Timon Kromer

Ypsilon

Ich schrie aus an alles, jene Frage, dessen Antwort bereits so vielen verborgen blieb: „Warum?“

Und alles schrie mir zurück. Mit allen Stimmen, in allen Klängen, jedes seine individuelle Antwort. Und jede Antwort leuchtete mir ein; Ja, so muss es sein!

Doch wo jede Erklärung richtig sein kann, können nicht alle Erklärungen richtig sein. Wie kann es auf solch simple Frage nur keine einzige Antwort geben?

Umgeben von alles, doch nichts in Reichweite; Ich habe alles in Reichweite, habe aber noch keinen Schritt gemacht. Warum?

Und alles versuchte es mir zu erklären. „Es war so: …“, sagte alles und erzählte doch nicht eine Geschichte. Und fertig sein würde alles niemals, denn wie soll die Erklärung denn ein Ende haben?

Was muss ich tun für die Wahrheit? Was habe ich getan für die Lüge?

Mir war bewusst, dass die Erklärung des alles nicht kurz sein kann, aber wie soll dieses alles denn unterschiedlich sein zu sich selbst?

Und was bin dann ich?

Bin ich die Lösung?

Kann mir alles geantwortet haben, wenn ich mir nicht selbst geantwortet habe?

Wie wird man etwas, dass nicht zu allem gehört?

Ich überlegte kurz und sagte dann laut: „Hallo alles, ich bin anders.“

Und alles grüßte mich zurück. Und dann fragte ich: „Was bin ich?“

Und alles antwortete. Laut. Anders… Alles musste stottern. Was war ich, wenn nicht alles? Und wie kann ich anders sein, wenn ich alles bin? Es gab nur eine Lösung:

 

Und alles verschwand. Und nichts kam.

Ich konnte anders als nichts sein, aber ich konnte nicht anders als alles sein. Und nur eines von uns durfte sein.

 

„Hallo nichts.“, grüßte ich, und das nichts grüßte nicht.

Das nichts hatte lange darauf gewartet zu sein. Und jetzt war es. Und es war nichts. Und es war alles.

Es war alles außer das Andere. Was war es? War es fast nichts? Oder war es auch fast alles?

„Wer bist du?“, fragte ich, und das nichts war nichts.

„Wo bist du?“, fragte ich, und das nichts war nirgends.

„Wann bist du?“, fragte ich, und das nichts war nie.

„Was bin ich?“, fragte ich, und das nichts wollte antworten, sagte aber nichts.

„Ich bin anders.“, sagte ich, und das nichts fragte: „Was bin dann ich?“

„Du bist nicht alles.“, sagte ich.

„Du bist nicht alles.“, sagte das nichts zurück.

„Weißt du warum?“, fragte ich, hoffnungsvoll.

Und das nichts antwortete mit keiner Stimme, und die Antwort war korrekt, doch ebenso unverständlich wie alles.

Nichts half nichts, es ging nicht.

„Du bist nicht nichts!“, schrie ich.

Und dass nichts fragte überrascht: „Was bin ich dann?“

„Ich bin nichts!“ schrie ich.

„Aber… du bist anders!“, schrie das nichts zurück.

„Und du bist etwas!“, schrie ich unbeirrt.

Und es stimmte. Solange ich nichts war, und doch anders als das nichts war, konnte das nichts nicht nichts sein. Es musste etwas sein.

 

Und nichts verschwand. Und etwas kam.

 

„Warum?“, fragte ich etwas.

Und etwas konnte antworten. Leiser als alles und lauter als nichts. Klar verständlich und einleuchtend. Etwas gab es die ganze Zeit. Ob es nichts oder alles gab zählte nicht, nur etwas war wichtig. Und etwas war da.

„Wo bist du?“, fragte etwas.

„Ich bin hier wo alles und nichts war.“, antwortete ich

„Wann bist du?“, fragte etwas danach.

„Ich bin dort wo etwas ist.“, antwortete ich

„Wie kann das sein? Etwas ist doch überall?“, fragte etwas verwundert.

„Dann bin ich überall.“, meinte ich.

„Was bist du?“, fragte etwas dann.

„Ich bin überall, nichts und etwas.“, antwortete ich und ich verschwand.

 

„Warum?“, fragte mich alles, nichts und etwas.

„Was bin ich?“, fragte ich.

„Du kannst nicht sein!“, meinten sie.

„Dann kann ich nichts sein.“, meinte ich.

Doch was war ich? Wenn das nichts nicht sein konnte, weil es etwas war, was nur Teil von allem war, und wenn alles…

„Ich bin anders.“, meinte ich schließlich.

„Und was sind wir?“, fragten sie.

„Ihr seid anders.“, sagte ich, und trennte sie.

Doch wo war ich jetzt. Ich konnte nicht nicht existieren, denn sonst wäre ich ja nichts, ich konnte nicht existieren, denn dann wäre ich ja etwas. Ich musste wohl alles sein.

 

Und ich trat hervor und schrie laut: „Warum?“

Und ich überlegte und antwortete und hörte mich selbst antworten, und hörte mich selbst mich selbst antworten hören. Ich antwortete als alles. Und alles antwortete unterschiedlich. Ich war immer alles.

Also kann es nichts anderes als mich geben.

Wieso musste ich nach dem Warum fragen? Alles wurde bereits erklärt. Ich muss mir nichts erklären, was nicht ich bin, denn es gibt nichts, was nicht ich bin.

Ich kenne die Antwort, ich kann sie nur nicht benutzen.

Was bin ich? Alles, nichts und etwas.

Wo bin ich? Überall und nirgendwo.

Wann bin ich? Jetzt, immer und nie.

Warum?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.02.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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