Brigitte Waldner

Statt des Osterhasens kam der Dieb

und klaute die Stahl-Wellblechplatte
eventuell verzinkt, hellgrau, aus schwerem Material,
zerbricht bei Hagel nicht, kann man drübergehen.

Diese Qualität ist heute im Handel nicht mehr erhältlich
und daher auch preislich mit heutigen Platten

in diversen Qualitäten und Größen nicht mehr vergleichbar.

Der Opa hat eine Menge Stahl-Wellblechplatten gekauft,
um damit die Außentreppe zu überdachen
und weiters Holzstapel vor Regen zu schützen.
Er selber hat die Arbeit gemacht.
Der Nachbar hat eine Stahlplatte nach der anderen geklaut.

Die Platte war so schwer, dass ich sie kaum tragen konnte,
ich habe sie nur am Boden gezogen,
wenn ich sie bewegen musste.
So eine riesige Platte von 200 cm Länge und fast 90 cm Breite
steckt einer doch nicht einfach so unter die Jacke
und trägt sie heim, wie eine Tafel Schokolade.
Er muss sie über den Zaun heben,
da braucht es schon vier kräftige Hände
und eine Aufpasserin, den Sohn und die Frau des Seniorräubers.
Sie sind ein im Diebstahl, Raub und Vergiftungen sehr erfahrenes Team.

Die grüne Abdeck-Gewebeplane hat er auch mitgeklaut,
darin dürfte er sie eingewickelt haben.
Ich muss jedes Jahr mehrmals neue Planen kaufen,
um meinen Holzstapel zuzudecken,
weil sie der Nachbar immer wieder klaut.
So wie er eine Plane braucht, klaut er meine.
Ich kann sie anhängen mit so viel Draht, wie ich will,
aber sie verschwindet trotzdem.

Und jetzt wieder eine Wellblech-Stahlplatte.
Ich konnte eine ganze Woche nicht schlafen,
so hat mich das aufgeregt.
So eine Platte, wie damals, von so guter Qualität,
gibt es nicht mehr zu kaufen, aber ähnliche ab 17 Euro
bis über 60 Euro plus Frachtspesen pro Platte.

Was rege ich mich so auf?
Die Abdeckplane kostet auch nicht die Welt,
trotz der erhöhten Preise nach dem Corona-Regierungs-Desaster.
Als ich den Preis sah, ging es mir sofort besser.
Nur ich kaufe keine mehr für die Nachbarn.
Der Nachbar ist glücklich, dass er mich wieder hintergangen und
bestohlen hat und lief mit der Platte vor meinen Augen
provokativ durch seinen Garten,
wie ein Kind mit dem Palmbuschen, dreimal um sein Haus.

Er allein hat sie getragen. Was der für Kräfte hat und täuscht vor
und täuscht vor, krank zu sein.
Gott sei Lob und Dank,
dass sich die Polizei um solche geringe Delikte nicht kümmert.
Das fällt nicht unter Diebstahl, sondern unter Nachbarschaftsstreit,
obwohl wir gar keinen Streit haben,
wir reden ja nicht miteinander,
außer wenn er mal wieder Drohungen macht
und da sag ich nicht viel, ich will ja nicht,
dass er mich ermordet. Das Risiko ist hoch. Sehr hoch.
Er stand ja schon mit dem Revolver vor meinem Bett
um ein Uhr in der Nacht in 2018.

Die Wellplatten aus Kunststoff hatten wir früher auch,
bevor wir die Stahl-Wellblechplatten kauften,
die hat uns der Nachbar auch geklaut und beschädigt,
deswegen hat mein Opa dann die aus Stahl gekauft,
in der Meinung, dass sie zu schwer sind,
davon getragen zu werden.
Erwerbsmäßigen Dieben ist nichts zu schwer.
Am Gründonnerstag habe ich selber gesehen,
wie der Räubersohn bleischwere Beute nach Hause schleppte,
am helllichten Tag, um 17.35 Uhr unter Aufsicht seiner Eltern.

Gott sei Lob und Dank, dass er immer wieder wehrlose Opfer findet,
bei seinen nächsten Nachbarn, rund um ihn herum,
und noch immer unbescholten ist,
weil die Polizei nicht zuständig ist.
Im Gegenteil, man wird fertiggemacht,
wenn man versucht, ihn anzuzeigen,
dass man beim nächsten Mal gerne nichts mehr sagt
und lieber neu kauft,
damit er das auch wieder entwenden kann.
Man ist einfach nicht in der Lage, nachzuweisen,
was dieser Mensch und seine Familie alles verbricht,
weil man selber nicht so kriminell denken kann,
wie diese Leute handeln. Man fällt immer wieder darauf herein.
Und sie leugnen immer alles.

Bis man es merkt, dass man beklaut wurde,
wenn man es überhaupt merkt,
sind die Videoaufzeichnungen von der Überwachungskamera
längst gelöscht und überspielt.
Die Gebote Gottes gelten offensichtlich für Nachbarn nicht.
Aber frage nicht, wenn ich das machen würde…
da hätte ich wohl nicht so viel Narrenfreiheit.
Da bleibe ich doch lieber ein anständiger Mensch,
bevor ich mit so vielen Sünden leben würden wollen.
Die Kusine des Seniorräubers hatte nur einen Sohn,
dieser hat sich im Alter von 45 Jahren
im Corona-Lockdown das Leben genommen.
Man hat nie erfahren, warum. Er hinterließ einen Kleinkind-Sohn.
Ich denke, ich habe so meine Gedanken dazu.

Text  und Foto: © Brigitte Waldner

Text aktualisiert

Das Foto zeigt eine solche Stahl-Wellblechplatte,

die geklaute war allerdings nicht rostig nach meiner Erinnerung.

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.04.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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