Francois Loeb

SCHNECKENPOST

Was es mit Langsamkeit auf sich hat zu erfahren in der neusten Wochengeschichte aus meiner Feder, Viel Vergnügen dabei:



Bin ich langsam unterwegs. Geniesserwanderung ist angesagt. Naturbeobachtung. Fallenden Blättern das Nachsehen schenken. Nicht wegschauen, wenn sie erneut in ein anderes, diesmal fliegendes Leben abheben. In Waldeseile verschwinden, obwohl mein langsamer Blick diese festhalten will. Es ihm jedoch nicht gelingt.

Da der schwielige Baum, dessen Rinde mich wie ein Magnet anzieht. Ich ihn berühren muss. Meinen Segen ihm geben. Oder er seinen mir. Für ein langes Leben. In Gesundheit wie die seine. Borkenkäferresistenz kann auch meinem Wohlbefinden dienen. Danke es ihm. Und meiner Langsamkeit, die mich jetzt lenkt.

Da! Ein Papiertaschentuch am Waldboden. Ach, sind Menschen unachtsam. Lassen alles liegen. Werfen es aus Geschwindigkeitsexzessen in die Gosse. Muss korrigierend eingreifen. Bücke mich. Komisch, das Tuch sieht glibberig aus. Kein Wunder: Nasenwasser. Hoffentlich ohne Viren. Doch ich habe der nebligen Witterung wegen Handschuhe an den Fingern. Hebe das Tuch auf. Erschrecke leicht, denn darunter eine rote Schnecke, vor denen ich mich stets seit meiner ersten Kindheit ekle. Nun Schnecke soll Schnecke bleiben. Auch wenn sie jetzt ihre Fühler, als seien diese Hörner eines Stiers ausfährt. Allmählich mir zuwendet und dann den Mund, wusste nicht, dass diese Spezies einen solchen besitzt, langsam in Schneckentempo öffnet und beginnt mich anzusprechen. Greife mir behandschuht an den Kopf. Kann nicht sein, dass ich die Schneckensprache verstehe. Doch gewissen Ausdrücken kann ich auch bei grösster Anstrengung keinen Sinn abringen. Muss am Dialekt liegen. Schneckenhochsprache, bitte die rote Schnecke mit mir fremd erscheinenden Lauten darum. Rede ich nun bereits das Idiom der Limassen? Mein Gesprächspartner oder ist es eine Partnerin räuspert sich. Hüstelt leicht. Öffnet erneut den Mund. Wiederholt nun in der Hochsprache der roten Schnecken:

"Kannst Du für mich eine Mitteilung auf die Schneckenpost bringen. Diese an die Weltbevölkerung befördern lassen. Bitte den Stempel DRINGEND zuvor anbringen. Die Botschaft ist kurz. Lautet: 
'NEHMT EUCH AN UNS EIN BEISPIEL! SEID LANGSAM. ACHTSAM. NEHMT EUCH ZEIT. SIE IST DAS GRÖSSTE GESCHENK DES HIMMELS. NICHT NUR DES LIMASSENHIMMELS!‘.
Danke, dass Du das weiterleitest. Bin dir dankbar für die Schneckenpost", bemerkt sie in langsamen, wohldosierten Hochsprachworten.

Und ein langwieriges Rechtsumkehrt vollführt meine Schnecke.
Verschwindet unter einem Blätterdach aus dunklem Moos. Mit meinen so fremd klingenden Lauten wünsche ich ihr ein langes Leben und ein sicheres Dach über dem Kopf.

Das alles erzähle ich aus der Vergangenheit. Hat sich vor 50 Jahren in meiner Jugend zugetragen. Brachte die dringende Mitteilung zur Schneckenpost. Hat leider leider noch nicht die Menschen erreicht.

Aber wir dürfen hoffen, dass die Schneckenpost eines Jahres sich erfüllen wird ....

 
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

 S C H N E C K E N   

Schnecken sich die Lippen lecken 
Die Stockzähne dabei 
Lächelnd blecken. 

Geschwindigkeit ergibt Windigkeit. 
Es wird langsam Zeit 
für Turboschnelle  
Langsamkeit. 

Die führt zur 
Endlichen 
Ewigkeit.

 
Herzlichst
François Loeb

Hat die Wochengeschichte gefallen? Dann das Vergnügen, bitte nicht mit Schneckenpost weitergeben, unterstehenden Link mit Ihren Netzwerken teilen oder weiterleiten, damit die Botschaft sich erfüllen kann, auch nach 50 Jahren!: 

Kurzgeschichten kostenlos + werbefrei erhalten: francoisloeb.com

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Francois Loeb).
Der Beitrag wurde von Francois Loeb auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.01.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Francois Loeb als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Diese Augenblicke - Lyrische Sichtweisen von Rainer Tiemann



Aneinander gereihte Augenblicke sind es, die letztlich das ausmachen, was man Leben nennt. Es gibt die schönen und die weniger schönen Augenblicke. Alle jedoch tragen dazu bei, dass sich Menschen erinnern. An manches gern, an manches weniger gern. Oft sind es die schönen Augenblicke, die uns Mut machen und nach vorn schauen lassen. In "Diese Augenblicke" setzt Rainer Tiemann seine Gedankenspiele des Lebens facettenreich durch diverse, unterschiedliche lyrische Formen um. Neben Prosa und Reimen in deutscher Sprache sind in diesem Lyrik-Band erstmals auch einige seiner fremdsprachlichen Gedichte zu finden. "Diese Augenblicke" ist Tiemanns drittes Buch, das im Engelsdorfer Verlag erscheint.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Science-Fiction" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Francois Loeb

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Wurzeln von Francois Loeb (Phantastische Prosa)
Der Tod ist der engste Verbündete des Lebens von Daniel Polster (Science-Fiction)
Abschiedsbrief von Carrie Winter (Trauriges / Verzweiflung)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen