Katja Baumgärtner

Der Schneemann

Der Schneemann

 

Schnee

 

Es schneit. Die Schneeflocken tänzeln herunter, ganz leise.

„Schaut mal, es schneit!“, ruft Klaus und seine Mitschüler schauen aus dem Klassenzimmer!“
„Endlich!“; meint Lena erleichtert.

„Heute Nachmittag fahren wir Schlitten!“ und einige Kinder jubeln „Oder machen eine Schneeballschlacht!“ ruft Niklas.

„Nein, wir bauen einen Schneemann!“ wirft Herbert ein. Lisa beginnt zu singen: „Schneeflöckchen, weiß Röckchen....“
Die Lehrerin lässt die Kinder gewähren. Sie sitzen da und lernen eifrig bei ihr. Sie dürfen sich mal etwas gönnen, denkt Frau Ulrich.

Es klingelt. Die Stunde ist vorüber. Es ist Pause. Die Kinder stürmen auf den Pausenhof.

Einige stellen sich beim Bäcker an, der mit seinem Wagen angefahren ist. Sie schubsen sich gegenseitig aus der Reihe. Einige bestellen das, andere das. Viele haben auch ein Pausenbrot von zu Hause dabei.

Laura öffnet den Mund und hebt den Kopf in die Luft. Die Schneeflocken fallen in ihren Mund und verschmelzen gleich. Es schneit immer noch. Die Kinder freuen sich. Die Kinder sind dick eingeputzelt, tragen Mützen und Schals. Sie unterhalten sich und stehen in Grüppchen. Andere gehen wie in der jeder Pause einen Rundweg um die Schule. Die Lehreraufsicht steht da und schaut sich um und ist zufrieden. Es finden kaum Raufereien zwischen den jungen Leute in den Pausen statt. Die Kinder vertragen sich wie sonst immer auch.

Andrea tanzt um sich selbst und ruftin die Luft: „Hurra der Winter ist endlich da!“

 

Die Schüler sind heute besonders brav, so findet ihre Klassenlehrerin Ulrich. Bei den anderen Klassen scheint es nicht anders. Der Winter lässt lang auf sich warten. Es ist kurz vor Weihnachten und es schneite bis jetzt noch nicht. „Das wird eine weiße Weihnachten!“ freuen sich die Kinder Tim und Laura. In zwei Tagen gibt es Weihnachtsferien.

Schnell heute Nachmittag Hausaufgaben machen und dann raus. Die letzten Weihnachtsvorbereitungen laufen auch noch, denkt Tim. Laura und er tauschen sich im Gespräch wegen des Wetters und Weihnachten aus. Sie sind Geschwister und gehen auf die selbe Schule. Bis jetzt sind beide in der Grundschule. Tim in der 4ten und Laura in der zweiten Klasse.

„Gekauft haben wir schon etwas für Ma und Pa!“ meint Tim „Ich male noch für uns zwei eine Weihnachtskarte, Tim!“ erwidert Laura. „Ein Haus zwischen Tannenbäumen oder so! Von Schnee umhüllt!“ „Gute Idee, Laura. Ich male zur Krönung auch noch eine Karte. Dafür das Schnee dieses Jahr an Weihnachten liegt!“ergänzt Tim

„Schau, Laura. Dieses Reh im Schnee male ich!“ zeigt Tim auf ein Bild von Franz Marc.

„Wenn Du dir das zutraust, Tim. Ich könnte das nicht!“ „Ich bin ja auch zwei Klassen über dir, Laura!“ meint Tim dazu. „Und dann raus in den Garten und einen Schneemann bauen! Wir nutzen das mit dem Schnee aus, natürlich!“

„Wir malen heute Abend die Bilder, Laura. Wer weiß wie lange es noch so schön kalt ist und wir draußen spielen können!“ schlägt der Junge vor „Einverstanden!“ und das Mädchen schlägt mit ihrer Hand ein.

 

Nach den Hausaufgaben gehen die beiden in den Garten. Tim nimmt auf seine kleine Schwester Rücksicht. Sie beginnen Kugeln aus Schnee zu rollen. Erst ist es ein kleiner Schneeball, der immer größer wird. Dann kommt die zweite Kugel, dann die dritte Kugel, die von Kugel zu Kugel von der Größe kleiner wurden. Die kleinste Kugel wird der Kopf. Flatsch! Tim wirft zwischen drinnen Schneebälle. Das Mädchen fuhr auf. „Mensch, Tim! Du hast mich aber überrascht. Mitten ins Gesicht. Na warte!“ und Laura rennt Tim hinter her und wirft meistens daneben. Doch dann Flatsch! Ebenfalls in Tims` Gesicht. So bauen die Kinder den Schneemann und werfen sich ab und zu Schneebälle hin und her.

„Mama!“ Laura holt begeistert ihre Mutter herbei. „Unser Schneemann!“
Mutter Elsa schaut traurig zu ihren Kindern drein. „Wo sind den die Augen, die Nase und der Mund, einen Hut und einen Besen möchte der Schneemann auch noch haben, Kinder!“

„Haben wir gar nicht daran gedacht!“ erwidert Tim aufgeweckt. „Der Schneemann muss doch was sehen, riechen und einen Mund haben, um zu lachen, ihr beiden. „Ja!“ ruft Laura begeisternd.

Wir brauchen Steine für den Mund und die Augen, eine Karotte für die Nase und einen alten Hut von Papa!“ fährt Laura fort.
„Na, du sagst es, Laura. Ich hole euch alles aus dem Haus. Steine haben wir in der Garage genug!“, freut sich die Mutter.

„Übrigens wie wollt ihr den Schneemann nennen?“
„Kurt!“ ruft Laura begeistert. „Ja, Kurt!“ bestätigt Tim zustimmend.

 

 

Der Schneemann

 

„Der Schneemann guckt so traurig, Mama!“ fährt Laura am nächsten Tag fort. „Als fehle ihm etwas, Ma.!“ bemerkt Tim. Er hat alles was er braucht, Mama. „Laura lachte daraufhin. „Wir müssen ihn einfach nur ein lachendes Gesicht machen!“ Tim nickt.
„Na, dann macht mal, ihr beiden. Ihr kommt noch drauf, was der Schneemann braucht!“

Am nächsten Tag sehen die Kinder Kurt wiederum traurig drein schauen.

„Mama, was sollen wir machen? Unser Schneemann sieht nicht glücklich aus!“ sagt ihr Sohn enttäuscht.

„Der Schneemann braucht eine Schneenannfrau, Kinder. Baut ihm eine Schneemannfrau. Das wird ihm sicherlich fehlen. Er ist den ganzen Tag allein und hat niemanden zu reden. Er braucht seinesgleichen, mit dem er sprechen kann. Ihr habt bis Heilig Abend Zeit.!“

„Ja, Mama!“ nicken wiederum die Kinder und fangen an eine etwas kleinere Schneefrau für Kurt zu bauen. Erst die größere Kugel. Dann die mittlere Kugel, und dann der Kopf.

Mama wie macht man eine Schneemannfrau?“ fragt Laura. „Wir setzen ihr eine Mütze von mir auf, Laura und geben ihr einen alten Schal von mir!“, schlägt ihre Mutter vor.

„Sie braucht zwei Brüste doch noch, Mama!“ „Prima, Tim!“ bestätigte die Mutter freudestrahlend.

Gesagt, getan und so steht bei den Beimers ein Schneemann und eine Schneemannfrau im Garten an Heilig Abend.

An Heilig Abend vormittags gehen die Kinder zuerst in den Garten und sind zufrieden, als die den Schneemann und die Schneefrau sehen. Sie sehen beide nicht mehr traurig aus, und es scheint den Kinder als unterbrechen sie die beiden beim regen Unterhalten gerade, obwohl beide sich nicht bewegen und an einem Platz stehen. Die Schneemannfrau heißt übrigens Anne.

Es wird Abend. „Zeig mir, was du gemalt hast, für Mama und Papa!“

„Ja!“ und Tim geht in sein Zimmer und holt die selbstgemalte Karte. „Toll!“ schreit Laura leise auf und hielt die Hand vor dem Mund.

„Ich habe für Mama und Papa gute Pralinen gekauft!“ erwidert Tim stolz seiner Schwester.

„Ich beiden eine gutes Stück Seife!“ platzt Laura raus.

Heilig Abend und die Weihnachtsfeiertage verlaufen erstaunlich gut. Nach der Christmette kommt die Bescherung, Toastbrote werden gegessen, danach wird gesungen und für beide Kinder heißt es ab ins Bett zu gehen. Ihre Eltern bleiben noch etwas länger bei einem Glas Wein auf. Die beiden Weihnachtskarten der beiden Kinder stellen Vater und Mutter auf.

Alle vier freuen über den gelungenen Abend sehr. Laura bekommt ein Fahrrad und Tim einen kleinen Computer. Das wünschten sie sich natürlich beide von Herzen sehr.

 

 

Heilige Nacht

 

In der Nacht von Heilig Abend kommen sich Schneemann und Schneefrau sehr nah.

„Seht bei den Beimers! Wie schön der Tannenbaum erleuchtet war!“ strahlt der Schneemann.

„Und erst wie schön sie sangen!“ erwidert die Schneemannfrau.

„Es weihnachtet sehr!“ sagt der Schneemann lachend.

„Sie haben uns zum Glück erschaffen!“ antwortet der die Schneefrau.

„Wir wüssten gar nicht wie schön es hier zu stehen ist und was wir gerade alles genießen können!“ grinst der Schneemann.

„Ich bin dick angezogen!“ spricht Anne. „Und ich erst!“ antwortet der Schneemann. „Schau mal meinen schönen Hut!“ „Schau mal meine schöne Mütze!“ erwidert die Schneemannfrau.

„Wie schön, dass es uns gibt!“ spricht der Schneemann und dann schweigen beide.

 

 

Der Durchbruch

Der Winter hält so an. Es bleibt weiterhin kühl und es schneit ab und zu. Die Kinder gehen jeden Tag in den Garten und betrachten die beiden, Kurt und Anne und immer wieder kommt es Laura und Tim so vor, als unterbrechen sie den Schneemann und die Schneefrau als sie sich gerade unterhalten.

„Einbildung, Anne!“ antwortet Tim. „Sieh doch! Sie bewegen sich nicht! Sie stehen da wie immer“

„Aber“, stockt Anne. „Es kam mir fast so vor als sprachen sie miteinander. „Mir ja auch. Aber du siehst doch, sie bewegen sich nicht. Es kann doch nicht sein. Sie sind tot sonst hätten sie ´ne Seele.“

 

Die Schule beginnt wieder und die Kinder haben nicht mehr so viel Zeit, nach dem Schneemann und der Schneefrau zu schauen. Sie müssen sich noch mal ins Zeug legen vor der Zeugnisausgabe. Tim ist mit seinem Computer beschäftigt. Laura versucht das Reh von Franz Marc zu malen und anderes mehr. Sie bekam noch Aquarellfarben zu Weihnachten.
Ins Freie zu gehen, gerät ins Hintertreffen. Im Haus gibt es genug, um sich zu beschäftigen.

Auch Schlittenfahren ist beiden Kinder nicht mehr so wichtig und eine Schneeballschlacht ist unfair, die Schneebälle werden zu Eiskugeln, wenn man sie jetzt formt.

Die Kinder verstehen nicht, aber es taut. Der Schneemann und die Schneefrau fürchten sich.

Die Schneeglöckchen durchstoßen den mit schneebedeckten Boden. Es blinken gelbe und lila Krokusse heraus. Es wird wärmer, ohne dass es die Kinder bemerken. Es wird ihnen nicht bewusst was gerade geschieht und auch mit Kurt und Anne nicht. Der Schneemann und die Schneemannfrau hätten beide Kinder jetzt so gebraucht.

 

Frühlingsbeginn und das gute Ende

 

„Ich fühl´ mich irgendwie so anders an!“ spricht die Schneemannfrau Anne zu Schneemann Kurt.

Irgendwie so matschig, so schwach in meinem Schneekörper!“

Meine Brust sticht, Kurt!“

Kurt antwortet nicht und schweigt „Was ist das?, fragte sie und harkt nach. „Ich weiß nicht und hmm waren die Antwort. „Werde ich sterben, Kurt?“ „Nicht nur du, ich auch, Anne!“ unterbricht er sein Schweigen. „Wir werden uns auflösen. Der Frühling naht. Es wird langsamer wärmer, was nicht gut für ein Schneemann- und Schneemannfrauleben ist!“ spricht er sehr weise. „Wir sind alt. Wir lebten sehr lang im Gegensatz zu unser eins!“ führt er ruhig weiter.

„Ich habe dich in der Zeit lieben gelernt!“ sagt Anne ängstlich. „Ich lieb dich übrigens auch.“ „So ein unglückliches Ende für uns, Kurt. Wir haben keine Zeit unsere Liebe auszukosten. Ich wagte es die ganze Zeit nicht, dir es zu sagen!“ fährt die Schneefrau Anne unbeirrt weiter. „Abwarten!“ reagiert der Schneemann Kurt ruhig. Dann schweigen beide wieder. Sie vermissen die beiden Kinder. Vielleicht müssen wir deswegen sterben, denkt die Schneemanndame. Sie sagt aber nichts und schweigt weiterhin.

 

 

Es ist jetzt öfter himmelblauer Himmel. Schneemann Kurt und Schneemannfrau Anne fangen an zu schwitzen. Die Mütze und den Schal können sie nicht ausziehen. Sie können sich nicht vor der plötzlich eintretenden Hitze nicht wehren. Es ist sehr warm für die beiden und nicht wie bei den Menschen, die weiterhin Mütze, Schals, Handschuhe und dicke Wintermäntel tragen.

 

 

Die Fahrradfahrer starten mit Radeln wieder. Es wird wärmer und wärmer und Schneemann Kurt und Schneemannfrau bekommen keinen Besuch von den Tim und Laura, so sehr es sich Anne auch wünscht. Sie denkt sie seien die Rettung. Die zwei Kinder scheinen die beiden vergessen zu haben. Beide schauen traurig drein.

 

 

„Morgen wird es regnen!“ sagt die Mutter zu ihrem Mann . „Es gibt Glatteis, Hugo!“

„So ein Mist, da muss ich die Kinder zur Schule fahren und danach zur Arbeit flitzen. Aber wie bei diesem schlechten Wetter!“

„Wird schon schief gehen!“ sagt sie gelassen darauf. Sie ist ja Hausfrau und hat die Probleme nicht wie der Vater.

Am nächsten Tag regnet es.

 

„Nein....wir müssen sterben!“ schreit die Schneedame. „Ich schmelze!“ „Ich auch!“ schreit Kurt zurück. „Ich habe Angst.!“ so Anne. Ja, aber... „ Kurt kann kaum noch sprechen und fällt zusammen. Beide schmelzen in sich dahin. Es geht schneller als gedacht.

 

Die Kinder denken bei dem Regenwetter an Kurt und Anne. „Sind sie geschmolzen?“ und sie gehen nach der Schule hinter das Haus im Garten.

Anne weint. Der Schneemann und die Schneefrau sind weg. „Sie sind gestorben!“ „Nur geschmolzen!“ antwortetet Tim nüchtern. Die Mutter kommt heraus. Auf dem Boden liegen Karotten, die Mütze der Hut, Schals, Steine und die Besen.

„Mama, Kurt und Anne sind gestorben. Wir haben nicht mehr nach ihnen geschaut!“

„Seht sie haben sich vereint!“, spricht die Mutter erleichtert. Die Pfützen haben sich vermischt miteinander. Die beiden sind über den Tod hinaus ein Paar geworden. Das war ganz voraus zu sehen, Kinder! Das ist der Lauf der Natur. Es musste so kommen!“

„Glaubst du?“ und Laura wischt eine Träne von ihrer Wange. „Ja, sie haben sich vereint. Sie schienen miteinander geredet zu haben wie ihr annahmt.

Kommt Tim und Laura! Die beiden, Schneemann Kurt und seine Frau Anne hatten ein schönes Ende gefunden!“ und Laura und Tim drehen sich zur Mutter gewandt um und auf beiden Gesichtern ist ein Lächeln zu sehen.

Es blitzt die Sonne hinter den Wolken davor als die drei ins Haus gehen.

 

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