Angelika Güth

Die Geisel

Eine Bande von Drogentransporteuren hatte am Wochenende eine junge Beamtin in einer Gendarmerie Station in einem Badeort als Geisel genommen. Die Gangster wollten damit wieder in den Besitz von 350 kg Kokain gelangen, das Gendarmen am vergangenen Donnerstag am Strand von Les Sables-d’Olonne beschlagnahmt hatten. Sie durchsuchten die Diensträume, brachen den Panzerschrank auf und nahmen die Beamtin als Geisel. Als sie dort nicht fündig wurden, ließen sie die gefesselte Beamtin zurück und flohen.

Die Geisel

 

Was ist passiert ? Mühsam setzten sich die Worte in ihrem Kopf in Bewegung, erreichten ihr Bewusstsein Marie  schwebte durch grau-wattige Unbestimmtheit. Ihr war übel, in ihrem Kopf dröhnte es. Wo war sie ?

„An den Füßen anfangen“, dachte sie. Sie bewegte langsam einen Zeh und dann noch Einen, ganz langsam. „Bloß keine schnellen Bewegungen“. Jetzt fühlte sie die steinerne Anspannung ihres Körper. In Gedanken rang sie um etwas Mut . „Okay,  ich kann die Zehen bewegen, spüre ich auch die Füße ? Ganz vorsichtig. Ja Ich kann die Füße spüren.“ Ein kleines Glück. „Wenn ich die Füße spüren kann,  finde ich auch die Verbindung zum oberen Teil des Körpers“..

Mit wiederkehrenden Sinnen wanderte sie behutsam in ihrem Körper aufwärts, spürte jetzt, dass sie auf etwas Hartem saß, aber das Sitzen stimmte nicht. Alles um sie herum war steif, etwas drückte ihren Oberkörper schmerzhaft zusammen.

Ein Geräusch lenkte sie kurz ab, erzwang jetzt ihre Aufmerksamkeit. Sie hielt den Atem an und lauschte auf einen Takt, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Er war regelmäßig, nicht laut, aber in der Stille, die sie einschloss, drang er in ihren Körper und tat weh. Sie suchte im Kopf, es strengte sie an; aber dann wusste sie es.

Ein Wasserhahn tropfte, schnitt die Stille schmerzhaft in hörgerechte Stücke.

Marie stöhnte leise, der ziehende Schmerz in Armen und Rücken sensibilisierte ihr Bewusstsein. Ihre Arme waren offensichtlich nach hinten gebogen, nicht zu bewegen. Ihr Rücken war zusammengepresst, steif. In ihrem schmerzenden Kopf trug sie zusammen, was sie spürte, wartete auf ein Bild. Und dann wusste sie es: Sie war an einen Stuhl gefesselt, ihre Arme waren nach hinten gebunden, ihr Oberkörper irgendwie an irgendetwas fixiert, ihr Mund war verklebt, ihre Augen waren verbunden. Sie war allein.

Die Angst kam schlagartig. Alles fiel ihr wieder ein: der Überfall, die Männer mit den Sturmmasken in ihrem Büro, eine braune Hand, der Wattebausch mit Äther, der sie wohl betäubt hatte. Sie suchte in ihrer Kehle nach Tönen, versuchte zu schreien, es gelang ihr nicht. Ihr Körper zitterte haltlos.

Kollegen fanden Marie kurze Zeit später und banden sie los.

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