Angelika Güth

Kriegsbilder

 

Eine Aufgabe aus der „Kreativen Schreibwerkstatt“

Arbeitsvorlage, Bildvorlage: Kriegsbilder

Kriegsbilder, meine Gedanken

Die gezeigten gewalttätigen Bilder in eine Geschichte zu flechten, dagegen wehre ich mich. Ich lehne es ab, Schießen und Töten zum Thema einer Geschichte in der Schreibwerkstatt zu machen. Ich weiß, dass ich mich damit in einem Dilemma befinde, zwischen - dramatisch ausgedrückt –Pflichterfüllung und Ablehnung. Es könnte auch sein, dass
meine Phantasie eingeschränkt ist, zumindest, was diese Bilder betrifft, und das jemand etwas Witziges zu den Bildern schreibt und alle lachen. Das wäre in meinen Augen ein wahres Meisterstück.

Natürlich habe ich innere Bilder zu den Bildern. Ich sehe zum Beispiel einen klassischen „Wildwest-Film, in dem der Cowboy in einem Saloon erfährt, dass seine Braut sich gerade mit einem Anderen vergnügt. Er, aufgeputscht durch Schnaps und angestachelt von anzüglichen Bemerkungen seiner Saufkumpane, schnappt seine Pistole, die ja in Westernfilmen immer locker am Gürtel hängt, geht die hintere Treppe des Saloons hinauf, tritt die Tür ein und schießt...Bäng, bäng und tot. Es gibt tatsächlich immer noch mindestens einen Fernsehkanal, der Western zum Mittagessen zeigt, und diese wirken
so lustig, so witzig, dass der Zuschauer gar nicht merkt, wie viele Leichen am Ende „herauskommen“. Aber wahrscheinlich lockt die „lustige“ Western-Variante - für mich übrigens schon immer menschenverachtend - nur noch
die Alten „hinter dem Ofen“ hervor.

Die Bonanza-Grotesken sind längst abgelöst worden, durch neuartige Gewaltfilme und wirklichkeitsnahe Videospiele
aus den USA und China (wen verwundert es), in denen mit unfassbarer Brutalität alles „nieder gemacht“ wird, was sich auf dem Bildschirm bewegt. Und es gewinnt immer Derjenige, der die meisten Leichen „macht“. Grausamkeit und
Töten ist offensichtlich nichts Besonderes mehr; nichts, was erschreckt oder die Seele erschüttert, und wenn sich Jugendliche nach der Schule in Spielotheken treffen, dann üben sie schon mal das Spiel des Krieges, Schießen und Töten, und was sie beim Töten am Bildschirm empfinden, wer weiß das schon ?

Als unsere Nation beim ersten Golfkrieg an den Fernsehern saß, fühlte man sich, wie mittendrin im Kriegsgeschehen.
Die Schizophrenie der Bilder war nicht immer sofort klar, eher war es wie Kino.  Der Irakkrieg schließlich, räumte mit
allen ethisch-moralischen Schranken auf. Die Brutalität in den Bildern machte schockierend sprachlos. Ja, man hatte sogar Kriegsreporter bei Kampfeinsätzen dabei, denn jedes Detail von blutenden, im Todeskampf zuckenden Menschen sollte perfekt filmisch wiedergegeben werden. Welch eine dämonisches Vergnügen, oder ? Und wenn der von der
Kugel Getroffene nicht mehr agierte, musste auf jedenfalls die Blutlache in mehreren Einstellungen gezeigt werden.
Ja so war das, und wann immer der Wort Kollateralschaden benutzt wurde, und es wurde viel benutzt, wirkte es gar nicht grausam, mehr harmlos technisch, dabei ging es um Kriegstote.

Und das, was man da am Bildschirm verfolgen konnte, war ja nicht etwas nur für Generäle, nein, die ganze Welt wurde eingeladen, an Raketeneinschlägen, präzise fallenden Bomben, Selbstmord-Attentaten und gut funktionierenden Maschinengewehren teilzunehmen. Ob im Irak oder sonst irgendwo. Kriege, brutale Gewalt scheinen eine eigene Legitimation zu besitzen und sind ein guter Garant für hohe Einschaltquoten. Was für eine Welt.

Es mag Diese und Jene geben, die meine Gedanken undifferenziert, polemisch oder doof finden, trotzdem, ich lehne Gewalt ab, ob verbal oder körperlich, direkt oder indirekt. Gewalt ist niemals eine mögliche Option neben anderen Optionen und sie wirkt in der Seele, auch wenn sie nicht sichtbar ist. Ich könnte Seiten um Seiten füllen und über die Gewalt in unserer Gesellschaft schwadronieren, wo sie sich versteckt und wo sie so normal wirkt, dass sie schon
normal geworden ist. Ich könnte den Versuch machen, Ursache und Wirkung ausführlich von vielen Seiten zu beleuchten. Das aber will ich nicht.

Dies sind  nur meine Gedanken zu Kriegsbildern.

 

 

 

 

 

 

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