Heinz-Walter Hoetter

Tödliches Attentat auf den deutschen Bundeskanzler

Wichtiger Hinweis! Das ist eine fiktive Kurzgeschichte

 

 

 

 

Der Morgen in Berlin begann mit einem heftigen Regenschauer. Es war mittlerweile Mitte Februar geworden und der Winter ließ sich einfach nicht blicken. Dagegen verdeckten graue Regenwolken die meiste Zeit des Tages den trüben Himmel über Deutschlands Metropole. Die allgemeinen Temperaturen waren in der Tat viel zu warm für diese Jahreszeit und viele Menschen machte das Wetter krank.

 

Nichtsdestotrotz musste das Leben weitergehen und gegen die Klimakapriolen der Natur war noch kein Kraut gewachsen.

 

Wegen des miesen Morgenwetters hasteten die Stadtbewohner mit hochgezogenen Schultern und eng anliegendem Mantelkragen durch den regennassen Dschungel aus Straßen und Gebäuden. Niemand hatte auch nur einen Blick für den anderen. Deshalb bemerkte auch keiner die Gestalt, die aus einem schnellen Sportwagen in einer Seitenstraße stieg und wie beiläufig in der ungemütlichen Umgebung herumschaute.

 

Ein paar Sekunden später ging sie ans Ende des geparkten Fahrzeuges, öffnete den Kofferraumdeckel und holte eine länglich aussehende, schwarze Tasche daraus hervor. Die ominöse Gestalt, ein etwa fünfunddreißig Jahre alter Mann, schulterte vorsichtig das Gepäckstück und steuerte schließlich direkt auf den Eingang eines mittelmäßig aussehenden Hotels zu, das ganz in der Nähe lag.

 

Vor dem überdachten Eingang des schäbig aussehenden Hotels stand ein fettleibiger Portier, der den heran nahenden Mann aus wässerigen Augen aufmerksam beobachtete. Kaum stand der Gast vor ihm sagte er: "Hier wird im Voraus bezahlt! Eintragung in die Gästeliste nur auf Wunsch. Kostet allerdings etwas mehr. Ist das klar? Außerdem dulden wir keine Weiber auf dem Zimmer! Wenn Sie nicht damit einverstanden sind, dürfen Sie sich gleich wieder umdrehen und Leine ziehen. Sonst noch irgendwelche Fragen, mein Herr!"

 

"Ich akzeptiere natürlich. Ich werde ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten."


 

"In Ordnung. Dann gehen Sie bitte zur Kasse rüber! Die liegt genau in dieser Richtung, gleich gegenüber von unserem Standort hier. Dort wird man sie in Empfang nehmen", sagte der Portier und ließ den Mann mit der umgehängten Langtasche passieren.


 

Als der neue Gast vor der sich reserviert benehmenden Empfangsdame stand, fragte sie ihn sofort, wie er seinen Aufenthalt in dem Hotel bezahlen wolle.


 

Der Mann griff ruhig und gelassen in seine rechte Hosentasche, zog eine goldfarbene Bankkarte hervor und legte sie demonstrativ auf die Theke. Aufmerksam beobachtete er die Reaktion der Empfangsdame.


 

Hastig fingerte sie nach der Geldkarte, steckte sie geübt in den Schlitz eines vor ihr stehenden Computers und wartete ab was passieren würde. Einen kurzen Moment später weiteten sich ihre Augen und ihr Verhalten wurde schlagartig freundlicher. Offenbar befand sich auf der Kreditkarte eine ziemlich hohe Summe an Guthaben. Dann sagte sie: "Sir, wenn Sie es wünschen, gebe ich Ihnen unser bestes Zimmer oben im fünften Stockwerk. Von da aus haben Sie einen fantastischen Blick über die ganze Stadt, weil unser Hotel zudem noch auf einer kleinen Anhöhe steht und damit alle anderen Gebäude überragt. Ich sehe gerade, dass ein komfortables Zimmer in der fünften Etage noch frei ist."


 

Der Gast nickte wortlos mit dem Kopf und nahm die Codekarte für das besagte Hotelzimmer mit einiger Genugtuung entgegen.


 

Die Hoteldame zog derweil den Rechnungsbetrag vom Kartenguthaben ab und reichte sie mit einem gespielten Lächeln zurück.


 

Der neue Gast setzte sich in Bewegung und steuerte direkt auf den Fahrstuhl hinter ihm zu. Im fünften Stock stieg er aus und schlenderte den langen Korridor entlang. Irgendwie roch es hier oben nach abgestandener Luft. Aber das störte ihn nicht weiter. Endlich erreichte er die Tür mit der Nummer 5-10, zog die Codekarte durch den Schlitz des elektronischen Schlosses und stand nur wenige Sekunden später im tadellos hergerichteten Zimmer. Dann verriegelt er die Tür von innen leise, stellte seine Langtasche behutsam auf dem Boden ab und trat ans Fenster. Die Empfangsdame hatte recht gehabt. Der Blick über die Stadt Berlin von hier aus war perfekt. Fast so gut wie jede Straße und jede Kreuzung konnte er ohne Schwierigkeiten mit seinem Fernglas einsehen. Zufrieden ließ er sich schließlich auf das weiche Bett fallen, das in der rechten Ecke gleich neben dem Fenster stand.


 

Nach einer Weile rappelte er sich wieder auf, öffnete die lange Tasche und breitete den gesamten Inhalt vor sich auf der weichen Tagesdecke aus. Dann begann er damit, die einzelnen Teile nach und nach zu einer Waffe zusammenzubauen, die sich bald als ein schweres, hochmodernes Scharfschützengewehr entpuppte.


 

Nachdem alles zusammengesetzt war, kontrollierte der Mann ein letztes Mal seine Spezialwaffe und schraubte einen langen Schalldämpfer auf den Lauf, steckte das geladene Magazin mit der speziellen Uranmunition in den offenen Schacht und lud durch. Danach ging er zum Fenster, öffnete es vorsichtig und blickte angestrengt in die Tiefe.


 

In Gedanken ging er immer wieder den Plan durch, schätzte die ungefähre Entfernung zum Ziel ab und stellte sich seinen Fluchtweg vor, den er sich zurecht gelegt hatte, um unerkannt verschwinden zu können.


 

Plötzlich summte seine klobige Armbanduhr. Sekunden später baute sich ein farbiges Bild auf. Das flackernde Gesicht einer jungen Frau erschien. Das Bild stabilisierte sich.


 

"Hier spricht Madame Butterfly! MX, hören Sie mich?"


 

"Ja, laut und deutlich. Die Übertragung ist jetzt erstklassig und verschlüsselt. Wie ist die Lage, Madame Butterfly?"


 

"Das Ziel sitzt in einer gepanzerten Mercedes S-Klasse S 680 Guard. Es nähert sich jetzt der Kreuzung direkt vor ihrem Hotel. Es ist der zweite Wagen von insgesamt vier. Der gepanzerte Mercedes ist jetzt noch zwei Häuserblocks weit entfernt. Machen Sie sich bereit, MX!"


 

"Alles klar! Ich bin bereit, Madame Butterfly. Wo befinden Sie sich im Augenblick?"


 

"Eigentlich müssten Sie mich sehen können. Ich stehe auf dem Parkplatz gleich neben der Kreuzung hinter einem Baum. Also passen Sie auf, wohin Sie schießen, MX. Der erste Schuss muss sitzen. Ich bin nur dazu da, um den Abschuss zu bestätigen, damit unser Kunde sicher sein kann, dass alles wunschgemäß abgelaufen ist. Nach erfolgreicher Arbeit wird das Geld sofort auf das von Ihnen angegebene Konto überwiesen. So, das war es dann, MX."


 

"Keine Angst, ich bin einer der besten Scharfschützen und habe bis jetzt noch kein Ziel verfehlt. Ich mache ebenfalls Schluss. Das Zielobjekt nähert sich gerade der Kreuzung. Ich beende das Gespräch hiermit."


 

Ein leises Knacken kam aus dem Kopfhörer. Dann war Funkstille.


 

Der Scharfschütze stellte sich in aller Ruhe ans leicht geöffnete Fenster, positionierte das schwere Scharfschützengewehr am Holzrahmen und suchte durch das Zielfernrohr nach seinem Opfer. Bald hatte er den gepanzerten Mercedes im Visier und zoomte die ahnungslose Zielperson immer näher heran.


 

Es war der amtierende deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, der wie eine stumme Puppe auf dem Rücksitz direkt am Fenster saß. Seine Augen waren geschlossen, als würde er schlafen.


 

Der versteckte Scharfschütze drückte das Gewehr mit dem langen Zielfernrohr noch fester an seine Schulter. Der Zeigefinger seiner rechten Hand krümmte sich langsam um den Abzug. Die Ampel an der Kreuzung sprang plötzlich auf Rot und die Wagenkolonne musste anhalten. Der zweite Mercedes blieb ebenfalls stehen. In diesem Augenblick drückte der Mann ab und das Geschoss verließ lautlos den schallgedämpften Lauf des Gewehres, durchschlug mühelos das an sich stabile Panzerglas des Rückfensters und traf den deutschen Bundeskanzler direkt von vorne in den Kopf, der im gleichen Moment wie eine reife Melone zerplatzte.


 

Schwammige Gehirnmasse, Knochensplitter und ein riesiger Schwall Blut verteilte sich innen am Fenster und auf dem gesamten Rücksitz. Das Spezialgeschoss hatte das Rückfenster mühelos durchschlagen. Im nächsten Moment fiel der Oberkörper des getroffenen Bundeskanzlers leblos nach hinten. Eine Sekunde tat sich nichts. Dann, kurz darauf, raste die gesamte Fahrzeugkolonne mit hoher Geschwindigkeit und quietschenden Reifen über die Kreuzung zum nächstgelegenen Krankenhaus. Ein Polizeifahrzeug krachte in einen Kleinwagen. Passanten rannten in Panik kreischend auseinander und brachten sich in den umliegenden Hauseingängen oder hinter geparkten Fahrzeugen in Sicherheit. Überall Chaos.


 

Nach dem treffsicher abgegebenen Schuss zerlegt der Schütze sein Gewehr seelenruhig wieder in alle Einzelteile, verstaute alles akkurat in der schwarzen Langtasche, warf noch einmal einen prüfenden Blick aus dem Fenster, schloss es lautlos und verließ schnellsten das Hotelzimmer.


 

Am Ende des Korridors öffnete er eine Balkontür, stieg über die rückwärtige Feuerleiter runter in den Innenhof und verließ auf diese Weise den inneren Bereich des Hotels durch einen schmalen Torbogen.


 

Bald hatte er seinen ganz in der Nähe abgestellten Sportwagen erreicht, verstaute sein eingepacktes Scharfschützengewehr unter einer dicken Decke im Kofferraum und setze sich seelenruhig hinters Lenkrad. Dann startete er den Motor und fuhr davon.


 

Keine fünf Minuten später summte abermals seine Armbanduhr.


 

Ein weißes Bild baute sich auf. Eine automatisch generierte Stimme sagte:


 

"MX! Sie haben Ihre Arbeit perfekt zu Ende gebracht. Die Zielperson ist tot, was gerade überall in den Nachrichten zu hören ist. Unser Auftragsdienst hat das Finanzielle bereits veranlasst. Danke nochmals für die gute Zusammenarbeit! Wenn wir Sie wieder in Anspruch nehmen müssen, melden wir uns über einen sicheren Kanal. Bis dahin wünschen wir Ihnen alles Gute!"


 

"Na klar. Solange die Kohle stimmt, übernehme ich jeden Auftrag. Davon lebe ich ja. Ich hoffe daher, dass wir schon bald wieder ins Geschäft kommen werden."


 

In diesem Moment wurde die Nachricht unterbrochen. Das helle Bild verschwand und der Attentäter fädelte sich mit seinem Sportwagen in die Auffahrt einer Autobahn Richtung Süden ein.


 

Während der Fahrt dachte der Auftragskiller darüber nach, wie viel ihn wohl der letzte Abschuss finanziell eingebracht hatte. Das hing in der Regel vom Wert des Opfers ab, das zu beseitigen war, fiel ihm dazu ein und loggte sich mit einem ganz bestimmten Kennwort in sein Geheimkonto ein. Eine Summe von etwa 1,2 Millionen Dollar war erst vor wenigen Sekunden eingegangen.

 

„Ein hübsches Sümmchen, was der Kerl mir da eingebracht hat“, sagte er mit halblauter Stimme zu sich selbst und beschleunigte seinen Sportwagen noch etwas mehr.


 

ENDE

(c)Heinz-Walter Hoetter


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.01.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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