Timon Kromer

Heim

Kalt war es. Vielleicht 5°C. Mir war jetzt alles zu viel, ich wollte irgendwie nur nachhause kommen.

Meine Hände waren tief in meinen Taschen vergraben. Handschuhe hatte ich nicht. Und leider auch keine Mütze.

 

Und über mir der Mond. Er schien prächtig heute Nacht. Zwar kein Vollmond, aber fast genauso hell. Zumindest solange sich die Wolken fernhielten.

 

Vorne an der Kreuzung sah ich noch einen anderen Fußgänger. Er querte die Straße eilig, obwohl kein Auto in Sicht war.

 

Dann kam die Dunkelheit… Waren die Straßenlaternen ausgegangen? …

 

15 Minuten später erwachte ich auf der Treppe eines Hauseingangs. Ich zitterte. Keine Ahnung was passierte.

Als ich aufstand, sah ich vorne an der Kreuzung einen Fußgänger, der die Straße eilig überquerte. Ich verfolgte ihn mit meinen Augen, doch dann kam ein Auto. Ich wurde geblendet. Als das Auto vorbei war sah ich nach dem Fußgänger, konnte ihn jedoch nicht finden.

Ich schaute zurück. Das Auto war auch weg.

Vielleicht ist es irgendwo eingebogen?

Egal, ich musste weiter, es war immer noch kalt.

 

In 100 Metern Entfernung kam mir eine in einen Schal verhüllte Person entgegen.

Als wir uns trafen blieb ich kurz stehen und schaute ihr hinterher. Nach 10 Metern drehte sie sich um, schaute kurz zu mir, und lief dann weiter.

Als ich mich wieder umdrehte, kam eine weitere Person auf mich zu. Sie sagte kurz „Guten Abend“ und ging dann zügig weiter.

 

Ich lief ebenfalls weiter.

Bis ein Licht wieder direkt auf mich zu kam. Ein Fahrrad vielleicht? Ich ging etwas zur Seite und wartete. Dann hörte ich ein kurzes „Aaah!“ und ein Scheppern, und sah wie das Licht auf dem Boden aufkam und dann ausging.

Ich lief dorthin wo ich es zuletzt gesehen hatte, in der Hoffnung dem Fahrer helfen zu können, doch ich sah nur ein sich langsam wieder entfernendes rotes Licht.

Plötzlich schlug mir etwas gegen die Schulter.

„Tschuldigung, ich hab‘ Sie nicht gesehen.“, sagte plötzlich eine Stimme und ohne mich umzudrehen hörte ich wie sich Schritte wieder von mir entfernten.

 

Meine Ohren froren. Ich darf nicht so oft anhalten.

 

Vorne an der Bushaltestelle stand ein Bus. „Linie 14“, stand drauf.

Der Motor war an, doch im Bus war es komplett dunkel.

Während ich darauf zulief hörte ich das Zischen der Achsen und wie sich die Türen erst öffneten und dann schlossen.

Beim Vorbeilaufen schaute ich mir den Bus neugierig an. Als ich zur Vordertür kam, stellte der Motor ab und ging aus.

Ich konnte niemanden dort drinnen sehen. Ich verstand es nicht.

 

Meine Ohren fingen an zu schmerzen, und dort wo der Wind meine Handgelenke berührte, wurde es ebenfalls langsam unangenehm. Die Aussicht auf mein zuhause war ein großer Antrieb.

 

Ich schaute wieder auf den Mond. Er war fast hinter den Häusern verschwunden. Da sah ich auf einmal einen Schatten über das Dach schleichen.

Was war dort?

Plötzlich stoppte der Schatten. Hatte er mich gesehen?

Dann kam auf der Straße ein Fahrzeug. „Linie 14“ konnte ich hinter den Scheinwerfern lesen. Einen Fahrer konnte ich wieder nicht erkennen.

Und als ich wieder hochschaute, war der Schatten immer noch da. In derselben Position wie vorhin.

Es näherten sich auf einmal Schritte. Ich schaute dorthin wo ich dachte, dass dort die Schritte herkamen, doch auf einmal kam eine Person von hinter mir.

Beim Vorbeigehen murmelte sie „der Bus“, oder so ähnlich.

Der Schatten auf dem Dach war immer noch dort, doch ich glaube er hatte sich in der Zwischenzeit bewegt… irgendwie.

 

Dann… Dunkel. Zwei Minuten später fand ich mich weiter auf meinem Weg. Ich weiß nicht was passiert war. Ich drehte mich um. Da war nichts.

 

Irgendwo in der Entfernung hörte ich eine Gitarre. Leise Klänge in der Nacht.

Auf der anderen Straßenseite sprang eine Katze über einen Zaun und verschwand in einem Garten.

Ein Licht wurde hinter einem Fenster angeknipst und sofort danach wieder ausgeschaltet.

Der große Wagen stand fast vor mir.

Warum hatte es der Fußgänger vorhin so eilig? Es war doch gar kein Auto da?

 

„He, Sie!“, fragte plötzlich eine Stimme. Ich drehte mich um. Hinter mir kniete eine Person auf dem Boden. Hinter ihr lag eine weitere Person. Die Person auf dem Boden hatte einen Schal über ihr Gesicht gebunden.

„Ist alles okay bei Ihnen?“, fragte die Stimme dann.

„Ja… Mir geht es gut.“, antwortete eine erschöpfte Stimme.

Diese Stimme kam nicht von den beiden. Ich drehte mich wieder um. Vor mir überquerte ein Fußgänger die Straße.

Ich drehte mich wieder zurück.

Ich sah noch, wie eine mit einem Schal vermummte Person sich kurz zu mir drehte und dann um die Straßenecke verschwand.

Mein Hals fror.

Die Gitarre verspielte sich und verstummte kurz.

 

Dann begann sie wieder, aber diesmal aus einer etwas anderen Richtung.

Hier musste ich die Straße überqueren.

 

Jemand lachte.

 

Ich atmete.

 

Die Gitarre spielte.

 

„Tschuldigung“, sagte eine Person.

 

Dann Vogelgeflatter.

 

Ich lief schneller.

 

Hinter mir hörte ich zwei Personen mit synchronisierten Schritten auf mich zu laufen.

Kurz bevor sie zu mir kamen, überquerten sie die Straße, und kurz sah ich eine Person unter der Laterne. Wo die andere war, weiß ich nicht.

Dann hupte ein Auto.

 

Beim Weitergehen kam ich zu einer Person, die bewusstlos auf dem Bürgersteig lag. Ich kniete mich neben sie.

„Sind Sie okay“, fragte eine Stimme.

Ich schaute hoch.

Da war niemand.

Die bewusstlose Person murmelte: „Der Bus…“ Und ich sah, wie auf einem Dach gegenüber einem Schatten vor den Mond sprang.

 

Dann rannte eine andere Person zu uns. „Na komm, ich helfe dir auf.“, sagte sie.

Als die bewusstlose Person wieder stand, sagte die zweite: „Gehen wir nach Hause. Es ist zu kalt, und wir haben keinen Schal.“

Die Bewusstlose murmelte irgendetwas zustimmendes, und die beiden stiegen vor mir in ein parkendes Auto und fuhren davon.

 

Der Schatten auf dem Dach kletterte herunter und klingelte an einer Tür. Ein Licht ging darüber in einem Fenster an und wieder aus. Dann fuhr das Auto, dass gerade erst wegfuhr vorbei. Der Schatten war danach wieder auf dem Dach und machte Taubengeräusche.

 

Eine Person von hinter mir rannte mich fast um. An einem Gurt hatte sie eine Gitarre auf dem Rücken. Die Person fragte mehrfach, wo ihr Bus sei.

 

Ich lief weiter.

 

Ich überquerte eine Kreuzung eilig, obwohl noch kein Auto zu sehen war. Hinter mir fuhr ein Bus drüber.

 

Auf der anderen Straßenseite lief ein Fußgänger. Unter einer Straßenlaterne hielt er an und schaute mit seinem verhüllten Gesicht kurz zu mir, drehte sich dann wieder weg und rannte in Richtung Kreuzung.

Eine Katze sprang von einer Mauer vor mir auf die Straße.

 

Dann dunkel… Und ich stand vor meiner Haustür. Ich klingelte bei mir. Niemand ging ran.

Ich öffnete die Tür. Im Treppenhaus klang Gitarrenmusik. Jede Stufe machte unter meinen Schuhen ein lauteres Geräusch als die vorige. Ich musste nach oben in den zweiten Stock. Die Gitrarrenmusik kam aus dem Keller. Und sie kam näher. Jeder meiner Schritte hatte dort unten ein Echo.

20 Stufen bis zum Ziel.

Vor einer fremden Wohnungstür stand eine Person. Sie sah mich kurz an, und verschwand dann hinter der Tür. Dabei murmelte sie „14“. Hinter der Tür kam ein lautes Summen heraus.

Die Gitarrenmusik hatte sich verspielt und stoppte.

 

Als ich auf der letzten Treppe oben ankam, sah ich gerade noch, wie zwei Personen hinter der Tür gegenüber von meiner verschwanden. Ich hörte: „Hier, jetzt sind wir zu Hause.“

 

Ich schaute die Treppen nach unten. Dort unten schaute mich eine vermummte Person aus dem Keller aus an. Als sie mich sah, verschwand sie unter der Treppe.

 

Ich schloss meine Tür auf. Beim Hereintreten sah ich durch das Fenster, wie ein Bus um eine Straßenecke bog. Ich schloss die Tür. Etwas klopfte. Durch den Türspion sah ich nichts.

 

Ich zog meine Jacke aus und schloss die Fenster. Hinter dem letzten Fenster sah ich, wie ein Schatten auf der anderen Seite des Nachbardachs verschwand. Der Mond war jetzt kaum noch erkennbar.

 

Ich ging ins Badezimmer und ließ mir ein Bad einlaufen. Ich stieg hinein. Draußen hörte ich das Zischen eines Buses. Dann dunkel.

Ich schlief in der Badewanne ein. Die Nacht war noch lang, doch ich war bereits fertig. Unter mir erklang eine Gitarre… und stoppte.

 

Draußen ruft eine Taube. Und fliegt davon.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.02.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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