Klaus-Peter Behrens

Artefaktmagie, Teil 56

Das Klirren der aufeinander prallenden Waffen hallte über den stillen See. Der Ulog und Glyfara standen sich mit gezückten Schwertern auf der schmalen Brücke gegenüber und kämpften um jeden Fußbreit Boden. Mit wuchtigen Schlägen drang der kräftige Dämon auf seine viel schmächtigere Gegnerin ein, die es jedoch verstand, die Gewalt der brachialen Hiebe geschickt abzulenken und ihre Position zu halten. Erstaunen breitete sich auf dem Gesicht des Ulogs aus, als er sich eingestehen mußte, daß er es hier mit einer ebenbürtigen Gegnerin zu tun hatte. Mühsam darauf bedacht, auf der schmalen Brücke nicht das Gleichgewicht zu verlieren, hatte er nun seinerseits Schwierigkeiten, der flinken, wie eine Schlange zustoßenden Schwertspitze seiner Gegnerin zu entgehen. Das verärgerte Knurren seiner Gefährten in seinem Rücken machte die Sache auch nicht besser.

Indessen sah Michael sich verzweifelt nach einer Möglichkeit um, wie er Glyfara helfen könnte. Die Brücke war nicht breit genug, um zwei Kämpfern nebeneinander Raum zu bieten. Neben ihm knurrte der Wühler ungehalten und bleckte die Zähne, während Gelon zehn Schritt in ihrem Rücken in tiefe Trance versunken war. Michael hätte darauf gewettet, daß der Magier von dem Kampf noch gar nichts mitbekommen hatte. Hochaufgerichtet stand er direkt vor dem Monolithen. Seine Finger umklammerten das Artefakt während unentwegt ein Strom von Beschwörungsformeln über seine Lippen quoll. Farbige Lichter tanzten um seinen Körper herum, bevor sie auf den Monolithen übersprangen und dort in Wellen über das Gestein in die Höhe bis zur Spitze glitten, wo sie in blendenden Blitzen den Nachthimmel erhellten. Selbst auf diese Entfernung konnte Michael das Prickeln der Energie verspüren, die der Magier heraufbeschwor. Mit dem unangenehmen Gefühl im Magen, daß die eigentliche Gefahr nicht von den Dämonen auf der Brücke sondern diesem unheimlichen Monolithen ausging, wandte er den Blick ab, um etwas zu suchen, womit er Glyfara helfen konnte. Ein paar Schritt entfernt entdeckte er zwei Faust große Felsstücke, die sich im Laufe der Zeit durch Erosion aus dem Monolithen gelöst hatten. Hastig eilte er hinüber und wog ein Felsstück prüfend in der Hand. In der fünften und sechsten Klasse hatte er eine Weile Handball gespielt und sich zu einem relativ guten Werfer entwickelt. Die Bälle waren zwar leichter, aber er auch kleiner und schwächer gewesen. Es wäre interessant herauszufinden, wie gut er noch zielen konnte. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht hob er auch das zweite Felsstück auf und rannte zurück zur Brücke, wo noch immer der Kampf hin und her wogte. Inzwischen hatte Glyfara an Boden verloren, so daß die nachdrängenden Dämonen jeden Moment auf das umlaufende Felsplateau gelangen konnten. Michael zwang sich zur Ruhe und suchte sich eine gute Wurfposition am Ufer aus. Dann stapelte er die Felsstücke sorgfältig vor sich auf und griff sich das erste Wurfgeschoß. Er atmete zweimal tief ein und aus, konzentrierte sich auf sein Ziel und blendete alles andere aus, dann warf er das Felsstück mit aller Kraft, zu der er fähig war.

 

Die drei heranpreschenden Ulogs füllten den Horizont aus. Eine unabänderliche Woge aus Muskeln und Waffen, die auf den hilflosen Zwerg zurollte und ihn jeden Moment zerschmettern würde.

Noch zweihundert Schritt.

Aufs höchste angespannt, nahm Grimmbart jede Bewegung auf der Suche nach einem Ausweg in sich auf. Das Spielen der Brustmuskeln der gewaltigen Streitrösser, das Wippen der leicht nach unten geneigten Lanzen, als zu seiner Verwunderung der vorderste der Ulogs plötzlich in seinem Sattel zusammensank. Im selben Moment grub sich seine Lanzenspitze in vollem Galopp in den lehmigen Boden und katapultierte den Krieger aus dem Sattel, direkt vor die Hufe der dicht nachfolgenden Streitrösser, während sein eigenes Pferd ins Straucheln geriet. Ohne im Tempo innezuhalten oder auszuweichen trieben die verbliebenen Ulogs ihre Pferde weiter an. Die schwer beschlagenen Hufe zerschmetterten den hilflos darliegenden Kameraden zu ihren Füßen, während sie unbeirrt auf den unbewaffneten Zwerg zuhielten.

Noch hundert Schritt.

Grimmbart machte sich bereit. Seit dem Sturz des Dämonen waren noch keine drei Sekunden vergangen, aber die waren ihm wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen. Nun entdeckte er aus den Augenwinkeln plötzlich die Ursache für das abrupte Abtreten des Ulogs.

Ein Reiter stürmte seitwärts im wilden Galopp heran.

Stahl blitzte in seinen Händen, der im nächsten Moment auf die Gegner geschleudert wurde. Neue Hoffnung durchflutete Grimmbart, als ein weiterer Gegner tödlich getroffen von seinem Reittier stürzte. Sein Retter mußte ein wahrer Meister der Wurfklinge sein, ging es Grimmbart bewundernd durch den Kopf, dann war der verbliebene Gegner auch schon heran. Die tückische Lanzenspitze glitzerte im fahlen Mondlicht. Unbeirrt wies sie auf Grimmbarts Brust der unbewegt stehen blieb, als würde er sich dem Schicksal ergeben, das in Gestalt eines muskelbepackten, bösartig grinsenden Ulogs heran gerast kam. Das Grinsen verging dem Ulog allerdings, als er mit ansehen mußte, wie sein vermeintlich wehrloses Opfer mit unglaublicher Geschwindigkeit im allerletzten Moment den Körper präzise zur Seite drehte, so daß die Lanzenspitze ihn nur um ein paar Zentimeter verfehlte. Zugleich schlossen sich blitzschnell zwei stahlharte Pranken um den hölzernen Lanzenschaft und rissen ihn nach unten ins Erdreich. Gerade noch rechtzeitig ließ der Ulog los, da ihm anderenfalls das gleiche Schicksal wie sein Kampfgefährte ereilt hatte. Befriedigt, wieder eine Waffe in den Händen zu halten, zog Grimmbart die Lanze aus der Erde, wobei er seinen Gegner nicht aus den Augen ließ. Der hatte hundert Schritt entfernt sein Pferd gewendet und starrte Grimmbart nun seinerseits haßerfüllt an. Seine rechte Hand glitt über die Schulter auf den Rücken zu den dort kreuzweise befestigten Schwertern. Im selben Moment brachte Grimmbarts geheimnisvoller Retter sein Pferd neben dem Zwerg abrupt zum Stehen, der erschrocken einen Schritt zur Seite sprang. Er war derart auf den Gegner fixiert gewesen, daß er den tapferen Reiter vollkommen vergessen hatte. Als er jedoch erkannte, wer auf dem nachtschwarzen Rappen thronte, stand ihm der Mund vor Staunen offen.

Glaubst du immer noch, daß ich im Ernstfall daneben werfe?“, fragte Taren mit leicht spöttischen, selbstsicheren Tonfall. Ihre Augen verrieten jedoch, daß es in ihrem Inneren ganz anders aussah. Grimmbart kam nicht mehr dazu, hierauf zu erwidern, denn in diesem Moment preschte der Ulog schwer bewaffnet heran.

Bring dich in Sicherheit!“, brüllte Grimmbart nur noch, während er sich bereits mit seiner Lanze positionierte, aber Taren dachte gar nicht daran. Ihre bisherigen Erfolge ließen sie leichtsinnig werden. Wie von Zauberhand tauchten zwei Wurfmesser in ihren Händen auf, dann trat sie dem Rappen auch schon in die Seite und sprengte dem angreifenden Ulog entgegen.

Einer muß ja auf dich aufpassen“, war das letzte, was Grimmbart von ihr hörte.

 

Steig auf!“

Die tiefe, gutturale Stimme durchdrang langsam Arums vernebelte Sinne. Erstaunt hob er den Kopf und glaubte im ersten Moment, einen der gefürchteten Reiter vor sich zu haben. Haß durchflutete ihn augenblicklich und ließ ihn auf die Füße springen, dann erkannte er jedoch seinen Irrtum. Auf dem Pferd saß ein Riese, ein Mann aus Stein, wie der Bärenclan die gefürchteten Krieger bezeichnete und streckte ihm seine rechte, ausgestreckte Pranke entgegen. Nun entdeckte Arum auch Sid, der ein gutes Stück abseits auf seinem Bären saß und ihm mit einem bitteren Zug auf dem Gesicht zunickte. Offenbar wollte er seine Bären nicht zu nah an den getöteten Kameraden heranlassen, da er nicht einschätzen konnte, wie er reagieren würde.

Du bist verletzt. Wir werden dich in Sicherheit bringen“, brummte Grüneich. Arum schüttelte langsam den Kopf.

Mein Platz ist hier.“

Hier wirst du sterben.“

Und wenn schon. Er mußte auch sterben.“

Unsinn!“

Grüneichs Stimme wurde allmählich ungeduldig. Um sie herum tobte eine Schlacht, und er mußte mit diesem starrköpfigen Bärenreiter über seine Rettung diskutieren. Am liebsten hätte der Troll sich den widerspenstigen Bärenreiter einfach gegriffen und über sein Pferd gelegt, aber der Reiter war verletzt, und da war Vorsicht angebracht. Er würde einen letzten Vorstoß versuchen. Sollte er dann nicht mitkommen wollen, konnte Grüneich das auch nicht ändern und würde seinen Wunsch respektieren.

Dein Bär hat für dich gekämpft. Er ist gestorben, damit du weiter leben kannst. Soll dieses Geschenk umsonst gewesen sein? Willst du diese letzte Gunst der Zuneigung einfach wegwerfen? Hier ist meine Hand. Ergreife sie und kämpfe weiter wie ein Krieger, so, wie es dein Gefährte gewollt hätte, oder gib auf, wie ein Feigling.“

Die ausgestreckte Pranke des Trolls zielte direkt auf Arums Gesicht, in dem sich die unterschiedlichsten Empfindungen widerspiegelten. Seine Hand strich liebevoll über den Bärenschädel, als er innerlich eine Entscheidung traf.

Es tut mir leid“, flüsterte er. Dann raffte er die Schultern und ergriff die Pranke des Trolls. „Ich bin bereit.“

Wurde auch Zeit“, brummte Grüneich und zog ihn mit einem Ruck auf den Rücken seines Pferdes, als würde der stämmige Bärenreiter nicht mehr wiegen, als ein dreijähriges Kind. Dann nickte er Sid zu, der erleichtert aufatmete, auch wenn ihm bewußt war, daß sie noch lange nicht in Sicherheit waren.

 

Das Wurfgeschoß verfehlte den Kopf des Ulogs nur um ein paar Millimeter. Irritiert zuckte sein Kopf zur Seite, so daß ihn das zweite Wurfgeschoß nur sacht streifte. Die Ablenkung genügte jedoch, um Glyfara den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Wie eine Viper zuckte ihr Schwert vor und traf den Ulog unterhalb des unteren Rippenbogens. Blut schoß fontänengleich aus der klaffenden Wunde, als Glyfara ihr Schwert mit einem Ruck herauszog. Aber der Ulog war noch nicht am Ende. Ein wütendes Brüllen scholl über den See, begleitete von dem Klirren des aufeinander prallenden Stahls. Beeindruckt mußte der schwer verletzte Ulog sich eingestehen, daß sein Gegenüber die Klinge zu führen verstand. Trotzdem war er überzeugt davon, sie immer noch besiegen zu können. Der Schlagabtausch wurde schneller. Glyfara focht nun wie ein Derwisch, gleichwohl mußte sie unter den niederprasselnden Hieben zurückweichen. Fuß für Fuß verlor sie an Boden.

 

Betäubt mußte Grimmbart mit ansehen, wie Taren ihrem Feind entgegensprengte. Ihre Hände schleuderten die Messer mit einer Präzision und Schnelligkeit, die Grimmbart nur bewundern konnte, aber trotzdem hatte sie keine Chance. Ihr Gegner war ein ausgebildeter Soldat, ein Krieger, der gelernt hatte, sich mit ganz anderen Gegnern auseinanderzusetzen, und diesmal war der Vorteil der Überraschung nicht mehr auf ihrer Seite. Das Schwert des Ulogs wob ein stählernes Schild, das die Wurfklingen harmlos ablenkte, dann prallten die ungleichen Gegner aufeinander. Taren, die erkannte, daß sie dem Gegner nicht gewachsen war, rutschte im letzten Moment in Zirkusmanier seitlich aus dem Sattel, um dem zustoßenden Schwert des Ulogs auszuweichen, aber ihr Gegner war zu schnell. Der tödliche, auf den Unterleib gezielte Stich traf zwar nicht mehr das anvisierte Ziel, dafür aber ihre linke Seite. Ein unvorstellbarer Schmerz brandete durch Tarens Körper und paralysierte sie. Kraftlos entglitten die Zügel ihren Händen, und in der nächsten Sekunde stürzte sie von ihrem Pferd. Sich mehrfach überschlagend, schlug auf der feuchten Erde auf und blieb schwer verletzt liegen. Grimmbarts Verzweiflungsschrei hallte bei diesem Anblick über das Schlachtfeld. Die Knöchel seiner Hände traten vor Haß weiß hervor, so fest umschlossen sie den Lanzenschaft, dessen Spitze der Zwerg auf den heranpreschenden Reiter ausrichtete. Eine Woge der Verzweiflung spülte über ihn hinweg. Wie ein Automat rammte er das Ende des Lanzenschafts im letztem Moment in den Boden und richtete die Spitze nun auf den Brustkorb des heranpreschenden Pferdes statt auf dessen Reiter aus.

Dieser erkannte die Gefahr einen Augenblick zu spät.

Im vollen Galopp rannte sein höllisches Reittier in die Lanze, die bei dem Aufprall zerbrach und katapultierte den Ulog über den Kopf des zusammenbrechenden Tieres hinweg. Hart schlug er auf den Boden auf und überschlug sich mehrfach. Trotzdem war der Ulog noch lange nicht kampfunfähig. Benommen, aber bereit, weiter zu kämpfen, wollte er sich gerade wieder erheben, als ihn der Tritt eines ledernen Kampfstiefels mit aller Kraft ins Gesicht traf und wieder rückwärts zu Boden schickte. Als sich sein Blick wieder klärte, sah er ein bärtiges Gesicht über sich schweben. Aus den dunklen Augen des Zwergs sprühte der nackte Haß. Wie zwei Schraubzwingen schlossen sich seine Hände um den Kopf des Ulogs.

Das hättest du nicht tun sollen“, knurrte Grimmbart in ohnmächtiger Wut und spuckte ihm ins Gesicht. Dann riß er den Kopf des Ulogs mit einem Ruck zur Seite und hörte befriedigt, wie sein Genick brach.

 

Gelon fühlte, wie die Magie einem Feuer gleich in seinem Inneren brannte. Jede einzelne Nervenbahn schien in Flammen zu stehen, und vor seinen Augen führten feurige Lichter einen wilden Reigen auf, die alles andere um ihn herum auslöschten. Generationen vor ihm hatten das Wissen zum Beschwören der uralten Magie erlernt, weitergegeben und darüber spekuliert, wie es wäre, die uralten Kräfte anzuzapfen. Aber all diese uralten Aufzeichnungen und düstere Vermutungen hatten nur an der Oberfläche der Realität gekratzt. Die Wirklichkeit stellte sie alle in den Schatten. Die heraufbeschworene Magie glich einer gigantischen Lawine, die ihn jederzeit auslöschen konnte, wie eine Kerze im Wind. Unaufhaltsam. Emotionslos.

Ein wenig kam sich Gelon vor wie ein Mann, der von einem reißenden Fluß ein wenig Wasser auf seine Felder umleiten möchte und sich statt dessen plötzlich einem drohenden Dammbruch gegenüber sieht, den er mit bloßen Händen aufzuhalten versucht. Es glich einem Himmelfahrtskommando. Kein Wunder, daß die alten Schriften eindringlich davor gewarnt hatten, das Ritual nur dann zu vollziehen, wenn der Untergang unausweichlich schien.

Und dies war nicht die einzige Gefahr.

Tief in seinem Unterbewußtsein spürte Gelon, daß ihnen auch aus anderer Richtung Gefahr drohte, aber verglichen mit der Gefahr unkontrollierter Magie verblaßte sie zu einem Nichts. Schweiß perlte auf seiner Stirn, als er unermüdlich die Beschwörungsformeln von sich gab, die er sein ganzes Leben lang studiert hatte und die ihn zum Katalysator machten für die Magie, die er heraufbeschwor.

Wie die Lava in einem Vulkan stieg die Magie nun langsam aber stetig aus den Tiefen der Erde zu ihm hinauf, sprang über ihn auf den Monolithen über und begann die Macht zu entfalten, die seine Vorfahren vor Urzeiten schon einmal heraufbeschworen hatten, um die Grenze zur Welt ihrer Gegner unüberwindbar zu machen. Nie zuvor in seinem Leben hatte Gelon es mit einer derart starken Präsenz der Magie zu tun gehabt. Die Ströme tief unter der Erde waren an dieser Stelle gewaltig, gigantisch und glichen eher einem Ozean als einem magischen Fluß. Verglichen mit den magischen Strömen, die er im Kampf gegen die Kobolde angezapft hatten, waren diese nur ein trauriges Regenrinnsal gewesen, und doch hatten sie unter anderem genügt, das Feuer der Erde heraufzubeschwören. Was würde erst passieren, wenn er die ganze Macht dieser Ströme mit dem Aufsagen der letzten Formel entfesseln würde? Würde wirklich alles so ablaufen, wie es die alten Schriften verkündeten, oder würde er statt dessen das Ende der Welt über sie alle heraufbeschwören. Er wagte nicht, darüber nachzudenken.

 

Der Wandler verspürte zum ersten Mal in seinem Leben nackte Furcht. In höchstem Maße besorgt schritt er auf dem Hügel hoch über der tobenden Schlacht hin und her, während sein Blick immer wieder zu den Bergen im Norden wanderte. Die Ankündigung der Macht, die aus den Tiefen der Erde aufstieg, spürte er in jeder Faser seines Körpers. Anscheinend war es seinen Gegner doch noch gelungen, das Artefakt unbemerkt an den Ort seiner Entstehung zu bringen.

Aber was war mit seinem Stoßtrupp passiert. Hatten sie versagt?

Dann war diese Schlacht, ja sein ganzer Plan gescheitert. Seine Hände zitterten bei dem Gedanken, wie er dies dem Fürst der Dunkelheit erklären sollte. Das Schreien der sterbenden Krieger weit unter ihm gemahnte ihn an die Ensetzensschreie der Unglückseligen in den Verliesen, und diese hatten den Fürsten weit weniger enttäuscht. Zumindest würde er es so sehen. Hilflos ballte der Wandler die Klauen, während sein Blick über das Schlachtfeld glitt. Die Bruderschaft war im Begriff zu verlieren. Auf breiter Front hatte sich der Kampf auf die Zinnen der Burg verlagert, wo seine Kämpfer immer mehr die Oberhand gewannen. Sein Blick glitt weiter und erfaßte das letze Aufgebot seiner Gegner, die Ausfalltruppe, die dabei war, aufgerieben zu werden.

Der Sieg war zum Greifen nah. Allerdings nützte er ihm nichts, wenn ihm nicht zugleich das Artefakt in die Hände fallen würde. Es war zum Verzweifeln. Ein kalter Wind kam von Norden her auf und ließ den Wandler schaudern, als würde er die Botschaft des Untergangs mit sich führen. Zumindest würde er nicht alleine zugrunde gehen, dafür würde er sorgen. Mit einem Kopfnicken befahl er seinen Adjutanten, einen hageren, von vielen Kämpfen gezeichneten Dämonen zu sich, der sogleich den kahlen Kopf unterwürfig neigte, so daß der Wandler nur seine spitz zugefeilten, gebogenen Hörner zu sehen bekam.

Gib den Befehl weiter, daß sie ihre Bemühungen verdoppeln müssen, wenn sie nicht in den Verliesen enden wollen, denn die Zeit rennt uns davon.“

Der Dämon schlug sich mit der rechten, geballten Faust dreimal auf die Brust und rannte wie von Furien gejagt davon. Zufrieden sah ihm der Wandler hinterher. Die Aussicht, in den Verliesen des Fürsten zu enden, würde bei den Kriegern für die nötige Motivation sorgen. Sollte er an dieser Stelle scheitern, würde er zumindest berichten können, daß die Bruderschaft ausgelöscht war und ihnen nie mehr im Weg stehen würde. Vielleicht würde ihn das vor einem unrühmlichen Ende in den Verliesen bewahren. Vielleicht.

Wird fortgesetzt, versprochen, ich denke nur leider zu selten daran...

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Klaus-Peter Behrens).
Der Beitrag wurde von Klaus-Peter Behrens auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.09.2022. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Klaus-Peter Behrens als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Rebel Crusade 2. Dunkler Schatten von Werner Gschwandtner



Im zweiten Band seiner Trilogie beschreibt Werner Gschwandtner den Angriff einer unbekannten Macht auf die Menschheit.

In seinem spannenden Science-Fiction-Roman verwirklicht der Autor seine Vorstellungen vom 6. Jahrtausend. Der Leser gewinnt Einblicke in die künftige Technik und wird gepackt von der Frage, ob die Menschen die Konfrontation mit dieser gewaltigen Bedrohung und den vernichtenden Angriffen überstehen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Fantasy" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Klaus-Peter Behrens

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Artefaktmagie, Teil 24 von Klaus-Peter Behrens (Fantasy)
Das Abenteuer LEBEN! von Heidemarie Rottermanner (Fantasy)
Die Hilfe der Sophie von Pit Staub (Lebensgeschichten & Schicksale)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen