Erika Schmidt

Trauer

Ich habe eine schlimme Zeit hinter mir, und auch noch vor mir. Schreiben tue ich das für alle denen es auch so geht. Im Herbst ist mein Mann gestorben, wir waren 56 Jahre verheiratet. Er war 79 Jahre alt und körperlich und geistig sehr fit. Wir hatten noch so viel vor, vor allem noch viele Reisen, die liebte er. Aber dann kam der Krebs. Schnell wachsend und unheilbar, auch Chemo half nicht. Er hatte nur neun Monate Zeit, er wurde regelrecht aufgefressen. Er war sehr tapfer, aber für mich ist die Welt zusammengebrochen. Ich schreibe das, weil es sicher viele Menschen gibt denen es genauso geht. Es ist sicher für niemanden ein Trost, aber oft hift es, wenn es andere auch durchmachen müssen
Ich verbringe meine Tage nun in einem gewissen Rhytmus, ich achte darauf, daß ich mich nicht hängen lasse, auch wenn es schwer fällt. Alle Arbeiten verrichte ich so als wäre mein Mann noch da. In jedem Zimmer habe ich ein Bild von ihm, und ich rede mit ihm über alles. Mancher wird denken, ich habe eine Macke, aber es tut gut, auch wenn keine Antwort kommt. Ich stelle ihm immer eine schöne Rose hin, vielleicht sieht er sie ja. Oft denke ich, er kommt ja gleich wieder. Mit diesem Irrtum muß ich nun leben.
Es gibt von vielen Freunden immer gute Ratschläge, helfen meistens nicht. Ich bin nun sehr viel alleine. Das Leben muß weiter gehen, für die Kinder und Enkel, die brauchen mich doch öfter mal. Bin froh, daß ich welche habe. Ich gehe viel spazieren, auch bei schlechtem Wetter, aber alleine bin ich trotzdem. Beim Einkaufen lasse ich mir viel Zeit, die habe ich ja nun.  Mein Mann hat in seinen letzten Wochen sehr leiden müssen, aber er war unheimlich tapfer, kein Jammern. Er hat auch so viel wie möglich für seinen Tod vorbereitet, wofür ich ihm hinterher sehr dankbar war. Bei dem vielen Schreibkram der dann kommt, und das ist sehr, sehr viel, hat man keine Zeit zum Grübeln.
Zwei Wochen vor seinem Tod hat mein Mann mit seinen letzten Kräften mir noch ein neues Auto gekauft, von dem Geld, daß für unsere Reisen gedacht war. Das war für ihn ein großes Anliegen. Ich brauche ein Auto, weil ich außerhalb der Stadt wohne. Das alte Auto war viel zu groß und auch Reparaturen wären nun gekommen. Nun habe ich einen ganz kleinen neuen Wagen mit 5 Jahren Garantie, mit weniger Steuern und Versicherungen und ohne Schulden. Das ist gut so, denn als Witwe wird das Geld schnell knapp, vor allem jetzt. 
Mancher wird nun sagen, was schreibt die da für einen Kram. Aber es tut gut, das alles von der Seele zu schreiben. Vielleicht ist es für manchen ja ein bißchen Trost, daß man mit seinem Seelenkummer nicht alleine ist. Nun muß es weiter gehen. Im Frühling gibt es im Garten Arbeit. Es ist sehr wichtig, daß man eine Beschäftigung hat, die Abende sind schlimm genug. Allen, denen es genauso geht wünsche ich viel Kraft, damit man selber nicht kaputt geht, das hätte der Ehemann oder Ehefrau sicher nicht gewollt.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.02.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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