sein. Zum ersten Mal wünschte sie sich die Zeit zurück drehen zu können und alles noch einmal von vorn beginnen zu lassen.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.06.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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