Peter Kröger

Wunden

Jemand musste zugeschlagen haben, denn eine hübsche, quellrote Narbe zierte meine Stirn. Vielleicht war ich frech gewesen. Ich war oft frech und hatte längst damit aufhören wollen, doch es war einfach zu verlockend, von Zeit zu Zeit Karen zu necken und herauszufordern. Dafür nahm ich Platzwunden in Kauf, das war alles.

Heute  räumte Karen den Tisch ab, heute war sie dran. "Die Heidenreich hat ein Buch geschrieben", raunte sie wie nebenbei, Teller und Tassen gekonnt balancierend, "gefühlvoll, mit Herz, Seele und Verstand, verstehst du?"
"Was du nicht sagst", murmelte ich, "ihr passt gut zusammen". Das war das Startsignal. Das Geschirr fiel zu Boden. Karens Faust traf meine Stirn. "Verarschen", schrie sie hysterisch, "verarschen kann ich mich selbst."

Ich ging ins Bad und bestaunte im Spiegel die frische Wunde. Ganze Arbeit, wie immer, dachte ich. Diese Frau! Wild, unbezähmbar. Aber wo war sie jetzt? Wo war Karen? Vermutlich beim Nachbarn. Jedenfalls klang es so durch die dünne Wand. Das Luder! Nun denn, die Blutung war zum Stillstand gekommen. Auf dem Wohnzimmertisch lag die Heidenreich. Ich legte mich aufs Sofa, las im Schutzumschlag und lauschte. Nebenan ging es hoch her. Sie waren das Leben wert,  Karen, die Heidenreich, das Lauschen, all das, dachte ich. Es konnte immer so weitergehen. Wenn die neuen Wunde heilte, stand sie im rechten Winkel zur alten. Zufall? Es gab keinen. Oder doch? Lautlos rutschte Heidenreich zu Boden. Ich tastete nach ihr. Meine Hand griff ins Leere. Nebenan waren sie fertig. Der Erfolg hatte viele Gesichter. Mehr als eines jedenfalls, dachte ich. Ich kratzte mir die Eier und staunte.

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