Angelika Güth

Elvira

 

Eine „verrückte“ Aufgabe aus der Schreibwerkstatt. Alle genannten Namen sind fiktiv,

Aus der Zeitschrift FrauenBilder

Rubrik „Moderne Märchen“

Archibald von Hohen Tauern suchte eine Dame für eine Exkursion, um Schlangen zu beobachten und dann mit der Dame in den Abendhimmel zu reiten

Elvira Hase

 „Kasse 4 wird für unsere Kunden geöffnet“.

„Oh, jetzt muss ich aber“. Elvira Hase stapelt die restlichen Kartonagen aufeinander und eilt in die Aldi-Mitarbeiter-Toilette. „Mein Gott, sehen meine Hände wieder aus“, denkt sie. Beim Händewaschen schaut sie noch einmal in den Spiegel und zieht kess eine kleine Locke aus ihrem platinblonden Haar über ihre rechte Stirnseite. „Es muss doch einmal klappen“. Ihre ewige Sehnsucht, sie wartet auf DEN MANN. Den kobaltblauen Kittel zieht sie straff, knöpft ihn zu und lässt wie immer die letzten beiden Knöpfe offen, wegen der Bequemlichkeit an der Kasse. „Pah“, denkt sie noch „auf jeden Topf passt ein Deckel, irgendwann“, und eilt durch das dämmrige Lager zur Kasse 4.

„Frau Hase, Frau Hase, bitte“. „Mein Gott, ich komm ja schon“.

Die Schlange an der Kasse reicht schon bis zu der Gemüseabteilung. Ein kurzer Blick in die Gesichter, „keine Zeit, wie immer“, denkt sie noch, und dann klemmt sie sich hinter die Kasse. Der 3. Kittelknopf von unten platzt ab.

Während Elvira Knackwürste, Bauchspeck, Instantsuppen und Toilettenpapier über die Registrierkasse zieht, kommen ihr wieder alle möglichen Gedanken. Männer natürlich. Ja, sie kann denken und kassieren. 10 Jahre bei Aldi an der Kasse, da kann man das, oder sie kann das, weil...sonst würde sie vielleicht inzwischen graumäusig, verhärmt, und buckelkrumm sein, mit einem Dauer-Tennisarm.

Inzwischen sind noch 4 Kunden abzukassieren. Elvira schiebt das rote Schild über das Transportband, dass diese Kasse jetzt geschlossen ist. Gerade will sie sich aus dem engen Kassenbereich hochziehen, da schmeißt doch ein Kunde seine Aldi-Grill-Spezialitäten auf das Transportband, vor das rote Schild. Elvira will schimpfen, dem Mann sagen wo es langgeht, zur Kasse 2 nämlich. Sie blickt auf und kann plötzlich kein Wort herausbringen.

Vor ihr steht der Mann, wie sie ihn immer haben wollte. Klein, mit einem gemütlichen Bierbauch, knallroten Haaren. Mekki-Schnitt, unrasiert, aber total cool, findet sie. „Das ist er“, denkt sie hektisch und dann redet sie einfach drauflos. „Hallo Sie, haben Sie das Schild nicht gesehen, ich habe Mittagspause, Herr“....“Archibald von Hohen Tauern“, stellte er sich vor. Elvira weiß, sie fühlt es . „Jetzt passiert es“.  Ihre Wangen glühen, ihr Herz schlägt wie verrückt, sie beißt sich auf die Zunge und weiß nicht, wo sie ihre Hände lassen soll.

„„Gnädige Frau“, Archibald von Hohen Tauern blickt Elvira in die Augen, schlägt die Hacken zusammen und flüstert „bitte nicht schreien, bitte nicht lachen, aber ich muss Sie fragen, ich frage Sie einfach. Bitte können Sie“, Archibald holt tief Luft. „Können Sie..., äh, begleiten Sie mich morgen auf eine Exkursion um Schlangen zu beobachten? Genau Sie sind es, Sie will ich.“ Archibald von Hohen Tauern sieht Elvira nochmal tief in die Augen, schlägt wieder die Hacken zusammen, holt tief Luft, lächelt aufmunternd.

„Was für ein Mann, was für ein Lächeln, genau er ist es, ihn will ich“. Elvira nickt nur stumm, schließt die Augen und weiß, mit diesem Mann wird sie irgendwann endlich in den Abendhimmel schauen, nein reiten, und das hat sie sich doch immer gewünscht.

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