Aufruhr im Komödienstadl
Niederbayern anno 1953
Abschlussfeier im Kindergarten der „Armen Schulschwestern“ zu Masslkofen.
Um der Feierlichkeit den angemessenen Ausdruck zu verleihen, hatte sich Schwester Fina, neben Ringelreihen und Gesang noch etwas ganz Besonderes ausgedacht, - einen niederbayrischen Einakter.
Und da dem Scheiferl ein gewisses schauspielerisches Talent, -was er vor allem bei seinen kuriosen Ausreden immer wieder an den Tag legte-, nicht abzusprechen war, vertraute ihm die Ordensfrau die Rolle des Franzl‘s an, einem hofierenden Bauernburschen, der in geradezu unerschütterlicher Weise versuchte, seiner Auserwählten, dem Reserl, klarzumachen, dass nur er der richtige für sie sei.
Wobei die Konkurrenz natürlich darauf bestrebt war, das Reserl mit allen möglichen Machenschaften vom Gegenteil zu überzeugen.
Was allerdings, wie sich herausstellen sollte, gar nicht nötig gewesen wäre, weil in die Rolle des Reserl‘s ausgerechnet die Lindner Monika schlüpfen musste, die zum Scheiferl im wahren Leben ein eher kühleres Verhältnis pflegte.
Trotzdem, das bisherige, gemeinsame Einüben, verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Nun saß also die Elternschaft, gemeinsam mit den Schulschwestern im Zuschauerraum und sahen in gespannter Erwartung dem Auftritt ihrer Sprösslinge und Zöglinge entgegen.
Und der war, abgesehen von ein paar harmlosen Texthaklern, auch recht amüsant, bis es dann kurz vor der Schlussszene, zu jenem Tumult kam.
Mit hochrotem Kopf stand der Scheiferl vor seiner Auserwählten und bat sie, genauso wie es Schwester Fina‘s Textbuch wollte, um ihre Hand.
„I bin ein Bauernbua vom Land, und bitt recht schee um deine Hand. I hob a Feld, im Stoij a Kuah, eijtz brauchat e no di dazua!“
Ein Heiratsantrag, der eingeschlagen haben musste wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Das Publikum war begeistert… die Monika umso weniger…
„Schwester Fina“, krähte die plötzlich, „muass i den Affn echt heiratn?“
Daraufhin der Scheiferl, „Ja des muaßt, d’Schwester Fina hods g‘sagt, dass das woaßt du blede Kuah!“
Und mit einem überlegenen Blick auf Schwester Fina die etwas verdutzt ihre Brille zurechtrückte, „Geij Schwester Fina, des stimmt!“
„I heirat den owa ne“, fauchte die Braut, „und i di erst recht ne“ konterte der Bräutigam.
Eine kurze, leidenschaftliche Kontroverse, die im Zuschauerraum größte Heiterkeit auslöste.
…nichtsdestotrotz, die Vorstellung musste weitergehen…
Wie vorgesehen, nahm nun der Bruckmoser Kalle, der den Pfarrer spielen musste, den Platz hinter seinem Altartischchen ein, um dem aufmüpfigen Paar den kirchlichen Segen zu erteilen.
Doch es tat sich nichts, - rein gar nichts!
Der Kalle stand da, glotzte wie ein Rindvieh wenn’s blitzt, und sagte kein Wort.
Es schien als hätte er seinen Text vergessen.
Als ihm Schwester Fina zuflüsterte, wie es weitergehen sollte, schien auch er nicht mehr bereit zu sein, sich an die Vorgaben zu halten.
Zornig stampfte er mit den Füßen auf den Bühnenboden.
„Na, i mog nimmer mitspuin!“ „I mächt eijtz hoam geh und zom biesln muss i a!“
Nach dieser lapidaren Erklärung verließ er die Szene.
Schwester Fina gelang es aber die Situation zu retten, weil sie dem uneinigen Brautpaar sowie dem zuhöchst amüsierten Publikum kurzerhand erklärte, dass selbst ein Herr Hochwürden gelegentlich von menschlichen Bedürfnissen heimgesucht wird.
Dann eilte sie dem Rebellen hinterher.
Nach einer kurzen Pause war Hochwürden wieder einsatzfähig, und der Einakter fand dann, zur Zufriedenheit der Spielleitung und der Zuschauerschaft, doch noch ein versöhnliches Ende.
…unter tosendem Applaus verließen die Komödianten das Podium…
Warum auch der Kalle Sperenzchen gemacht hatte, stellte sich gleich nach der Vorstellung heraus. Er war ganz schwer beleidigt, - wo er doch „sooo narrisch gern“ den Bräutigam gespielt hätte.
Was der Monika wiederum, gar nicht so unrecht gewesen wäre, da sie sie sich ganz offensichtlich vielmehr zum Kalle hingezogen fühlte.
…ja meij, wo die Liebe eben hinfällt…
Aber allzu lange musste sie es nicht aushalten mit ihrem frisch angetrauten Ehegatten, und der Scheiferl auch nicht mit ihr.
Gleich nach der Vorstellung waren sie wieder geschiedene Leute.
…und dabei iß a bliem…
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.02.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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