Günter Weschke

Das Hexenhäusel

Das Hexenhäusel

Das Dorf in dem ich aufwuchs war klein, sechs Höfe, rundherum Acker und viel Wald.
Die alte Dorfstraße führte bis zum Wald, um dann nach rechts abzubiegen, kurz vor dieser Abbiegung, stand etwas abseits, ein altes, kleines Haus.
Der Garten vor dem Haus war verwildert, was aber gut für all die kleinen Käferlein, Falter und Insekten war, denn hie hatten sie Schutz vor vielen ihrer Feinde.
Wilde Rosen und viele andere Blumen, fühlten sich sehr wohl und wuchsen und gedeihten, um auch mit ihren wilden Düften, ihr Wohlbefinden zu zeigen.
Vor dem Häusel stand eine alte Bank und auf der saß an warmen Tagen, oft eine alte Frau, in eine Decke gehüllt saß sie da, mit geschlossenen Augen genoss sie die angenehme Wärme.
Wir Kinder nannten das Häusel immer nur Hexenhäusel.
Einmal in der Woche kam eine Frau, die ihr beim Hausputz zur Seite stand, auch für sie kochte.

Eines Tages hielt ein Auto vor dem Häusel, ein großer, stattlicher Mann stieg aus, öffnete das Gartentürlein und ging auf die Frau zu, die auf ihrer Bank saß, noch immer mit geschlossenen Augen.
Er beugte sich leicht zu ihr herab, berührte ihre Schulter und sagte: “Hallo, Mama!”
Voller Freude stand sie auf, ihr Sohn nahm sie in seine Arme und hielt sie fest, so standen sie lange Zeit zusammen.
Es war eine Veränderung in ihr vorgegangen, ihre Augen strahlten, ihre Wangen waren leicht gerötet und immer wieder streichelte sie über sein Gesicht.
Dann setzten sich beide auf die Bank, die Mutter lehnte ihren Kopf an seine Schulter, er umfasste sie, streichelte immer wieder ihre Hände, die er auch immer wieder küsste.
So saßen sie fast eine Ewigkeit. 
Als die Sonne versank, gingen sie ins Haus, er ging noch einmal zum Auto und holte ein Paket, welches er ins Haus trug.
Im Haus öffnete er es und zauberte ein paar Köstlichkeiten hervor, dann bereitete er, für sich und seiner Mutter, das Abendessen.
Er blieb eine ganze Woche, dann musste er wieder zurück, zu seinem Schiff.

Er kam nicht wieder, sein Schiff wurde versenkt, der Krieg war gnadenlos.
 


 

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