Sandra Behrens

Lady`s Reise

Lady`s Reise

Lady ging aus der Haustür und sah sich erst einmal das Wetter an. Es sah gut aus – die Sonne schien, aber es war nicht zu heiß. So beschloss sie ihre tägliche Runde zu drehen.

Ihre Runde bestand aus 300 Meter die Straße entlang – dann ca. 200 m mal links mal rechts – dann ging es langsam auch schon wieder zurück nach Hause. Meistens will sie dann aber noch nicht reingehen, sondern sich lieber in den Schatten eines Baumes legen.  Oft bekam sie dann irgendwann Besuch von einem Nachbarn namens Kalle. Die meisten Nachbarn mochte sie nicht, aber mit Kalle kam sie gut aus.

Lady hatte eigentlich ein sehr schönes Katzenleben. Ihre Menschen verwöhnten sie und ließen ihr genügend Freilauf.

Auch heute wieder drehte sie eine Runde durch ihr Revier. Aber heute hielt auf einmal genau neben ihr ein Fahrzeug an. Gerade wollte sie weglaufen, da wurde sie gepackt und ins Auto gehoben. Dort steckte man sie in einen kleinen Käfig. Sie war gefangen.

Sie war verzweifelt. Was sollte sie nur tun. Sie jaulte und drückte ihre Schnauze gegen das Gitter, aber nichts half. Sie kam nicht heraus. Die Menschen machten nur die Musik lauter, die ihr schrecklich in den Ohren grollte.

Dann nach langer Fahrt hielt der Wagen vor einem Haus an und sie wurde herausgehoben. Die Haustür öffnete sich und sie wurde in das Haus gebracht. Dort wurde sie aus dem Käfig gelassen und in einen Raum gesperrt. Etwas später ließ man sie aus dem Raum raus. Die Menschen sprachen mit ihr, streichelten sie, gaben ihr Futter und Wasser und einen Platz zum Schlafen. Aber: es waren nicht ihre Menschen. Sie wusste, dass sich ihre Menschen große Sorgen machen würden und ihr fehlten sie auch.

So ging das einige Tage. Sie fraß nicht richtig und war sehr traurig. Sie mochte diese neuen Menschen nicht. Sie wollte nach Hause.

Und, eines Tages war es soweit. Die Tür war auf und niemand passte auf. Sie rannte sofort los – durch die Tür – in die Freiheit. Die Menschen rannten hinter ihr her, aber sie war schneller.

Nur, wohin sollte sie gehen. Alles roch unbekannt. Sie wusste nicht wohin. Also ging sie einfach drauf los. Tagelang ging das so. Sie fraß was sie fand und ab und zu erwischte sie eine Maus. Sie trank aus Pfützen und war immer müde und hungrig. Sie ging immer weiter in der Hoffnung bekannte Gerüche zu riechen. Vor den Straßen hatte sie besonders viel Angst, aber manchmal musste sie sie überqueren. Und eines Tages nachdem sie gerade eine Straße überquert hatte rief sie ein Kater von der anderen Straßenseite an. Sie drehte sich um und sah ihn. Kalle – es war tatsächlich Kalle. Sie freute sich so sehr, dass sie einfach loslief ohne auf die Autos zu achten. Kurz bevor sie die andere Seite erreichte fuhr ein Wagen so dicht an ihr vorbei, dass der Fahrtwind sie wieder zurückwarf auf die Straße. Als Kalle schrie: „lauf“ lief sie so schnell es ging los und schaffte es zu ihm zu kommen.

„Kalle“, rief sie und schmiegte sich an ihn.“ Ich bin so glücklich Dich zu sehen“. Kalle schnurrte und miaute: „ Ich habe Dich tagelang gesucht. Jetzt wird alles wieder gut“.

Sie erzählte ihm was passiert war und er war erschrocken, dass so etwas passieren konnte.

Gemeinsam liefen sie los. Kalle kannte den Weg. Unterwegs konnte sie Kalle zeigen wie man sich an Mäuse heranschleicht. Durch ihre tagelange Wanderung hatte sie das gelernt was sie vorher nur aus Spaß gemacht hatte.

Sie passten auf einander auf und abends suchten sie sich eine ruhige windgeschützte Ecke in der sie schliefen.

Eines Morgens wurden sie grob geweckt. Zwei zerzauste große Kater fauchten sie an: „Was macht ihr in unserem Revier“ fragten sie. Lady und Kalle sprangen auf und machten beide einen Buckel. „Wir sind nur auf der Durchreise“, sagten sie. „Wir wollen keinen Ärger. Wir sind gleich wieder weg.“ „Das wollen wir Euch auch raten“ , sagten die beiden Streuner. Schnell sprangen Lady und Kalle weiter.

Dann endlich kamen sie in vertrautes Gebiet. Sie sah schon das Haus ihrer Menschen. Sie rannte los und Kalle mit ihr. Vor dem Grundstück blieb sie stehen und rieb ihre Nase an seiner Wange. „Danke“ , sagte sie: „Wir sehen uns morgen“.

Schon als sie noch auf dem Weg zur Tür war wurde diese geöffnet und der kleine Mensch des Hauses rannte heraus und nahm sie auf den Arm. Sie war so glücklich und  ihr kleiner Mensch anscheinend auch. Endlich war sie wieder zuhause.

In Zukunft würde sie fremden Menschen und deren Autos noch mehr aus dem Weg gehen.

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.08.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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