Das Wetter drohte sich zu verändern, es wurde windig und stürmisch. Die Wolken zogen sich zu einem dunkelgrau zusammen. Die Umgebung war ringsherum völlig menschenleer geworden. Jetzt ist es ein Land wie für den Sturm geschaffen, mit Blitze die vom Himmel zur Erde fuhren und bekleidet von gewaltigem Donnergrollen. Man wusste, Unwetter richten zahlreiche Schäden an. Die beiden Reiter schlugen nun einen schärferen Ritt an um aus dem Prärietal zu kommen. Ungewohnt schweigsam waren die Freunde. Das Lager tauchte bald vor ihren Augen auf. Faul lagen die Hunde noch bei den Zelten. Die Pferde drängten aneinander, zuckten und juckten hin und wieder mit dem Fell, als ob sie den Wetterumschwung spürten. Einige Frauen standen zusammen und plauderten. Durch helles Jubelgeschrei der spielenden Kinder verursacht, die die Sichtung der Reiter meldeten, schaute man erstaunt auf. Ruhig, weder unaufmerksam noch neugierig blickte Abigail abwartend zu den Ankömmlingen. Salida trat aus dem Zelt. Sie wusste, wie sie sich zu verhalten hatte. Sie trug ein hellbraunes Lederkleid, das kunstvoll mit kleinen Glasperlen und gefärbten Stachelschweinsborsten bestickt war. Ihre Haare waren mit Bärenfett eingeschmiert und mit bunten Bändern geschmückt. Jung und anmutig. Fein gegliederte Hände, wie ihr ganzer Körper. Ihre Augen leuchteten geheimnisvoll. Ein tiefes Glücksgefühl erfüllte sie. Sie war eine begehrenswerte Frau und das wusste sie. Viele Blicke der Krieger verfolgten ihren Gang immer durch das Lager. Sie musste sich wie eine Häuptlingstochter verhalten, kein Schauspiel vor anderen Leute geben. Aber sie liebte Redmon, obwohl er vor einem halben Jahr das letzte Mal hier war. „ Vergiss es nicht. Ich warte auf dich,“ hatte sie ihm zum Abschied zugeflüstert. Nach der Begrüßung betrat nur Redmond das große Zelt. Akamos groß, dünn, trotzdem muskulös und wendig wie eine Wildkatze saß im Hintergrund, stand rasch auf und verabschiedete sich, mit dem Einwand- seine Freunde warten auf ihn. Eigentlich hatte er es satt, immer wieder gab Zwietracht wegen seiner und des Stammes Zukunft. Unterdessen suchte Heika direkt den Medizinmann auf. Er war erneut erkrankt. Erst Schmerzen, dann Fieber und Erbrechen welche kamen und gingen. Man schickte nach Ashleys Großmutter. Sie kennt sich sehr gut mit Kräutern aus. Weiß wie man sie untereinander unterschiedet und findet, sowie zu welcher Krankheit welches Kraut verwendet wird. Ohne Widerspruch blieb Heika gleich bei den alten Mann. Abigail bot Redmon einen Platz am Feuer an. Bat dann auch Salida zu gehen. Er trug noch Zöpfe nach alter Indianersitte und studierte noch ein Schreiben, was neben ihm lag. Las Wort für Wort. Er hatte langjährige Erfahrung mit der englischen Sprache, der Schrift und dem englischen Denken. War deswegen für Neuigkeiten und Nachrichten verantwortlich. Jetzt sah er fragend auf und begann dann zu sprechen. „ Wir haben dieses Schriftstück erhalten, mit der Botschaft - Help to help themselves - Ich weiß sehr wohl was diese Worte bedeuten und bewirken. Aber die Erfahrung zeigt uns, wenn Buchstaben zu Menschen wurden, begannen all die Schwierigkeiten. Davon können wir selbst ein Lied singen. Leider bekommen wir keine Gelegenheit aus unseren Fehlern zu lernen. Wir sind entmündigt. Sind wir keine Menschen?“ Redmon schaute vor sich hin. „ Ich kenne manch Argument. Aber leider liegt es daran, das ihr Indianer sehr viel gutes Land an die Weißen verkauft habt. Jetzt gibt es nur noch dürren Boden mit wenig oder gar schlechtes Wasser für euch. Die Folge, falsche Ernährung. Viele von euch sind unterernährt und die meisten krank.“ Abigail nickte. „ Ja, unser Land ist sehr abgelegen. Aber sogar das uns versprochene Vertragsgeld wird uns vorenthalten. Und können nicht einmal über das, was wir bekommen entscheiden. Obwohl wir Indianer in diesem Staat Bürger und Soldaten sind. Man hat zwar Schulen gebaut und unsere Kinder können etwas lernen. Auch sind wir nicht steuerpflichtig. Aber ihr habt unser Land genommen und uns vieles versprochen. Was ist mit den Milliarden die nach außerhalb gehen. Es ist unser eigenes Geld, damit könnte man hier im eigenen Land viel mehr Gutes tun.“ Es trat eine Pause ein. Um Abigail Mundwinkel erschien ein abfälliger Ausdruck und schaute Redmon schweigend an. „ Wie es aussieht liegt es wieder an den Wilden, den Besiegten und Beraubten etwas zu ändern… Die Weißen haben zu Gesprächen eingeladen, im Fort Du Ququesne. Der hohe Rat hat vor einigen Tagen getagt. Ashley wurde ausgewählt. Sie ist mit einer Gruppe Krieger zum Ford Du Ququesne aufgebrochen.“ „ Waas? Ist sie nicht zu jung und unerfahren für diesen Job? Heika wird nicht darüber erfreut sein.“ „ Uns bleibt nichts anderes übrig, wir müssen uns alleine zu helfen wissen. Auch wenn Ashley seit einigen Jahren hier lebt, ist sie doch eine von euch. Mach dir keine großen Sorgen, ich bin sicher sie wird die Vernunft walten lassen und kein großes Risiko eingehen. Heika ist frei wie ein Vogel, ist mal hier dann dort und wird ja immer noch gesucht. Ein wichtiger Friedensvertrag soll im Fort Du Ququesne mit den dort lebenden Indianerstämmen abgeschlossen werden. Er ist also wichtig für uns. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Wir stehen zu unseren Wort. Sicher, was mit meinem Volk geschah und sicher noch weiter geschieht, findet bis heute keinen gesetzlichen Richter. Eine Änderung kann nur erfolgen, wenn sich etwas im Gewissen der Menschen rührt. „ Meinst du?“ „ Unsere Nachkommen werden lernen und verstehen müssen, was alles vor etlichen Jahren, auf den Schultern eines Stammes lastete. Anders als unsere Ahnen, werden sie mit dem Wandel und Bedrohung besser umgehen können. Der Kampf um unser Land steht im Mittelpunkt unseres Daseins, so wie es in den letzten Zweihundert Jahren gewesen ist. Ist das Land verloren, dann sind auch wir verloren.“ Salida trat mit einen frisch gebratenen Fasan ein, der vorzüglich zubereiteten war. Da alles vorerst gesagt war, gab es keine weitere Worte mehr. Nach dem Essen zog sich Abigail zurück, um nach Heika zu sehen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2022.
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