Rüdiger Jagsteit

Der Sadoccino

Ich bin leidenschaftlicher Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel.
Mich entspannt das größtenteils total, oft habe ich ein Buch oder
eine Zeitung in der Hand und so ist die etwa einstündige Fahrt
zur Arbeit keine große Sache. Meinen 15 minütigen Zwischenstopp
benutze ich dazu, mir einen "Cappuccino to go" zu genehmigen.
Den Genuss steigert dabei eine Zigarette und ja, man könnte fast
schon von einem Ritual sprechen.
Trotzdem gibt es bei der ganzen Geschichte einen Wermutstropfen,
der mir gelinde gesagt echt auf die Nerven geht. Ich trinke meinen
Cappuccino halt gerne leicht gezuckert und so bleibt es nicht aus,
sich zum Umrühren mit einem flachen Plastikstäbchen zu bewaffnen.
Diesen direkt nach Benutzung zu entsorgen, wäre eine Katastrophe
für mich, denn ich liebe es, den verbleibenden Milchschaum mit dem
vorher über gestreuten Kakaopulver förmlich aus dem Becher
herauszukratzen.
Während ich also vor mich hin schlürfe, verbleibt dieses Stäbchen
am inneren Becherrand, wo es nach recht kurzer Zeit durch den
kühler werdenden, gezuckerten Milchschaum schlichtweg festklebt.
So stößt in Momenten der Gedankenlosigkeit dieses Ding beim Trinken
gegen meine Brille. Gut, sie hat in dieser Situation natürlich eine
schützende Funktion für meine Augen, daher würde ich das Absetzen
meiner Sehhilfe vermutlich bereuen. Trotzdem regt mich das auf.
Meine andere Hand hält die Zigarette und so gibt es keine Möglichkeit,
der Berührung mit der Brille oder anderen Gesichtsbereichen auszuweichen.
Egal an welcher Stelle sich dieses kleine Mistvieh befindet.
Stellt man sich mal das Becherrund wie eine Uhr vor, besteht eher die
Möglichkeit, sich das Ganze bildlich vorzustellen. Steht das Stäbchen
zwischen neun und elf oder zwischen eins und drei... Brille!
Zwischen elf und eins... Stirn! Tut weh. Eine Position zwischen drei
und neun macht das Trinken gänzlich unmöglich, denn hier pikst
das Ding nicht nur in die Wange oder ins Kinn, sie macht das Erreichen
des Becherrandes gar nicht erst möglich. Genauso wie Zigarette und
Stäbchen in der linken Hand zu halten. Total bescheuert.

Ich kann mich da nur mit dem Song eines deutschen Liedermachers
trösten:
"Ich wäre gern der erste Genmutant, mit einer dritten Hand."

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