Peter Kröger

Körner

 

 

 

Körner war leichtgläubig und ermüdete schnell. In Hottbergers Eck spielten wir halsbrecherisch Grand ohne vier oder Null Ouvert Hand; manchmal verlor er, weil Hansen nicht bediente, dann wiederum verzählte er sich und verlor ein gewonnenes Spiel. Bei Frauen kam er an, das nervte uns, allein was nützte es. Er sprach sechs Sprachen, keine davon gut genug, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, keine gut genug, um ernsthaft zu streiten. Bis an sein Lebensende schuldete er mir Geld, heute denke ich, das schweißte uns zusammen. Vor Urzeiten waren es zwanzig Mark, später einigten wir uns auf zehn Euro, grob geschätzt, ein Handschlag genügte. Wenn ich heute Körners Grab auf dem Friedhof Heerstraße besuche, treffe ich meistens Renate, eine seiner zahlreichen Liebschaften und wir schweigen oder singen oder schunkeln stumm im Takt. Wenn ich gehe, sage ich „Tschüß Renate“ und „Bis morgen, Körner“, obwohl ich weiß, dass ich erst in drei Monaten wiederkommen werde. Aber Körner wird es glauben (ganz im Gegensatz zu Renate), und darauf kommt es an. Dann gehe ich und denke nichts. Renate soll schöne Grüße an alle bestellen, mit denen sie Kontakt hält, sie weiß schon, vielleicht fällt was ab für einen alten Zausel wie mich, man weiß nie. Das Geld habe ich abgeschrieben. Schon sitze ich wieder bei Hotte am Tresen (die arme Sau muss mitspielen), Hansen gibt und ich hebe ab.

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