Gisela Welzenbach

Kommunikation damals in 70er Jahren

In den 70er Jahren fand ich es toll, ein Tonbandgerät zu besitzen.

Als ich vierzehn wurde, bekam ich zum Geburtstag mein erstes kastenförmiges Tonbandgerät mit Kassette und Mikrofon. Und ich war total dankbar, dass ich dann zu Weihnachten und bei weiteren besonderen Gelegenheiten Batterien für mein Tonband geschenkt bekam. Denn schließlich war mein Taschengeld doch noch sehr beschränkt. Und als ich mit Herbst 1972 meine Ausbildung bei der Stadtverwaltung München begann, verdiente ich auch noch recht wenig. Ich war unglaublich stolz auf mein Tonbandgerät und nahm damit nicht nur meine Lieblingslieder aus der Hitparade auf, sondern schrieb auch einen Kurz-Krimi, den ich auf Tonband aufnahm.

Darsteller waren meine Tante Friedl (sie musste das Dienstmädchen spielen), die gerade auf Besuch war, meine Eltern und ich als Kommissar. Der gar abscheuliche Mord an der Frau Gräfin (meine Mutti) musste aufgeklärt werden. Das hat der Kommissar (also ich) mit Bravour getan. Der Mörder war der Liebhaber (mein Vati), der an das Geld der Frau Gräfin wollte.

Jedem in der Familie hielt ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Mikrofon unter die Nase samt Besuch, wenn einer kam. Und diese mussten in das Mikrofon singen. Meine beste Freundin Katrin, mit der ich praktisch fast täglich während unserer Teeniezeit zusammen war, hatte auch ein ähnliches Tonbandgerät wie ich.

Sie spielte die Schlager ab und auf meinem Tonband nahm ich unseren Gesang dazu auf. Klang oft gar nicht mal schlecht.

Auch meine jüngeren Geschwister mussten „herhalten“. Es hat ihnen aber viel Spaß gemacht, ihre Kinderlieder zu singen oder auch Schlager, die sie schon konnten.

Da meine Schwester damals wie heute sehr musikalisch ist - sowie auch ich - und sie zudem Gitarre spielt, haben wir – als sie dann älter war – zusammen etliche Lieder gesungen und aufgenommen. Sehr schade, dass sie nie veröffentlicht wurden!

Manchmal kam es leider vor, dass eine besonders geliebte Kassette mit den von mir aufgenommenen Hits zu streiken anfing. Das eine oder andere mal gab es dann einen richtigen „Bandsalat“, weil die Kassette im Gerät hängenblieb. Mit großer Vorsicht pfrimelte ich die Kassette aus dem Tonband heraus und versuchte mittels eines Stiftes, das Band wieder in die Kassette zurück zu drehen. War ein Band zerrissen, klebte ich die entsprechende Stelle mit Tesafilm zusammen. Manchmal klappte es, manchmal auch nicht und ich war stinksauer! Bei solchen Fieselarbeiten versagte aber so manches mal meine Geduld und die Kassette mit dem Bandsalat flog in die Ecke!

Heutzutage gibt es I-pod, I-phone, Computer, Internet etc.. Ehrlich gesagt bin ich heilfroh, dass es das in meiner Jugendzeit noch nicht gegeben hat. Was wäre mir wohl da alles entgangen. Vermutlich wäre ich die meiste Zeit vor dem Computer gehockt und hätte im Internet gesurft oder was auch immer. Die schönen Erinnerungen an meine Jugendzeit, die mir so kostbar sind, gäbe es dann nicht. Natürlich würde ich dann auch nichts vermissen.

Handys gab es natürlich auch noch keine, sondern nur das gute alte Festnetz-Telefon. Habe oft stundenlang mit Freundinnen und Freunden telefoniert und das alles für damals 0,20 Pfennige. Das waren noch Zeiten. Verabredungen klappten in der Regel sehr gut, wann und wo man sich treffen wollte. Wenn das Telefon klingelte, war es meistens für mich und meine Eltern meinten, sie hätten das Telefon wohl nur für mich angeschafft.

In der Stadt verteilt standen damals die gelben Telefonhäuschen bestückt mit dicken Telefonbüchern. Manchmal bildete sich eine Schlange vor den Telefonhäuschen, wenn mal wieder jemand drin stand, der endlos quatschte. Am liebsten hätte man diese Person dann gerne gewaltsam rausgezogen. Aber manchmal begnügte man sich damit, die Tür zur Kabine zu öffnen und ordentlich zu schimpfen wie z.B.: „Ja Herrschaftszeiten, wia lang dauert denn des no?“ Stand das Telefonhäusl im Freien und nicht in den Untergeschossen zur U-Bahn, war es besonders "spaßig", draußen zu warten, wenn es in Strömen regnete.

Praktisch ist heute, dass man sich schnell E-Mails schreiben kann oder noch schneller eine Whats App. Doch das Briefe schreiben früher hatte auch seinen Reiz. Da freute man sich, wenn ein Brief und nicht nur eine Rechnung im Briefkasten landete oder durch den Türschlitz fiel. Besonders dann, wenn es ein romantischer Liebesbrief war, der herbeigesehnt wurde. Man freute sich über Geburtstags- und/oder Weihnachtskarten und Karten vom Urlaub. Da fing der Morgen schon ein bisserl spannend an in der Erwartung, was der Postbote wohl in seinem Posttascherl dabei hat. Die Postboten trugen noch Uniform und Schirmmütze und waren für ihren jeweiligen Abschnitt in den Stadtvierteln zuständig. Oft war dieselbe Person für einen langen Zeitraum in ihrem Wirkungskreis unterwegs. Unser Postbote war für uns wie ein alter Bekannter und für ein kleines Schwätzchen war des öfteren mal Zeit. Die hat er sich einfach genommen. Des war doch wirklich no recht griabig.

Gisela Welzenbach

 

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