Nach gefühlten mehreren Jahren – tatsächlich sind es zwei der Pandemie geschuldeten – trinke ich Kaffee mit meiner besten Freundin und ihrem Mann. Der Kaffee stimuliert die Sinne, verbreitet einen anregenden Duft. Wir drei führen ein angeregtes, interessantes Gespräch. Bald darauf lässt Barbaras Mann uns alleine.
Barbara und ich begeben uns in ihr Zimmer. Ich stelle fest, ihr Zimmer regt mich mehr als der Kaffee an. In ihrem Heiligtum befinden sich Reichtümer. Nein, keine Diamanten. Die Perlen des Geistes sind ihre Bücher. Ich darf mir einige aussuchen. Danach ist ihre Galerie an der Reihe. Barbara malt schon längere Zeit, seitdem sie einen Malkurs eines jungen russischen Malers besucht, hat sie sich enorm weiterentwickelt.
Sie ist von Naturdarstellungen auf Menschen umgestiegen. Ihre Porträts beeindrucken mich zutiefst. Jedes Gesicht, ob Kind oder Greis, Frau oder Mann, drückt einen individuellen Charakter aus. Mit jeder Falte, Farbschattierung, Details wie Höhe der Stirn, Fülle der Lippen, einem besonderen Lächeln, Augenform sprechen mich diese Unbekannten unterschiedlichen Alters direkt an. Mir scheint, ich bin ihnen schon einmal begegnet. Ich erkenne ihre Traurigkeit und Kessheit, den Schalk in den Augen, ein verschmitztes Lächeln.
Besonders an den Augen – dem Spiegel der Seele – erkenne ich sofort ihre Tochter und an dem gleichen schalkhaften Lächeln. Barbara sagt öfter: „Wir sind nicht wie die anderen!“ Dabei hat sie genau diesen Schalk im Blick und lächelt schelmisch.
Ich bin beeindruckter von ihren Bildern als von den Werken renommierter Künstler im Museum Barberini. Unheimlich stolz bin ich auf sie, und sage es ihr auch. „Deine Bilder sind genial, sie gehören in eine Galerie.“ Doch Barbara redet ihr Talent klein.
Genial sei zu hoch gegriffen. „Na, gut“, sage ich, „talentiert.“ Was eigentlich nichts anderes bedeutet. Barbara lächelt wieder ihr schelmisches Lächeln.
Für meine Freundin, begabte Malerin, habe ich ein kleines Mitbringsel dabei, Postkarten-Sammlungen von Kandinsky und Chagall, sowie einen Mal-Block. Barbara freut sich.
Angeregt verlassen wir ihre Wohnung und begeben uns auf einen Spaziergang im Park in der Nähe. Nun ist es Zeit für ein persönliches Gespräch, mit vertrautem schelmischem Lächeln.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.01.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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